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Sprachtraining bei Hannelore: Deutsche SønderjyskE-Handballer lernen Dänisch

Sprachtraining bei Hannelore: Deutsche SønderjyskE-Handballer lernen Dänisch

Deutsche Handballprofis lernen Dänisch

Sonderburg/Sønderborg
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Patrick Volz (l.) und Lucas Rehfus Foto: Karin Riggelsen

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Die Handballer Patrick Volz und Lucas Rehfus gehören seit Kurzem zur Ligamannschaft von SønderjyskE. Wie wichtig Dänisch für sie ist, und wie Lehrerin Hannelore Holm aus der deutschen Minderheit den Sportlern sprachlich auf die Sprünge hilft.

Vor anderthalb Monaten konnte der Handballverein SønderjyskE zwei neue Spieler aus weit entfernten Gegenden Deutschlands am Alsensund willkommen heißen: den 1,96 M großen Lucas Rehfus (21) aus Köln, und den erfolgreichen Torschützen des „HBW Balingen-Weilstetten“, Patrick Volz (25) aus Konstanz. 

Für die Spieler der Positionen Rückraum links und Linksaußen begann im dänischen Königreich ein ganz neuer Lebensabschnitt: Sie befanden sich plötzlich in einem fremden Land, und hatten mit einer anderen Kultur und nicht zuletzt auch mit einer ganz anderen Sprache zu tun.

Alles sehr offen 

Der Wechsel in ein anderes Land war für beide eine spannende Sache. „Man ist anfangs schon ein wenig nervös. Aber es war mit viel Vorfreude verbunden. In all den Gesprächen hier im Verein war es immer so, dass alles sehr offen ist und ich sofort ein Gemeinschaftsgefühl hatte. Deshalb habe ich mich die ganze Zeit sehr willkommen gefühlt“, so Lucas Rehfus. 

Das Training und der Umgangston – ob in Deutschland oder Dänemark – sind eigentlich nicht sehr unterschiedlich. „Aber ich glaube, die Dänen fluchen mehr“, so Rehfus lachend.

Lucas Rehfus Foto: Karin Riggelsen

„In Deutschland ist es wohl ein wenig mehr vorgeschrieben, was man wann tut. Hier gibt es mehr Gemütlichkeit und auch mehr Verantwortung“, pflichtet ihm Patrick Volz bei. 

Die beiden kamen schnell in Kontakt mit ihren Teamkollegen. Bei der Sprache mussten sie aber bislang auf Englisch ausweichen. Auch bei einem zufälligen Treffen auf der Treppe wird auf Englisch gejoked und gelacht. „Wir versuchen jetzt schon, ein wenig Dänisch einzubauen. Manche reden aber auch Deutsch“, so Lucas Rehfus. 

Dänisch muss sein

Mit einem Abstand von 616 und 1.027 Kilometern befinden sich die beiden weit weg von ihrer Heimat. Aber eines wussten sie: Sie wollen unbedingt Dänisch lernen.

Ich freu mich voll darauf, Dänisch zu lernen und die Sprache dann auch nutzen zu können. Ob ich das lerne oder nicht, war für mich überhaupt kein Thema. Ich habe das immer als Chance gesehen.

Patrick Volz

Diesen Unterricht hat eine erfahrene Kraft übernommen: Hannelore Holm, die frühere Konrektorin der Deutschen Schule Sonderburg, Vollblut-Nordschleswigerin, Lehrerin, und nicht zuletzt auch eine begeisterte Handballspielerin und selbst ein großer Fan von SønderjyskE. Sie macht diese Art Sprachenunterricht schon seit zehn Jahren.

Hannelore Holm und die beiden Handballer Lucas Rehfus und Patrick Volz Foto: privat

„Ich hatte schon einen Schweden, Holländer, Franzosen und mehrere Deutsche. Der Unterricht dauert meist ein halbes Jahr – dann verlassen einige wieder SønderjyskE. Aber ich genieße es, mit den jungen Leuten zusammen zu sein“, meint Hannelore Holm. 

„Für mich ist es auch eine Frage der Integration“

Lucas Rehfus hat sich für drei Jahre bei SønderjyskE verpflichtet. Er ist in Sonderburg in eine eigene Wohnung gezogen. Patrick Volz hat bei SG Flensburg-Handewitt einen Vertrag unterschrieben und ist für lediglich ein Jahr an SønderjyskE ausgeliehen worden. Anschließend wird er drei Jahre beim grenzüberschreitenden Verein der norddeutschen Förde-Stadt spielen. Er wohnt daher in Flensburg.  

