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Kriminalität 2021 auf Tiefstand: Rückgang der Delikte setzt sich fort

Kriminalität 2021 auf Tiefstand: Rückgang der Delikte setzt sich fort

Kriminalität 2021 auf Tiefstand

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Foto: Friso Gentsch/dpa

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Die Fallzahlen zeigen in der Hansestadt einen deutlich gegenläufigen Trend zum Landesdurchschnitt. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie sind indes in der Statistik offensichtlich.

Im Vergleich der kreisfreien Städte in Schleswig-Holstein belegt Lübeck aktuell Platz 2 der am wenigsten gefährlichen Orte hinter Kiel – das ist nur ein Ergebnis der Kriminalitätsstatistik für das vergangene Jahr. Demnach wurden für das Gebiet der Hansestadt 19.907 Straftaten registriert – ein neuer Tiefstand, nachdem bereits 2020 mit 20.942 bekannt gewordenen Straftaten historisch niedrige Werte erreicht worden waren. Im Vergleich der beiden Jahre hat sich die Gesamtanzahl der Taten nun erneut um 1035 (entspricht 4,94 Prozent) reduziert.

Rückblick auf 2020: Kriminalität in der Hansestadt auf Tiefststand

Damit zeigen die Fallzahlen in der Hansestadt einen deutlich gegenläufigen Trend zum Landesdurchschnitt, denn auf Landesebene ist die Zahl der Straftaten von 173.929 auf 176.893 um 1,7 Prozent angestiegen. Aber: Die Aufklärungsquote liegt mit 57,1 Prozent genau auf dem Niveau des Vorjahres, jedoch leicht unter dem Landesdurchschnitt von 57,6 Prozent. Von den 7524 ermittelten Tatverdächtigen sind 75 Prozent (5668) männlich und 25 Prozent (1856) weiblich. Der überwiegende Anteil (78 %) ist erwachsen. Heranwachsende und Jugendliche machen jeweils neun Prozent aus. Am geringsten ist der Anteil an Kindern mit vier Prozent.

Diebstähle und Einbrüche meist rückläufig

Wie bereits 2020 ist auch die Statistik 2021 von Corona-Effekten gekennzeichnet. Lockdowns und vermehrte Zeiten von Homeoffice spiegeln sich beispielsweise darin wider, dass bei der Zahl der Wohnungseinbrüche ein massiver Rückgang zu verzeichnen ist. 2021 wurden 45,1 Prozent weniger Wohnungseinbruchdiebstähle in der Hansestadt registriert. Die meisten der 140 Wohnungseinbruchdiebstähle wurden zur Nachtzeit begangen, in 34 Fällen schlugen die Täter tagsüber zu. Im Jahr 2020 waren es 255 Fälle, davon 89 Tageswohnungseinbrüche. In der Mehrheit der Fälle (76 von 140) blieb es beim Versuch.

Zum Vergleich: Bilanz 2021: Kriminalität in Ostholstein gesunken – neuer Tiefstand

Bei den einfachen Diebstählen liegt im Vergleich zum Vorjahr ebenfalls ein Rückgang vor – genau um 759 Fälle (-17,9 Prozent) auf nunmehr 3476. Auch Diebstähle unter erschwerenden Umständen haben abgenommen: Waren es 2020 insgesamt noch 3280 registrierte Fälle, so wurden 2021 nur noch 2922 erfasst, ein Rückgang um 10,9 Prozent oder 358 Fälle.

Aber: Die Anzahl der Diebstähle und unbefugten Ingebrauchnahmen von Kraftwagen (dazu gehören Autos/Lkw/Wohnmobile) hat sich in der Hansestadt im vergangenen Jahr im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt. Wurden 2020 insgesamt 56 Fälle registriert, waren es im folgenden Jahr 108 Fälle. Dabei entstand ein Schaden von mehr als 1,5 Millionen Euro. Im Vorjahr betrug die Schadenshöhe etwa 450.000 Euro. Somit hat sich der Schaden sogar verdreifacht. Das spricht laut Polizei dafür, dass vermehrt höherwertige Fahrzeuge angegangen werden.

