Leserbericht

1864 und Eggert Mumberg: „Hilfe, ich bin ein Pedant!“

1864 und Eggert Mumberg: „Hilfe, ich bin ein Pedant!“

1864 und Eggert Mumberg: „Hilfe, ich bin ein Pedant!“

Eggert Mumberg
Düppel/Dybbøl
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Pionier Klinkes Gedenkstätte in den Düppeler Schanzen Foto: Eggert Mumberg

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Der Dänemark-Beauftragte des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Eggert Mumberg (84), ist nach der Renovierung der alten schwarzen Pforte der Gedenkstätte des preußischen Pioniers Klinke in den Düppeler Schanzen erschrocken. Die beiden Tüttel beim Wort Düppel fehlten. Was er unternahm, erzählt er hier in seinem Leserbeitrag.

„Für die, die es nicht wissen, ein Pedant ist ein Korinthenkacker. Was war los? Mittwoch traf ich mich mit Hans Schmidt, dem Schmied auf dem Parkplatz auf den Düppeler Schanzen, stieg in seinen Werkstattwagen und wir fuhren dann auf das Gelände der Schanze II. unter Umgehung sumpfiger Stellen, wo sich das Auto festfahren konnte, zur Gedenkstätte für den preußischen Pionier Klinke. Dieser war bei dem Versuch, für seine Kameraden ein Loch in die Befestigungen zu sprengen, erst in die Luft und dann in den Himmel geflogen.

Die Gedenkstätte ist ein quadratisches Stück Erde von ca. zwei Aren Fläche, begrenzt von einer Dornenhecke, die von zwei gemauerten Pfosten mit einer eisernen Pforte unterbrochen ist.

In der Mitte erhebt sich ein Hügel mit einer Treppe aus Feldsteinen, die vor einem granitenen kleinen Obelisk mit einer Gedenkplatte endet.

Zurück zu 1945

Gestattet mir einen Umweg: Als im Jahre 1945 viele deutsche Denkmäler in Nordschleswig dem Widerstand nicht standhielten, wurde auch dieser kleine Obelisk umgestürzt und die Gedenkplatte zerschlagen. Der spätere BDN-Vorsitzende Gerhard Schmidt fand die Teile und schenkte sie 30 Jahre später dem deutschen Museum in Sonderburg, das dann von der Platte Kopien anfertigen ließ.

Eine Kopie hängt am Geburtshaus von Carl Klinke in Brandenburg, eine andere wurde am wieder aufgerichteten Obelisken angebracht.

Als ich die Anlage 2022 besuchte, sah sie recht verwahrlost aus, Abfall vom Schneiden der Hecke lag herum, Unkraut und Gras kniehoch, der Obelisk wackelig, die Gedenkplatte war heruntergefallen, die Türpfosten rissig und das schwere, eiserne Tor war von Rost so angegriffen, dass ich fürchtete,  eiserne Streben würden herausfallen. Ich nahm die Platte mit, und Uwe Löh im Museum renovierte sie und setzte sie auch wieder an ihren angestammten Platz. Der Gartenabfall war inzwischen entfernt und das Gras gekürzt. Uwe und ich wuchteten unter den Augen einer eventuell schießenden Hexe die Pforte auf den Trailer und lieferten sie beim Schmied Schmidt ab.

Reservisten der Bundeswehr halfen

Im Sommer 2023 waren Reservisten der Bundeswehr im Lande, die sich der verwahrlosten Anlage annahmen. Ein stämmiger Mariner und ein schlanker Flieger stabilisierten den Obelisk – die Kameraden nannten sie Asterix und Obelix – die Hecke wurde geschnitten, die Treppe von Kraut befreit, das Gras gemäht und alle Gedenksteine auf der Schanze bekamen neue Inschriften.

Nun, rechtzeitig zum Jahrestag des Sturmes auf die Schanzen, dem 18. April, lieferte der Schmied Schmidt die Pforte renoviert, repariert und frisch gestrichen und setzte sie an ihren angestammten Platz. Ich machte Fotos von der Pforte und der ganzen Gedenkstätte, um den Soldaten einen Gruß zu schicken und die deutsche Botschaft in Kopenhagen als Geldgeber milde zu stimmen.

Dort stand Duppel

Bei Durchsicht der Bilder durchfuhr mich der Schreck: Der Maler, der die Pforte doch so schön schwarz gestrichen hatte und die Inschrift so schön weiß hervorgehoben hatte, hatte sich gegen den typischen deutschen Buchstaben des Alphabets in hässlicher Weise versündigt: DUPPEL stand da. 

Er hatte dem Ü seine beiden Tüttel versagt. Mein deutsches Blut kam in Wallungen, was in meinem Alter sonst kaum vorkommt, ich nahm ein Wattestäbchen und einen Pott weißer Farbe, raste zur Schanze II und schenkte dem nackten U die beiden Tüttel.

Nun stand da, so wie es sollte: DÜPPEL, 18. April 1864. Bin ich ein Pedant?

Bei Düppel dürfen die beiden Tüttel nicht fehlen. Foto: Eggert Mumberg
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