Roller-Streife

Norderneyer Polizei testet erste E-Scooter

Norderneyer Polizei testet erste E-Scooter

Norderneyer Polizei testet erste E-Scooter

dpa
Norderney/Norden
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Die Polizistinnen Franziska Schrader (r) und Constanze von Garrel fahren auf E-Scootern im Fährhafen. Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa

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E-Scooter sind in größeren Städten praktische Fortbewegungsmittel - auf der Insel Norderney probiert die Polizei nun die Stehroller als Einsatzfahrzeuge aus. Die Beamten sehen gleich mehrere Vorteile.

Auf der Nordseeinsel Norderney sind Polizistinnen und Polizisten künftig erstmals in Deutschland mit E-Rollern als Einsatzfahrzeuge auf Streife unterwegs. Die für die ostfriesische Insel zuständige Polizeidirektion Osnabrück übergab am Mittwoch im Rahmen eines Pilotprojektes im Fährhafen in Norden-Norddeich (Landkreis Aurich) zwei E-Stehroller und zwei zugehörige, induktive Ladestationen an die Inselpolizisten. Die E-Scooter würden nun für ein Jahr «auf Herz und Nieren geprüft», sagte Polizeipräsident Michael Maßmann bei der Übergabe.

Die Fahrzeuge, die auf eine Höchstgeschwindigkeit von bis zu 25 Stundenkilometern und eine Reichweite von rund 20 Kilometer kommen, sollen etwa im Streifendienst eingesetzt werden, aber auch bei Fahrten zu Vernehmungen oder Anzeigenaufnahmen - für Festnahmen sind die Fahrzeuge wegen fehlender Transportmöglichkeiten dagegen weniger geeignet. «Zum Glück ist die Festnahmesituation eine Ausnahme für die Polizei», sagte der Leiter des zuständigen Polizeikommissariats in Norden, Ingo Brickwedde. «Es gibt viel mehr Bürgerkontakte als Festnahmen.» Blaulicht und Martinshorn fehlen bei der Ausstattung.

Es sei der Anspruch, eine moderne Bürgerpolizei und jederzeit ansprechbar zu sein. Dabei könne auch ein innovativer und umweltfreundlicher Fuhrpark helfen, sagte Brickwedde auch mit Blick auf weitere E-Polizeifahrzeuge, die auch auf anderen Inseln im Einsatz sind. «Das sind Geräte, die Bürgernähe schaffen, denn man kommt über solche Geräte ins Gespräch», sagte der Polizeichef. Die Insel Norderney sei mit seinen vielen Urlaubsgästen für den Test ein geeignetes Pflaster. «Wir wollen ja im Gespräch bleiben und hören, wo es Sorgen und Probleme gibt.»

Erstmalig wird mit den E-Scootern auch das induktive Laden des Akkus, also ohne Kabel und Stecker, erprobt. Dazu werden die Roller auf eine rund 25 Kilogramm schwere Bodenplatte geschoben, in der Wechselstrom durch eine kleine Spule läuft. Zusammen mit der Spule im Trittbrett des Rollers beginnt das Laden dann automatisch - rund zwei Stunden dauert es, bis das Gerät voll geladen ist. Die salzige Luft und das eher raue Nordseeklima sollen der Technik laut Hersteller wegen der fehlenden Kontakte und Steckverbindungen nicht zusetzen.

Die Polizei verspricht sich von der Technik einen zeitlichen und logistischen Vorteil. «Wenn sich das bewährt, dann kann das ein Meilenstein in der Entwicklung von Streifen- und Einsatzfahrzeugen für die Polizei werden», sagte Polizeipräsident Maßmann. Die Kosten für Roller mit Ladestation liegen pro Stück bei rund 2200 Euro.

Auch auf anderen Ostfriesischen Inseln haben Beamte in den vergangenen Jahren schon Erfahrungen mit innovativen oder teils auch ungewöhnlichen Polizeieinsatzfahrzeugen gemacht. Auf Borkum nutzt die Polizei bereits seit 2017 ein geländegängiges Elektro-Motorrad, auf Norderney gibt es E-Streifenwagen und auf der Nachbarinsel Juist wurde Ende 2019 ein E-Quad samt Blaulicht und Martinshorn zunächst auf Probe in Dienst gestellt. Nach einem Jahr bewertete die Polizeidirektion diesen Test positiv, sah aber noch Nachbesserungsbedarf etwa bei der Akkuleistung des Gefährts.

Die Polizeidirektion Osnabrück verfolgt nach eigenen Angaben seit fünf Jahren eine Strategie, die Mobilität ihrer Beamtinnen und Beamten umweltfreundlicher und nachhaltiger zu gestalten. Zum Fuhrpark zwischen dem Teutoburger Wald und den Inseln gehören seitdem insgesamt 57 E-Autos, ein Wasserstoff-Streifenwagen in Osnabrück, 45 Pedelecs, 3 Speed-Pedelecs und 3 E-Motorräder.

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