„Ich freu mich voll darauf, Dänisch zu lernen und die Sprache dann auch nutzen zu können. Ob ich das lerne oder nicht, war für mich überhaupt kein Thema. Ich habe das immer als Chance gesehen“, so Patrick Volz.

Patrick Volz Foto: Karin Riggelsen

„Ich will es lernen, weil ich ein paar Jahre hier in Sonderburg sein werde. Ich brauche es dann vielleicht auch ein wenig mehr als Patrick, der dann wieder in Flensburg ist. Aber dort gibt es ja auch viele Dänen“, so Lucas Rehfus.

„Für mich ist es auch eine Frage der Integration – dass wir uns hier integrieren. Die Sprache lernen gehört einfach dazu. Wo wir in den deutschen Vereinen früher spielten, sahen wir es wohl aus einer anderen Perspektive. Vorher waren wir mittendrin und nun sind wir es, die etwas lernen müssen. Das ist überhaupt nicht verkehrt“, erklärt Patrick Volz. 

Dinge richtig aussprechen nicht einfach

„Für mich ist es angenehm, dass wir zu zweit sind. Das ist interessant und lustig. Man merkt, dass es einem nicht nur selbst schwerfällt, sondern auch dem anderen schwieriger vorkommt, die Dinge richtig auszusprechen. Es macht einfach mehr Spaß, das Ganze zu lernen“, so der Kölner. Der 21-Jährige wird in Kürze sein Fernstudium an der deutschen Hochschule Fresenius fortsetzen. Patrick Volz hat seinen Bachelor in Wirtschaftswissenschaft gemacht.

Die beiden Handballer im Gemeinschaftsraum Foto: Karin Riggelsen

Hannelore Holm hat sich zu Beginn des Dänisch-Unterrichts auf verschiedene Begriffe und Ausdrücke im Handballspiel konzentriert. In der dänischen Sprache gibt es Dinge, die nicht ausgesprochen, quasi verschluckt werden. Auf Deutsch wird alles ausgesprochen. „Aber es macht einfach super Spaß“, meint Hannelore Holm. Auch für sie ist es wichtig, dass die Handballspieler den Unterricht selbst wollen. Nur so kann das Sprachprojekt ein Erfolg werden.

Das Vokabular fehlt

Ihr Weg auf der dänischsprachigen Landstraße ist aber noch weit. „Ich sage bislang nur hallo“, so Patrick Volz. „Ich frage auch nach der Uhrzeit“, so Lucas Rehfus. „Mein Gefühl sagt mir, dass ich jede Woche mehr verstehe. Aber zum Selbersprechen fehlt mir das Vokabular“, meint Volz. 

Rehfus hat erlebt, dass ihm auf seine dänische Ansage auf Deutsch geantwortet wurde. Aber niemand muss verzweifeln, so der Kölner: „Wenn sie mich nicht richtig verstanden haben, dann fragen sie halt auf Englisch noch mal nach.“

Im Schnitt haben die beiden Handballer einen Tag in der Woche frei. Ansonsten verbringen sie ihre Tage mit Krafttraining, Handballtraining oder den Spielen. 

Noch richtet Lucas Rehfus seine Wohnung in Sonderburg ein und genießt die Semesterferien: „Man trifft sich dann mit den anderen Jungs, geht an den Strand oder spielt Volleyball. Alles, was Jugendliche in ihrer Freizeit so machen.“

Mit anderen unterhalten können

Ihr Ziel ist es, sich einfach ein wenig mit anderen unterhalten zu können. Wenn man beim Handball weiß, was Sache ist und nicht mehrfach alles nachfragen muss, das ist schon ein Gewinn. 

Für Rehfus ist es der erste Wegzug von zu Hause. Patrick Volz hat schon mal in einem anderen Verein gespielt. Damals konnte er aber am Wochenende nach Hause fahren. 

Die zwei Handballer erhalten von Hannelore Holm zweimal die Woche eine Stunde lang Dänischunterricht. 

 

Die dänische Sprache vollen diese beiden deutschen Handballer von SønderjyskE unbedingt lernen. Foto: Karin Riggelsen
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Leitartikel

Gwyn Nissen
Gwyn Nissen Chefredakteur
„Anhaltende politische Dürre in Nordschleswig“