Standpunkt

„Offener Brief für die Abschiedsausgabe“

Offener Brief für die Abschiedsausgabe

Offener Brief für die Abschiedsausgabe

Hans Heinrich Hansen
Hans Heinrich Hansen
Apenrade/Aabenraa
Zuletzt aktualisiert um:

In einem offenen Brief verabschiedet sich Hans Heinrich Hansen von der Papierzeitung.

Lieber Nordschleswiger,

eigentlich passt dein Abschied irgendwie in diese Coronazeit. Du bist zwar noch da und das ist schön zu wissen, aber man kann dich nicht mehr in die Hand nehmen, nicht mehr aus dem Postkasten holen und man kann dich nicht mehr beim Frühstück auf dem Tisch liegen haben und sich über den Druck freuen. Mir wird, wie bei Corona, der menschliche Kontakt, das Anfassen, das Anfühlen fehlen.

In dem Leitartikel von Siegfried Matlok ist in Kurzform die Geschichte der Zeitung schön beschrieben. In der Zeit, als ich Hauptvorsitzender war, konnten wir wahrlich nicht aus dem Vollen schöpfen. Jedes Jahr wurden die großen Ausgaben für die Zeitung eingehend besprochen. Und jedes Jahr wurden wir uns einig, dass diese Zeitung für das Innenleben der Minderheit und für unsere Identität nach außen ein unentbehrlicher Faktor sei.

Die Einstellung der Papierausgabe unserer Zeitung ist vom Hauptvorstand beschlossen worden. Damit verschwindet sie physisch aus der Öffentlichkeit. Wie sich das auf das Wirgefühl auswirken wird, kann keiner voraussagen. Ich bin enttäuscht über diese Maßnahme.

Ich bin sicher, dass auch die jetzige Redaktion eine hervorragende Arbeit leistet. Der Nordschleswiger hat sich über die Jahre zu einer Zeitung entwickelt, die auch außerhalb der eigenen Reihen ernst genommen wurde und wird. Und dafür möchte ich mich bei jedem einzelnen Mitarbeiter, öffentlich vertreten durch den ehemaligen Chefredakteur Siegfried Matlok und den jetzigen, Gwyn Nissen, bedanken.

Mir fällt dieser Abschied schwer. Ich freue mich aber, dass es eine 14-tägliche Zeitung künftig geben wird. Gerade in diesen Lockdownzeiten brauchen wir eine Zeitung, die daran festhält, dass die Grenze zu Deutschland schnellstmöglich geöffnet wird, nicht nur für die vielen Grenzpendler, sondern auch, um den Grenzregionsgedanken weiter zu fördern, damit Südschleswig und Nordschleswig nicht noch mehr zu Außenbezirken ihrer jeweiligen Staaten verkümmern. Wenn die „moderne Ausgabe“ unserer alten Zeitung dazu einen Beitrag leisten kann, dass sie die Jugend anspricht und animiert, sich für eine gemeinsame Region einzusetzen, dann ist viel gewonnen.

In dem Sinne wünsche ich unserer alten neuen Zeitung eine blühende Zukunft.

Hans Heinrich Hansen

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