Gleichstellung

Mehr Frauen im Militär – Amy Bucka über ihre Erfahrungen im Wehrdienst

Mehr Frauen im Militär – Amy Bucka über ihre Erfahrungen im Wehrdienst

Mehr Frauen im Militär – Amy Bucka teilt ihre Erfahrungen

Paulina von Ahn
Paulina von Ahn
Nordschleswig
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Amy Bucka hat ihre militärische Grundausbildung bereits hinter sich. Sie teilt ihre Meinung über die anstehenden Veränderungen mit dem „Nordschleswiger“. Foto: Paulina von Ahn

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Eine Verlängerung des Wehrdienstes und eine Wehrpflicht für Frauen – ist das sinnvoll? Amy Bucka weiß aus eigener Erfahrung, wie die militärische Grundausbildung abläuft, und erklärt ihre Sicht auf die Bedeutung von Frauen in der dänischen Armee.

Die junge Nordschleswigerin Amy Bucka hat mit 20 Jahren die viermonatige Wehrpflicht im dänischen Militär absolviert. Wenn sie auf ihre Grundausbildung zurückblickt, hat ihr die Zeit dort gut gefallen.

„Ich fand es sehr cool. Natürlich war es hart, aber es war eine Erfahrung, für die ich heute sehr dankbar bin. Ich habe sehr viel dadurch gelernt“, erzählt die 22-Jährige dem „Nordschleswiger“. 

Wehrpflicht für Frauen

Die Regierung hat am vergangenen Dienstag beschlossen, nach der nächsten Folketingswahl eine Wehrpflicht für Frauen einzuführen. Bisher gilt die Wehrpflicht in Dänemark nur für Männer ab dem vollendeten 18. Lebensjahr. Für Frauen ist der Wehrdienst freiwillig. Ab 2026 sollen auch Frauen zur militärischen Grundausbildung verpflichtet werden.

Mehr Frauen ins Militär

„Natürlich soll für Frauen auch die Wehrpflicht gelten. Wegen der sich ausbreitenden Kriege müssen wir mit dem Aufrüsten hinterherkommen. Wenn das Militär stärker werden soll, finde ich es gut, wenn auch Frauen zum Wehrdienst verpflichtet werden“, sagt Amy Bucka. Sie ist nicht der Meinung, dass Frauen aufgrund unterschiedlicher Veranlagungen weniger für das Militär geeignet sind als Männer: „Man soll den physischen Unterschied nicht größer machen, als er ist. Frauen können genauso stark sein wie Männer.“ 

Die 22-Jährige würde es begrüßen, wenn mehr Frauen ins Militär kämen. Negative Berichte von Frauen, die im Militär schlechte Erfahrungen gemacht haben, könnten dadurch vielleicht weniger werden. Amy Bucka glaubt, dass sich durch die Wehrpflicht für Frauen die Qualität und die Harmonie im Militär verbessern würde.

Man soll den physischen Unterschied nicht größer machen, als er ist. Frauen können genauso stark sein wie Männer.

Amy Bucka

Die junge Frau selbst kann sich an keine schlechte Erfahrung während ihrer Grundausbildung erinnern, die mit ihrem Geschlecht zusammenhing. Heute studiert sie Psychologie in Kopenhagen. Nach ihrem Schulabschluss hätte sie eigentlich reisen wollen, aber wegen der Corona-Pandemie war das nicht möglich. Eine Freundin hat ihr von ihrer Zeit im Wehrdienst erzählt und Amy damit überzeugt, es auch zu versuchen.   

„In meiner Familie habe ich niemanden, der im Militär war. Deswegen wollte ich einfach ausprobieren, wie das ist“, sagt sie. 

