Jahrestreffen Südschleswig

„Årsmøder“ in Südschleswig: Minderheiten sollten im Fokus der EU sein

„Årsmøder“ in Südschleswig: Minderheit sollten im Fokus der EU sein

„Årsmøder“ in Südschleswig

Britta Tästensen
Apenrade/Flensburg
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Foto: Martin Ziemer/Flensborg Avis

Das diesjährige Jahrestreffen (Årsmøderne) in Südschleswig stand im Zeichen des Nordens. Die vielen Redner, darunter auch viele dänische Politiker, sprachen das Thema Minderheitenpolitik als Beispiel für ein friedliches Miteinander an. Dabei wurde auch eine höhere Priorisierung von Minderheitenfragen in der EU gefordert.

Eva Kjer Hansen: „Die EU sollte die Minderheiten priorisieren” 

Die Ministerin für Gleichstellung und Fischerei sowie für nordische Zusammenarbeit, Eva Kjer Hansen, war Hauptrednerin des diesjährigen Jahrestreffens in Flensburg, der dänischen Minderheit in Südschleswig. In ihrer Rede sprach sie die großen Probleme vieler Minderheiten in Europa an und betonte dabei, dass viele Länder sich nicht an die Standards von Kopenhagen halten – unter anderem,wie Minderheiten behandelt werden sollten. Dazu hatte sie ein Rechenstück mitgebracht, welches besagt, dass wenn man alle Minderheiten Europas zusammenlegen würde, dann wären diese genauso groß wären wie die größten Mitgliedsländer der EU.

Die EU beschäftige sich laut Kjer Hansen kaum mit Minderheiten und überlasse dies den Mitgliedsländern. „Die Verhältnisse der Minderheiten sollten innerhalb der EU priorisiert werden”, so Kjer Hansen, und es sollte ihrer Meinung nach einen Kommissar für Minderheitenfragen in der EU geben. 

Auch die regionalen Problemstellungen wurden angesprochen – hierunter vor allem die Grenzkontrollen und der Wildschweinzaun. „Es sollen keine Barrieren herrschen. Wir müssen versuchen, den Ärger und die Schwierigkeiten, die mit diesen neuen Maßnahmen verbunden sind, zu vermindern.“

(Auszug aus Flensborg Avis/ Ausgabe 27. Mai 2019)

Peter Jon Larsen: „Vertrauen ist die Grundlage unseres friedlichen Zusammenlebens”

Die nordischen Länder müssen zusammenhalten, um die Globalisierung in die richtige Richtung zu leiten, so der Generalsekretär des „Foreningen Norden” (Nordische Union), Peter Jon Larsen, beim Jahrestreffen in Tönning. „Wir leben heute in einem friedlichen Miteinander, an einem Ort, wo Feinde Freunde geworden sind. Wir leben in einer Region, die größtenteils die friedlichste ist; sowohl der Norden und Südschleswig und diese Region – es ist ja die friedlichste Region der Welt. „Grundlage für dieses friedliche Zusammenleben sind drei Dinge: Vertrauen, Vertrauen und Vertrauen. Vertrauen schaffte laut dem Generalsekretär Freundschaften – auch wenn diese nicht von einem Tag auf den anderen entstehen.

Laut Larsen haben wir mit diesen Werten gemeinsam die Möglichkeit, die Globalisierung zu beeinflussen. „Wenn wir es nicht tun, dann werden die Werte von anderen die Globalisierung beeinflussen.” Das sollte ernst genommen werden, und deshalb sollten wir alle zusammenhalten – von Südschleswig bis Nordschweden, von Ostfinnland bis zum westlichen Grönland. 

(Auszug aus Flensborg Avis/ Ausgabe 27. Mai 2019)

Benny Engelbrecht (S): Ein warmer Gruß aus dem dänischen Folketing

Mit seiner Rede wollte der frühere Steuerminister Benny Engelbrecht ein Signal senden, dass trotz allem, was politisch im Folketing geschieht, Dänemark weiterhin an der Bonn-Kopenhagener Erklärung festhalten wird. „Wir unterstützen euch, so lange ihr uns unterstützt. Wir müssen uns gegenseitig an die Dinge erinnern, die uns verbinden und was wir voneinander lernen können“, so Engelbrecht. Dieses sehe er jedoch auch mit einer ökonomischen Brille, da Dänemark in Form des Studien-Stipendiums (SU) in die Ausbildung junger Menschen investiert. Dänemark bekomme jedoch auch vieles zurück, denn viele Südschleswiger, die in Dänemark ausgebildet werden, bleiben auch dort, bekommen einen Job und geben somit auch vieles an die dänische Gesellschaft zurück.

