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Junge Stimmen für Nordschleswig

Junge Stimmen für Nordschleswig

Junge Stimmen für Nordschleswig

Tim Wegner
Tingleff/Tinglev
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Alex Søndergaard
Alex Søndergaard vor der deutschen Sporthalle in Tingleff – ein Ort, der ihn sehr geprägt hat. Foto: Karin Riggelsen

Junge Politiker der Schleswigschen Partei erzählen von ihrem politischen Engagement für Nordschleswig. Teil 1: Alex Søndergaard aus Tingleff.

Was bewegt junge Erwachsene dazu, in die Kommunalpolitik zu gehen? Junge Erwachsene berichten  in der Reihe „Junge Stimmen für Nordschleswig“ von ihren Beweggründen, sich aktiv in die Kommunalpolitik einzumischen und sich am 21. November  zur Wahl zu stellen.

Den Auftakt macht Alex Søndergaard, Kandidat in der Kommune Apenrade.  Das Interview findet in der  deutschen Sporthalle Tingleff statt. Einer von Alex’ Lieblingsorten in seiner Apenrader Kommune. Hier hat er einen Großteil seiner Jugend verbracht.  Momentan absolviert er ein sogenanntes Sabbatjahr vor dem Studium und arbeitet an der Nachschule in Tingleff. Ihm ist der Kontakt mit den Jugendlichen wichtig. Für sie möchte er auf kommunaler Ebene vieles verbessern. Ein Interview über Motive und Missstände. 

Seit wann interessierst du dich für Politik?

Das ist eigentlich eine lustige Geschichte. Mein Kumpels aus Tingleff haben sich bei den jungen SPitzen angemeldet und waren dann dort ziemlich schnell im Vorstand. Dann haben sie mich gefragt, ob ich nicht auch Lust hätte, mitzumachen. Mein Großvater, Harald Søndergaard, war ziemlich aktiv in der Politik. Er war  der erste deutsche Bürgermeister in Tingleff und das nach dem Zweiten Weltkrieg.

Dann liegt das bei euch in der Familie?

Ja, das kann man schon so sehen. Obwohl mein Vater nicht so viel mit der Politik zu tun hatte. Aber ich hab gehört, dass die Gene immer eine Generation überspringen. (lacht)

Wie ist es für dich, jetzt aus der „Jugendpolitik“  auf die große Politikbühne zu treten? Wie erlebst du deinen ersten Wahlkampf?

Das ist spannend. Wir haben von der SP richtig gute Hilfe bekommen. Unsere Generalsekretärin Ruth Candussi unterstützt uns bei sehr vielen Angelegenheiten. Mich reizt besonders der Wahlkampf, sowohl auf der Straße, als auch online auf Facebook.

Wenn wir bei dem Thema Wahlkampf auf der Straße sind: Wie würdest du versuchen, mich als Passanten auf der Straße von der SP zu überzeugen?

Die SP steht zu einem großen Teil für Nordschleswig. Wir sind eine Partei, die nur auf einer regionalen Ebene agiert. Wir haben unseren Fokus deshalb auch nur auf der Region. Das ist bei anderen Parteien wie Venstre, den Sozialdemokraten oder der Dänischen Volkspartei anders. Wir, die SP, haben unseren Wahlkampf stark auf die regionale Identität Nordschleswigs ausgerichtet. Das sieht man an unserem Rezeptheft „SØMA“ oder an unseren Sønderjysk-Postkarten. Ich habe noch nie eine politische Organisation gesehen, die sich so für Nordschleswig einsetzt wie wir.

Nordschleswig ist nichtsdestotrotz eine große Region. Du kandidierst in der Kommune Apenrade. Was stört dich in der Kommune?

Was mich in der Kommune Apenrade stört, ist der Umgang mit der Jugend. Die Jugend hat hier nicht viel zu sagen. Mit mir wählt man jemanden, der von den jungen SPitzen kommt, also eine junge Stimme in die Politik.