Gleichstellung

Amy Bucka findet nicht, dass sie anders behandelt wurde, nur weil sie eine Frau ist: „Wir mussten dasselbe machen wie alle Männer. Wir mussten dieselben Prüfungen durchlaufen, und jede und jeder musste das eigene Gepäck tragen – das war genauso viel bei Männern wie bei Frauen.“

Amy ist nicht der Meinung, dass Frauen während ihres Wehrdienstes anders behandelt wurden als Männer. Foto: Paulina von Ahn

Auch die Lebensbedingungen beschreibt sie als vollkommen identisch: Männer und Frauen haben in gemeinsamen Zimmern geschlafen und dieselben Waschräume benutzt. 

„Ich habe mich nie unwohl gefühlt“, erinnert sich die Studentin.

Amy erklärt, dass eine Frau nicht allein mit Männern wohnen durfte. Es mussten stets mindestens zwei Frauen pro Zimmer sein. Auch ihr Gruppenführer habe immer darauf geachtet, dass keine der Frauen unzufrieden war, und habe auch berücksichtigt, wenn die Frauen ihre Menstruation hatten.

Ich habe mich nie unwohl gefühlt.

Amy Bucka

Die 22-Jährige kann sich nur an eine Begebenheit erinnern, in der Frauen und Männer unterschiedlich behandelt wurden: Wenn sie zu Übungen aufgebrochen sind und es über das gewöhnliche Gepäck hinaus noch zusätzlichen Ballast, wie etwa Wasserkanister, gab, dann sei immer automatisch davon ausgegangen worden, dass die Männer diesen tragen.

„In meinem Zimmer wohnte eine Frau, die wirklich fit war und viel mehr arbeiten konnte als andere, aber von ihr wurde das nicht erwartet. Wenn Extragewicht mitsollte, hat man nur auf die Männer geguckt, obwohl sie stärker war als einige von ihnen“, sagt Amy Bucka. Sie denkt, dass es aus Sicht der Männer sogar ungerechter sein könnte als aus Sicht der Frauen. Sie erzählt von einem Freund, der mit ihr im Wehrdienst war, der weniger leistungsfähig war als die anderen Männer. Auch wenn die Anforderungen für alle gleich waren, hatte sie das Gefühl, dass die Männer unter höherem Leistungsdruck standen: „Ich war fitter als er, und ich glaube, dass es für ihn sehr schwer war.“

Weil er ein Mann war, seien höhere Erwartungen an ihn gestellt worden. 

„Nur weil er ein Mann ist, heißt das ja nicht, dass er automatisch stärker ist.“

Verlängerung des Wehrdienstes

Neben der Einführung der Wehrpflicht für Frauen hat die Regierung auch beschlossen, dass die Grundausbildung sich von vier auf elf Monate verlängern soll. Amy hält diese Maßnahme für eine gute Idee: „Vier Monate sind nicht sehr viel. Wenn wir als Reservistinnen und Reservisten in den Krieg sollen, sind wir mit vier Monaten nicht kompetent genug. In dieser kurzen Zeit können wir nicht genug lernen.“ 

Amy Bucka hat eine militärische Grundausbildung von vier Monaten hinter sich. Sie begrüßt die Verlängerung des Wehrdienstes. Foto: Amy Bucka

Außerdem kann die Psychologie-Studentin sich vorstellen, dass, wer länger im Militär bleibt, mehr Interessen entwickelt und mehr Lust hat, die Ausbildung im Militär fortzusetzen.

Wehrpflicht ist nicht die Lösung

Auch wenn Amy Bucka den Veränderungen in Bezug auf die Wehrpflicht positiv gegenübersteht, so findet sie doch, dass niemand zum Wehrdienst gezwungen werden sollte: „Wenn wir etwas verändern wollen, dann sollten wir das Militär als Arbeitsplatz attraktiver machen. Viele, die einen Wehrdienst machen, kommen nach der Grundausbildung nie wieder, und das ist ja nicht die Lösung.“

Ihrer Meinung nach muss der Arbeitsplatz attraktiver werden, sodass mehr Freiwillige ins Militär gehen und sich weiterbilden. Der Fokus solle weniger auf der Wehrpflicht liegen, sondern auf der Ausbildung danach.

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