(Auszug aus Flensborg Avis/ Ausgabe 27. Mai 2019)

Mette Bock: Der nordische Geist verbindet die Minderheiten

Das Jahrestreffen in Flensburg steht im Zeichen des Nordens. Die Sprecher betonten dabei, wie der Norden zwischen den Ländern Brücken baut. Mette Bock sprach bei dem Treffen einen Rat an die Minderheit in Südschleswig aus: Diese sollte auf das fokussieren, was sie verbindet, anstatt auf das, was sie unterscheidet, und verwies dabei auf die Zusammenarbeit der nordischen Länder. Dort habe man laut Bock Unterschiede überwunden und sich auf gemeinsame Wege konzentriert. 

(Auszug aus Flensborg Avis/ Ausgabe 27. Mai 2019)

Jon Hardon Jensen: Man kann sowohl als auch sein 

Der Nationalismus ist auf dem Vormarsch, und die nordischen freiheitlichen Werte stehen dabei unter Druck. Der SSF-Vorsitzende Jon Hardon Hansen forderte die Südschleswiger dazu auf, von denen Abstand zu nehmen, die eine Monokultur schaffen wollen und deutete dabei auf die Partei hin, die im dänischen Wahlkampf offensichtlich gegen demokratische freiheitliche Werte angehen möchte. „Wir haben einen Frieden mit unseren Nachbarn geschaffen – und zwar dauerhaften Frieden; den gilt es weiterhin zu beschützen.”  

(Auszug aus Flensborg Avis/ Ausgabe 27. Mai 2019)

Anni Matthiesen (V): „Wenn möglich, werde ich meine Arbeit nach der Wahl im Südschleswig-Ausschuss fortsetzen“

Die Vorsitzende des Südschleswig-Ausschusses, Anni Matthiesen, hatte sich trotz hektischen Wahlkampfes Zeit genommen beim Jahrestreffen in Harrislee teilzunehmen. Die Zusammenarbeit mit der dänischen Minderheit sei bereichernd gewesen für sie sowohl Mensch als auch als Politikerin. Laut Wahlforschern sehe die Wahl für Matthiesen gut aus und somit auch die Möglichkeiten, ihre Arbeit im Ausschuss fortzusetzen. 

(Auszug aus Flensborg Avis/ Ausgabe 27. Mai 2019)

Carl Holst: Eine engere kulturelle Zusammenarbeit im Grenzland

Die Festredner in Kupfermühle waren sich einig, dass eine engere grenzüberschreitende Zusammenarbeit nötig ist. Der frühere Vorsitzende für die Region Süddänemark, Carl Holst, äußerte in seiner Rede, dass die Zusammenarbeit über die Grenze, historisch gesehen, oft von einem praktischen Zugang geprägt gewesen sei. Beispielsweise, als man auf beiden Seiten der Grenze feststellte, dass nur etwas gegen die Verunreinigung in der Flensburger Förde getan werden kann, wenn beide Seiten einen Einsatz leisten. „Die Zusammenarbeit ist lange von einem Bedürfnis geprägt gewesen, praktische Lösungen zu finden. Wenn wir aber eine Zukunft wollen, dann müssen wir auch im kulturellen Bereich zusammenarbeiten”, so Holst. 

(Auszug aus Flensborg Avis/ Ausgabe 27. Mai 2019)

Christian Juhl (Ø): „Die Minderheiten der deutsch-dänischen Grenzregion sind eine Bereicherung“

Das Mitglied des Nordischen Rates und des Südschleswig-Ausschusses, Christian Juhl, der Partei Einheitsliste, beschrieb in seiner Rede in Leck, warum er auf die dänische Minderheit stolz ist. „Ich glaube, dass die Minderheiten nördlich und südlich der Grenze die gesamte Region bereichern und die Gesellschaft stärken.“ Laut Juhl sei Minderheitenpolitik eine Form von Friedenspolitik, die die Fähigkeit stärken, trotz Verschiedenheiten zusammenzuleben. „Ich bin stolz darauf, dass die dänische Minderheit in Zusammenarbeit mit der deutschen Minderheit die treibende Kraft dafür ist, dass andere Minderheiten den Kampfgeist bewahren können, in Zeiten von Verfolgung und Unterdrückung“, so Juhl. 

Beim Treffen in Bredstedt äußerte das Folketingsmitglied jedoch auch kritische Worte. Dabei schoss er laut „Flensborg Avis“ scharf in die Richtung der aktuellen Regierung und bezeichnete deren Flüchtlingspolitik als „undänisch“. Außerdem ging er auf die Sprachdebatte in Südschleswig ein. Die dänische Sprache in Südschleswig sei zwar ein Werkzeug, das rosten würde, wenn man es nicht benutze, es dürfte allerdings auch nicht zum Zwang werden. Es sei die Lust, die zum Sprachgebrauch führe und nicht der „nationalkonservative Zeigefinger aus Kopenhagen”, so Juhl. 

(Auszug aus Flensborg Avis/ Ausgabe 27. Mai 2019)

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