Umwelt und Natur
Natura-2000-Minus kompensieren
Natura-2000-Minus kompensieren
Natura-2000-Minus kompensieren
Nach Einigung der Regierungsparteien und DF auf Ausgleich für angestrebte Streichung von Gebieten ist der Status der Tonderner Marsch offen.
Der neue Umwelt- und Nahrungsmittelminister Jakob Ellemann-Jensen (Venstre) hat eine Kehrtwende in Sachen Natura-2000-Schutzgebieten vollzogen. Nachdem sein Amtsvorgänger Esben Lunde Larsen (V) im Dezember 2017 angekündigt hatte, er wolle die 340.000 Hektar Fläche, die im Rahmen der EU-Naturschutzkonventionen in Dänemark als Natura-2000-Flächen geschützt sind, um 30.000 Hektar stutzen, hatte er Empörung bei Naturschutzverbänden ausgelöst. Ellemann-Jensen gab nun bekannt, Regierungslager und Dänische Volkspartei hätten sich darauf verständigt, zum Ausgleich für die Aufhebung des Naturschutzstatus im Umfang von 30.000 Hektar neue Natura-2000-Flächen in gleicher Größe zu schaffen.
Bisher waren nur 5.000 Hektar Ausgleich geplant. Betroffen waren auch große Flächen im Bereich der Tonderner Marsch, die nicht länger Natura-2000-Status „verdient“ hätten, weil sie intensiv landwirtschaftlich genutzt werden. Dazu hatte u. a. der Dänische Vogelschutzverband erklärt, dass eine Aufhebung des Natura-2000-Status so nicht begründet werden könne. Man gebe eher sogar zu, dass man die Flächen und die dort vorkommenden Arten nicht, wie im EU-Naturschutz vorgesehen, geschützt habe. Im Bereich der Kommune Tondern waren als „Ausgleich“ für die Verkleinerung der Natura-2000-Flächen nur eine geringfügige Erweiterung des Schutzgebietes Kongsmoor Drawitter Wald geplant.
Offen ist nach wie vor aber, ob das dänische Umweltministerium überhaupt Gehör bei der EU-Kommission findet, die in den vergangenen Jahren fast nie eine Aufhebung des Natura-2000-Status von Flächen in einem Mitgliedsland akzeptiert hat. Den Schutzstatus bekommen Gebiete, in denen in Listen verzeichnete seltene Pflanzen und Tiere vorkommen. Im Bereich der zur Aufhebung vorgeschlagenen Gebiete der östlichen Tonderner Marsch brüteten Natura-Schutzarten wie die Wiesenweihe, und es leben dort Wiesenvögel wie Rotschenkel, Kiebitz und Uferschnepfe – allerdings sind sie dort teilweise verdrängt worden, weil das meiste Grünland in intensiv genutztes Ackerland umgewandelt worden ist.
Die Kontorchefin der staatlichen Umweltbehörde Miljøstyrelsen, Helle Pilsgaard, erklärte gegenüber dem Nordschleswiger, dass bisher nicht genau festgelegt sei, wo die neuen Natura-2000-Flächen liegen werden. „Beschlossen worden ist, dass ebenso viele neue Natura-2000-Flächen geschaffen werden sollen, wie auf anderen der Status aufgehoben wird“, so Helle Pilsgaard. Sie erklärte, dass nach den Sommerferien Karten veröffentlicht werden, auf denen die Ersatzflächen verzeichnet sind. Offen sei nach wie vor, ob die EU die vom dänischen Minister angestrebten Aufhebungen des Natura-2000-Status genehmigt.
In der Pressemitteilung von Umwelt- und Nahrungsmittelminister Jakob Ellemann-Jensen ist in der Kommune Tondern nur eine Erweiterung der Natura-2000-Flächen im Bereich des „Urwalds“ am Kongsmoor vorgesehen. Die neuen Natura-Flächen sollen in erster Linie in staatlichen, aber auch in privaten Gebieten liegen, letzteres allerdings auf freiwilliger Basis.