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Torjäger Luijckx lässt sich durch einen Sieg nicht blenden

Torjäger Luijckx lässt sich durch einen Sieg nicht blenden

Torjäger Luijckx lässt sich durch einen Sieg nicht blenden

Hadersleben/Haderslev
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Foto: Karin Riggelsen

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Kees Luijckx warnt nach dem Ende der langen Durststrecke: „Für mich ist noch längst nicht alles gut“

„Glaube keiner Statistik, die du nicht selber gefälscht hast“, sagte einst Winston Churchill. Zahlen können nach Belieben eingesetzt werden, so auch bei den SønderjyskE-Fußballern, die am vergangenen Spieltag mit einem 3:0-Erfolg die lange Durststrecke mit zehn Spielen ohne Sieg beenden konnten. 

Umgekehrt haben die Hellblauen in der laufenden Saison nur 6 von 15 Spielen verloren, und 5 der Niederlagen waren lediglich mit einem Tor Unterschied. Kees Luijckx hat aber nicht das Gefühl, dass die Medien ein zu hartes Urteil über die SønderjyskE-Mannschaft fällten und von einer Krise sprachen.

„Wenn man zehn Spiele in Folge nicht gewinnt, macht man etwas falsch. Es wäre dumm, die Augen vor den Fakten zu verschließen. Für mich ist nach dem Sieg in Odense noch längst nicht alles gut. In den ersten 30 Minuten hätten wir das Spiel schon verlieren können, aber nach der taktischen Umstellung haben wir auch gezeigt, dass wir vor keiner Mannschaft in der Liga Angst haben müssen“, sagt der 31-jährige Niederländer vor dem Heimspiel am Sonntag ab 16 Uhr gegen den FC København: „Sechs Niederlagen sind schon zu viel, und in den vielen Niederlagen mit einem Tor Unterschied können wir sicherlich etwas Positives finden, aber auch Negatives. Wir haben zu viele Gegentore zugelassen, und viele davon in den letzten Minuten. Pech war sicherlich auch dabei, aber man kann nicht zehnmal in Folge Pech haben. Es ist schwer zu sagen, weshalb wir so viele späte Gegentore hinnehmen, aber mir fehlt bei uns der Killerinstinkt. Man muss sehen können, von wo die Gefahren kommen. Da müssen wir uns verbessern, sonst wird das eine lange Saison.“

Kees Luijckx ist in erster Linie fürs Toreverhindern verpflichtet worden, strahlt aber am anderen Ende große Torgefahr aus und führt mit fünf Treffern die Torschützenliste von SønderjyskE an.

„Ich hatte das Glück, bei Standardsituationen richtig zu stehen“, lacht der Niederländer, der aber in seiner dritten Saison im hellblauen Trikot nicht nur wegen der Tore immer wichtiger wird. Der Verteidiger übernimmt immer mehr Verantwortung und gehört zu den Leitwölfen.

„Ich habe mit der Zeit sicherlich eine andere Rolle in der Mannschaft bekommen, obwohl ich auf dem Platz nichts anderes mache, als was ich vom ersten Tag an gemacht habe. Leute, die in der Hierarchie ganz oben waren, haben uns verlassen, aber es ist jetzt nicht so, dass ich versuche, mich in eine neue Rolle zu drängen. Das ist meine Natur, dass ich auf dem Platz und außerhalb Verantwortung übernehme“, meint Luijckx, dessen Vertrag bei SønderjyskE zum Saisonende ausläuft. 

 

Foto: Scanpix/Wengler

Der Klub hofft  mit Sicherheit auf eine Vertragsverlängerung, Luijckx fühlt sich in Hadersleben wohl, lässt aber alles offen, wo es nach der Saison mit seiner Ehefrau und zwei Kindern hingeht. Abenteuer gab es schon einige. Der Niederländer kickte bereits in Griechenland und Ungarn, nahm mit der niederländischen Auswahl am olympischen Fußball-Turnier 2008 in Peking teil. Luijckx kam nicht zum Einsatz und konnte von der Seitenlinie aus mitverfolgen, wie seine Mannschaft im Viertelfinale knapp am späteren Olympiasieger Argentinien mit Lionel Messi, Angel di Maria und Javier Mascherano scheiterte. 

Der Höhepunkt seiner Karriere war allerdings der Gewinn der holländischen Meisterschaft 2009 mit AZ Alkmaar. Teamkamerad war damals wie heute Simon Poulsen.

„Ich kenne Simon sehr gut, und es ist doch lustig, dass wir uns hier wiedersehen und hier auf Holländisch verständigen können. Wir sprechen immer noch oft über die alten Alkmaar-Tage“, erzählt Kees Luijckx über die legendäre Saison unter Louis van Gaal: „Van Gaal wollte in der Saison davor seinen Vertrag schon auflösen. AZ war nur  Zwölfter geworden,  aber die Spieler haben ihn zum Bleiben bewogen. Es sind nur zwei, drei Auswechslungen vorgenommen worden, aber plötzlich entstand eine Gruppendynamik, und wir sind von Sieg zu Sieg spaziert. Ich war keineswegs ein wichtiger Spieler im Team, nur ein Ergänzungsspieler, aber es ist ein Privileg, unter van Gaal trainiert zu haben. Ich habe sehr viel gelernt, und die Erfahrungen unter ihm machen einen großen Teil von dem Spieler aus, der ich heute bin. Das Niveau war so gut, und dieses Niveau habe ich nie mehr erreicht.“
Luijckx hat großen Respekt vor van Gaal.

„Van Gaal kümmert sich sehr um seine Spieler. Er stellt hohe Ansprüche an sich und verlangt auch sehr viel von seinen Mitarbeitern. Er ist nicht immer nett zu den Leuten, aber wenn du alles einbringst, liebt er dich – vor ihm muss man Respekt haben“, sagt Kees Luijckx und fügt hinzu, dass sein alter und neuer Teamkollege Simon Poulsen in den Niederlanden größeres Ansehen genießt als hierzulande: „Simon war zu seinen Alkmaar-Zeiten einer der besten Außenverteidiger in der holländischen Liga und vom Typ ger ganz anders als die übrigen Ausländer, offen und immer lächelnd.“ 

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