Erfreulich ist hingegen die Entwicklung beim Ladendiebstahl: Hier kam es gegenüber dem Vorjahr zu einem Rückgang um 26,9 Prozent (minus 464 Fälle) auf 1260 Taten. Vor einem Jahr betrug die Anzahl 1724. Aber: Entgegen dem allgemein rückläufigen Trend bei den Diebstahlsdelikten wurden im Jahr 2021 mehr Taschendiebstähle registriert als im Vorjahr. In Lübeck wurden 290 Fälle bekannt. Das sind 37 Fälle oder 14,62 Prozent mehr als 2020.

Zunahme bei Sexualdelikten

Ebenfalls zugenommen haben die Sexualdelikte: Hier ist gegenüber dem Vorjahr ein Plus von 104 Fällen oder 39,25 Prozent auf 369 zu verzeichnen. Ein besonders hoher Anstieg ist dabei bei der Verbreitung (kinder)pornografischer Inhalte festzustellen (142 Fälle = 73 mehr als 2020, entspricht 105,8 Prozent Zunahme). Auch bei den Delikten Vergewaltigung/sexuelle Nötigung kam es zu einer merklichen Zunahme von 13 Fällen (plus 54,2 Prozent). Es gab 80 registrierte Fälle von sexueller Belästigung – eine Zunahme von 17 gegenüber dem Vorjahr (27 Prozent mehr).

Derartige Fälle spielen auch im Bereich der Partnerschaftsgewalt eine Rolle – wie auch Mord und Totschlag, Körperverletzungen, Vergewaltigung, Stalking, aber auch Zuhälterei und Zwangsprostitution. Lübeck weist dabei seit Jahren durchgehend, so auch im Jahr 2021, die höchsten Opferzahlen im Land auf. Seit 2019 steigen die Zahlen in Lübeck kontinuierlich an: 2021 wurden 672 Opfer von Partnerschaftsgewalt registriert. Zum Vergleich: 2020 waren es 647 Opfer, 2019: 624 Opfer. Allerdings wurden in den Jahren 2016 bis 2018 höhere Opferzahlen bekannt. Betrachtet man den gesamten Sechs-Jahres-Zeitraum, so liegen 2021 für Lübeck die drittniedrigsten Opferzahlen im Rahmen von Partnerschaftsgewalt vor. Ein besonderer Corona-Effekt lässt sich laut Polizei aus dieser Entwicklung aber nicht herleiten. „Gleichwohl ist insbesondere bei Partnerschaftsgewalt immer der Umstand zu berücksichtigen, dass die Taten meist im höchst privaten Bereich stattfinden und daher in vielen Fällen nicht zur Anzeige gebracht werden. Die Dunkelziffer dürfte in diesem Bereich also besonders hoch sein“, sagte Kriminaldirektor Detlev Zawadzki, Leiter der Bezirkskriminalinspektion.

258 Urkundenfälschungen

Die Auswirkungen der Pandemie sind wiederum im Deliktsbereich der Urkundenfälschung abzulesen. Insbesondere seit Ende 2021 wurden vermehrt Sachverhalte festgestellt, in denen Impf- oder Testzertifikate im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie gefälscht oder gefälschte Zertifikate eingesetzt wurden, um in Apotheken einen elektronischen Impfnachweis erzeugen zu lassen. „Der Deliktsbereich der Urkundenfälschung insgesamt weist dabei für 2021 noch keine Auffälligkeiten auf. 2021 wurden 258 Urkundenfälschungen bekannt, das sind zehn mehr als im Jahr 2020“, sagte Zawadzki und ergänzte: „Die eingangs erwähnten Feststellungen dürften damit zu erheblichen Teilen noch nicht in die Statistik eingeflossen sein. Mit einer entsprechenden Steigerung ist daher im kommenden Jahr zu rechnen.“

Bei den Betrugsdelikten generell gibt es einen deutlichen Rückgang der Fallzahlen. Wurden 2020 noch 1633 Delikte erfasst, so sind es 2021 nur noch 1446. Das entspricht einem Rückgang von 11,5 Prozent.

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