Was muss man denn für die Jugend in Apenrade machen?

In Apenrade muss die Fußgängerzone modernisiert werden. Besonders am Ende der Fußgängerzone muss viel getan werden. Der Leerstand könnte genutzt werden. Generell in der Kommune Apenrade gibt es wenig Auswahl für Jugendliche. Man muss sich nur Sonderburg ansehen, dort gibt es eine große Auswahl an Aktivitäten für junge Menschen. Das kann man in Apenrade auch machen. So viel hat Sonderburg dafür auch nicht getan. Wir bekommen jetzt neue Studenten nach Apenrade. Man muss es auch schaffen, die Studenten in Apenrade nach ihrem Abschluss zu halten.

Wie bewertest du die Urbanisierung, die auch  die Kommune Apenrade stark betrifft?

Das sehe ich bei meinem Freundeskreis, der sich auch aufgeteilt hat. Viele ziehen nach Kopenhagen zum Studieren. Ein paar werden sicherlich nach Hause zurückkehren, aber ich glaube, die meisten werden dies nicht tun. Das ist für uns wichtig, dass wir den jungen Menschen Möglichkeiten bieten, in der Kommune Apenrade zu bleiben.

Wie kann man die Absolventen und die jungen Menschen denn in der Region halten?

Die Politik muss dafür sorgen, dass die Jugend sich in der Kommune willkommen fühlt. Die Jugend muss auch mehr Verantwortung bekommen, auch auf dem Arbeitsmarkt. Die Jobangebote hier in der Region sind mangelhaft. Jetzt kommt zum Beispiel das Apple Center nach Apenrade, das wird Arbeitskraft stärken.  Man muss eine gesunde Mischung aus Arbeitsplätzen und Freizeitmöglichkeiten für junge Menschen schaffen.

Du sprichst das Thema Freizeit an: Wie viel Prozent deiner Zeit nimmt der Wahlkampf momentan ein?

Ich würde sagen, so 20 Prozent. Das wird in den letzten Wochen des Wahlkampfs noch ansteigen. Aber man kann es nicht vergleichen mit meiner Zeit bei den jungen SPitzen.

Was sagt deine Familie zu deinen politischen Ambitionen?

Die haben da natürlich nichts dagegen, und sie unterstützen mich.  Mein Vater findet es gut, dass ich kandidiere. Er hofft aber auch, dass ich es nicht in den Stadtrat schaffe. Das meint er nicht böse, aber er hat es halt bei seinem Vater erlebt. Da hat die Politik nach und nach Überhand genommen. Deshalb wünscht er mir, dass die Karriere in der Politik erst später kommt.

Mit dieser Argumentation deines Vaters im Kontext: Was hat dich bewogen,  trotzdem zu kandidieren?

Ich war jetzt vier  Jahre bei den jungen SPitzen, und ich hatte einfach das Gefühl, dass es jetzt an der Zeit sei, eine Stufe höher zu gehen. Es ist dann irgendwie passiert. Ich hatte das Interesse und die Motivation, und die SP kam auch von alleine auf mich zu und hat mich gefragt. Die SP wollte bei dieser Wahl auch einen Fokus auf die Jugend richten, und so wurde ich Kandidat.

Was macht dich zu einem guten Kandidaten?

Ein guter Kandidat muss Einsicht in die Politik haben. Er muss Verständnis für die Menschen haben.

Glaubst du denn, dass du ein gutes Verständnis für die Menschen hast? Würdest du dich als bürgernah bezeichnen?

Ja.  Ich würde mich jetzt nicht als ein „Hardcore“-Politiker einschätzen.  Ich bin in gewisser Sicht noch authentisch und verstehe durch meine enge Bindung zu den jungen Erwachsenen deren Probleme.
 

 

 

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Cornelius von Tiedemann
Cornelius von Tiedemann Stellv. Chefredakteur
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