Energiewende

Lars Aagaard: Nachbarländer sollen sich am Windkraftausbau auf See beteiligen

Lars Aagaard: Nachbarländer sollen sich am Windkraftausbau auf See beteiligen

Nachbarländer sollen sich am Windkraftausbau beteiligen

ghe/Ritzau
Kopenhagen
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Windkraftanlagen
Offshore-Windkraft soll in Zukunft viele Haushalte mit grünem Strom versorgen – nicht nur in Dänemark, sondern auch in Deutschland. Foto: Vattenfall

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Klimaminister Lars Aagaard will Nachbarländer an den Kosten für neue Windkraftanlagen in der Nordsee beteiligen. Bereits jetzt gibt es Kooperationen zwischen Dänemark und Deutschland bei zwei Großprojekten in Nord- und Ostsee.

Die Nachbarländer sollen sich nach dem Willen von Klimaminister Lars Aagaard (Moderate) an der Finanzierung des Ausbaus von Ökostrom und der CO2-Abscheidung in der Nordsee beteiligen.

Der Grund: Der geplante Windkraftausbau, die CO2-Speicherung und der Wasserstofftransport sind kostspielig. Eine gemeinsame Rechnung sei laut Aagaard vor allem deshalb sinnvoll, weil Dänemark mehr Ökostrom in die Nachbarländer exportieren wolle, als es selbst verbrauchen wird.

„Die Anlagen müssen in Dänemark gebaut werden. Und da es in Dänemark gebaut wird, um den deutschen Bedarf zu decken, ist es logisch, dass diejenigen, die die Dienstleistungen wie grüne Energie und Wasserstoff wollen, auch zur Finanzierung beitragen“, sagt Lars Aagaard.

Masterplan Energiesystem

Die Erklärungen kommen, nachdem ein neuer Bericht der Internationalen Energieagentur auf dem COP28-Klimagipfel in Dubai empfohlen hat, dass Dänemark einen neuen Masterplan für die Entwicklung unseres zukünftigen Energiesystems erstellt.

Die Entwicklung der Nordsee zu einem grünen Energiefeld ist ein gemeinsames Projekt mehrerer Länder. Dänemark ist Teil der Nordsee-Kooperation, zu der Belgien, die Niederlande, Luxemburg, Irland, das Vereinigte Königreich, Frankreich, Norwegen, Schweden und Deutschland gehören.

Lars Aagaard
Lars Aagaard (Archivfoto) Foto: Claus Fisker/Ritzau Scanpix

Zwei Großprojekte in Nord- und Ostsee

Dänemark ist beim Ausbau der erneuerbaren Energien ziemlich weit. Schon 2021 lag ihr Anteil an der dänischen Nettostromerzeugung bei rund 68,6 Prozent – also mehr als 20 Prozent höher als in Deutschland. Dänemark setzt neben Windkraft auch auf Biomasse und Solarenergie. Um noch unabhängiger von fossilen Energieträgern zu werden, plant Dänemark zwei große Energieinseln in der Nord- und Ostsee.

Das Projekt „Bornholm Energy Island“ entsteht für rund 9 Milliarden Euro. Ein großer Offshore-Windpark soll ab 2030 jährlich zwei Gigawatt Leistung liefern – auch nach Deutschland soll der Strom über ein 470 Kilometer langes Stromkabel fließen. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und der damalige dänische Energieminister Dan Jørgensen unterzeichneten im Oktober 2022 eine entsprechende Vereinbarung zur Entwicklung der Energieinsel.

Auch in der Nordsee arbeiten Deutschland und Dänemark zusammen. 80 Kilometer vor der Küste Jütlands soll bis 2033 eine künstliche Energieinsel von etwa zwölf Hektar Größe entstehen. Von hier soll der Meereswindstrom ans dänische Festland und weiter nach Süden transportiert werden. Langfristig soll über die Energieinsel Strom für 10 Millionen Haushalte in Europa verteilt werden.

Allein der Bau schlägt mit rund 252 Milliarden Kronen (umgerechnet etwa 34 Milliarden Euro) zu Buche. Deutschland und Dänemark wollen sich die Investitionen und künftigen Gewinne teilen, berichtet das Energie-Portal „Enercity“. Weitere Anrainerstaaten sollen dazustoßen können, sobald die Energieinsel und die neu errichteten Windparks am Netz sind.

Darüber hinaus werden auf der künstlichen Energieinsel in der Nordsee Power-to-X-Anlagen zur Gewinnung von „grünen“ Treibstoffen errichtet. Außerdem gibt es Pläne, dass die Nachbarländer ihr abgeschiedenes CO2 im dänischen Untergrund der Nordsee lagern.

Energie-Kooperationen 

Dies sollte nicht nur wegen der dänischen Kronen geschehen, sagt Lars Aagaard. „Wir müssen neue Kooperationsvereinbarungen mit den Ländern um uns herum abschließen. Und wir müssen uns mit den europäischen Vorschriften befassen, um sicherzustellen, dass wir nicht mit allen Risiken und einer potenziellen Rechnung für die Bereitstellung von Dienstleistungen für unsere Nachbarländer konfrontiert werden.“

Lars Aagaard und die dänischen Behörden befinden sich bereits im Dialog mit anderen Ländern zu diesem Thema, das in den kommenden Jahren eine wichtige Rolle spielen wird, wie er betont. „Dies ist einer der Gründe, warum ich mich dafür eingesetzt habe, dass Dänemark den Vorsitz in der Nordsee-Kooperation für Offshore-Windkraftanlagen übernimmt“, sagt er.

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