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Simon Poulsen: Eine große Karriere geht zu Ende

Simon Poulsen: Eine große Karriere geht zu Ende

Simon Poulsen: Eine große Karriere geht zu Ende

Hadersleben/Haderslev
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Simon Poulsen im Duell mit dem Niederländer Dirk Kuyt bei der WM 2010. Foto: dpa

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Simon Poulsen hat sein letztes Spiel gemacht und wird bei SønderjyskE eine Trainerfunktion übernehmen.

Nach 18 Jahren auf höchstem Niveau ist Schluss. Simon Poulsen hat mit sofortiger Wirkung seine Karriere beendet. Die Lust zum Weitermachen war da, doch am Ende hat sich der Kopf gegen das Herz durchgesetzt.

„Wenn man mit den Fußballschuhen an den Füßen gefragt wird, ob man weitermachen will, ist man voller Gefühle und hat selbstverständlich große Lust, weiter Fußball zu spielen. Da spricht das Herz, aber ich muss eingestehen, dass der Körper nicht mehr so mitmacht wie früher. Da ist nicht viel mehr rauszuholen“, sagt Simon Poulsen: „Ich hätte vielleicht noch ein halbes Jahr dranhängen können, aber wer weiß, was dann passiert wäre. Ich habe meine Spiele gemacht und kann auf hohem Niveau aufhören, aber es ist klar, dass ich nicht mehr auf meinem Topniveau bin.  Ich  habe gespürt, dass die Zeit reif ist aufzuhören, und als mir der Klub das Angebot präsentiert hat, ist mir der Entschluss leichter gefallen.“

Simon Poulsen erzielte das erste Tor, als SønderjyskE 2005 erstmals in die Superliga aufstieg. Wenige Monate später wurde er an den FC Midtjylland verkauft. Foto: Karin Riggelsen

Der 34-Jährige wird bei SønderjyskE in den Trainerstab eintreten und nicht nur für vorerst zwei Jahre neben Niels Lodberg die Rolle des zweiten Assistenztrainers von Glen Riddersholm übernehmen, sondern als sogenannter „Transitionstrainer“ mit den jungen Talenten des Vereins arbeiten und diese auf den Übergang zum Profi-Fußball vorbereiten. 

„Meine Karriere hat bei SønderjyskE begonnen und geht jetzt auch hier zu Ende. Es bedeutet mir sehr viel, dass ich hier meine neue Karriere beginnen werde. SønderjyskE ist mein Herzensklub“, so Simon Poulsen: „Ich habe schon gegen Ende meiner Karriere gemerkt, dass ich gerne mit jungen Talenten arbeite und habe als einer der älteren Spieler bei PSV und SønderjyskE versucht, meine Erfahrungen weiterzugeben.“

„Simon Poulsen ist wohl der Größte, den wir bei SønderjyskE hatten. Mit seinen sportlichen und menschlichen Qualitäten ist es uns wichtig gewesen, ihn im Klub zu halten“

Hans Jørgen Haysen, SønderjyskE-Sportchef

Der Ulkebüller kann auf eine großartige Karriere zurückblicken, die als 16-Jähriger im Trikot von HFK Sønderjylland begann, als Torschütze in einem Pokalspiel gegen Aarhus Fremad.

„Man fragt sich immer, ob man unterwegs stets die richtigen Entscheidungen getroffen hat, aber unterm Strich bin ich sehr froh und zufrieden damit, was ich als Fußballer erreicht habe“, sagt der 34-Jährige: „Ich blicke auf viele Höhepunkte zurück. Mein Debüt als 16-Jähriger, zwei Meisterschaften in Holland und eine Teilnahme an einer WM und einer EM. Ich denke, ich kann mir schon erlauben, mir selbst auf die Schulter zu klopfen. Ich bin stolz darauf, dass ich 31 Länderspiele für Dänemark gemacht  und  an zwei Endrunden teilgenommen habe. Das ist großartig, obwohl meine Zeit nicht nur voller Höhepunkte gewesen ist. Ich bin nicht immer der Publikumsliebling gewesen.“

Simon Poulsen bei seinem Länderspiel-Debüt 2007 in Duisburg gegen Deutschland im Gespräch mit dem Nordschleswiger. Foto: DN-Archiv

Der Linksverteidiger war bei der Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika und der Europameisterschaft 2012 in Polen/Ukraine an zwei Gegentoren beteiligt, die für seine Popularität nicht förderlich waren. Nicht nur hier landete er in der Rolle des Sündenbocks.

„Es ist nie schön, so massiv in der Kritik zu stehen, aber wir befinden uns in einem Beruf, wo  alle eine Meinung zu deinen Leistungen haben. Das muss man so hinnehmen. Die Nationalmannschaft spielt nur selten, und da ist es nicht möglich, Fehler schnell zu reparieren. Ich war bei der WM 2010 am Eigentor gegen Holland beteiligt, und das hat mich seither verfolgt. Ich habe aber gute Unterstützung von Morten Olsen und auch von meinen Mannschaftskameraden in der Nationalmannschaft bekommen. Die Kritik ist nicht immer berechtigt gewesen, aber ich denke, sie ist für meine Familie härter gewesen als für mich.“

Eine dicke Haut musste der Ulkebüller auch in seiner Zeit bei Sampdoria Genua haben, wo er anderthalb Jahre auf der Ersatzbank oder der Tribüne schmoren musste.

Simon Poulsen für den PSV Eindhoven in der Champions League gegen den VfL Wolfsburg. Foto: dpa

„Irgendwo kann ich schon bereuen, dass ich zu Sampdoria gewechselt bin. Zu dem Zeitpunkt war es aber die richtige Entscheidung. Sampdoria war in die Serie A aufgestiegen und hatte einen Plan. Der Trainer wollte mit offensiven Außenverteidigern spielen, wurde aber schnell entlassen. Auf die Zeit in Italien könnte ich gut verzichten, aber andererseits habe ich daraus viel gelernt. Das war ein mentaler Test, meine härteste Zeit als Fußball-Profi, und ich bin stärker rausgekommen.“

Im Rückspiegel betrachtet, hätte er sich anders entscheiden müssen.

„Ich hätte in meiner Karriere gerne die Erfahrung Premier League gemacht. Das ist die größte Liga, und ich habe mit zwei Klubs gesprochen, aber daraus wurde nichts, auch weil ich mich anders entschied. 2012 gab es Gespräche mit Aston Villa, 2014 mit Newcastle“, erzählt Simon Poulsen.

Die Karriere geht für Simon Poulsen dort zu Ende, wo sie auch begann. Foto: Karin Riggelsen
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