Es ist sein letzter Tag in Augustenburg, bevor er in den Flieger nach Florenz steigt. Der 28-jährige Künstler Francesco Pirazzi hinterlässt seine Kunst in einer Solo-Ausstellung in der Galerie des Augustenborg Projects und geht noch einmal durch die langen Gänge der Gallerie.

Über die Hälfte seiner Werke sind eine Woche nach der Vernissage bereits verkauft, und man kann ohne Übertreibung sagen, dass der Maler aus Florenz mit seinen zwei Aufenthalten in Augustenburg weltberühmt geworden ist.

Ausstellung in Manhattan geplant

„Ich habe mittlerweile eine Anfrage von einer sehr großen New Yorker Galerie für eine Gruppenausstellung im Zentrum von Manhattan“, sagt der 28-Jährige.

„Es ist einfach fantastisch. Auch aus London habe ich Einladungen zu Gruppenausstellungen und in New York eröffne ich 2024 eine Solo-Ausstellung. Im Juli zeige ich sechs Gemälde auf einem Kunstfestival auf Ibiza. Ich bin sehr glücklich, dass sich die Dinge entwickeln und alles läuft.“

Seine steile Karriere hat der Künstler aus Florenz seinem Talent zu verdanken, Licht und Schatten auf faszinierende Weise einfangen zu können. Die Gemälde seiner aktuellen Solo-Ausstellung zeigen Motive, die während seiner Zeit in Augustenburg entstanden sind. Eine Bank unter Bäumen oder ein Baum auf einer Lichtung im Schlosspark.

Entdeckt und gefördert hat dieses Talent Volinka Augustenborg, die zusammen mit ihrem Mann Mark das Augustenborg Project ins Leben gerufen hat.

Alles begann mit einem Porträt

Die Kopenhagener Kunstkennerin und Kunstsammlerin lernte Francesco Pirazzi 2017 während eines Familienurlaubs in Florenz kennen – auf der Suche nach einem Künstler für ein Porträt ihrer Kinder.

Pirazzi, der damals gerade Kunst studierte, malte das Familienbild – und begeisterte Volinka Augustenborg damit so sehr, dass sie sich dessen Arbeiten näher anschaute.  „Mein Bauchgefühl sagte mir ganz klar, dass dieser Künstler und diese Kunst etwas ganz Besonderes waren“, so die Kunstkennerin.

Francesco Pirazzi folgte 2021 einer Einladung als „Artist in Residenz“ – und ist anderthalb Jahre später ein gefragter Künstler, dessen Werke bereits mehrere tausend Euro kosten. Preise, die in den kommenden Monaten und Jahren explodieren dürften.

„Ich war in den vergangenen Monaten ausschließlich darauf fokussiert, mein Projekt in Augustenburg zu vollenden. Das, was mit einem Künstleraufenthalt begonnen und mit meiner zweiten Soloausstellung geendet hat“, sagt Francesco Pirazzi.

Zwei Solo-Ausstellungen später …

„Mittlerweile kann ich von meiner Kunst leben, das ist großartig. In der Kunst gibt es zwar kein festes Einkommen, aber jetzt läuft es rund. Alles begann 2021 mit meiner ersten Solo-Ausstellung hier. Die Werke kamen sehr gut an, viele wurden verkauft. Das hat mir die Möglichkeit geben, in meine Kunst zu investieren, bis dahin hatte ich nebenher als Restaurator gearbeitet. Aber wenn man hart arbeitet und die richtigen Projekte und Galerien wählt, wird es leichter.“

In seiner aktuellen Ausstellung in Augustenburg hängen acht gerahmte Gemälde auf Leinwand, 14 Malereien sowie diverse Rohskizzen. Die Gemälde strahlen Ruhe und Schönheit aus. Menschenleere Orte, die im Betrachtenden die Sehnsucht nach Verweilen wecken. Plätze, die Francesco Pirazzi während seines monatelangen Aufenthaltes 2021 intensiv erlebte, studierte und am Ende in seinen Gemälden verewigte.

„Mark und Volinka haben in mich investiert“

Wer die Bilder von Pirazzi anschaut, geht mit seinen Augen spazieren. Über Lichtungen im Mondschein oder in warmer Dunkelheit entlang der Augustenburger Förde.

Zurück in Italien wird Pirazzi von Florenz in eine Stadt bei Turin umziehen. „Dann werde ich mich voll auf meine Solo-Ausstellungen konzentrieren“, sagt er. „Ich werde Mark und Volinka für alle Zeiten dankbar dafür sein, dass sie an mich geglaubt und mir diese Möglichkeiten gegeben haben. Dass sie mich dazu eingeladen haben, die erste Solo-Ausstellung in ihrer Galerie zu gestalten. Das war eine enorme Verantwortung. Ich war ein unbedeutender Künstler, aber sie haben in mich investiert.“

Die Zeit in Augustenburg, in einem kleinen Ort inmitten der karg besiedelten Landschaft Süddänemarks, war etwas ganz Besonderes, sagt Franceso Pirazzi.

„Das war schon wirklich speziell. Abends, wenn alle nach ihrem Arbeitstag nach Hause fuhren, war ich hier meistens ganz allein. Vier Monate lang habe ich hier gelebt, manchmal war es schon etwas unheimlich. Aber das Augustenborg Project wurde schnell zu meinem Zuhause.“

Motive aus Augustenburg reisen um die Welt

Eines, das er nun in Form seiner Werke mit zurück nach Italien nimmt, und weiter mit nach New York, London und Ibiza. Ein künstlerisches Zuhause in Augustenburg, das er in seinen Werken und im Spiel mit Licht und Schatten Pinselstrich für Pinselstrich in Öl verewigt hat.

Zu sehen ist die Ausstellung „Somewhere else“ von Francesco Pirazzi im Augustenborg Project bis zum 16. September.