Leitartikel

„Stephanie Lose ist zurückgekehrt – aber für wie lange?“

Stephanie Lose ist zurückgekehrt – aber für wie lange?

Stephanie Lose ist zurückgekehrt – aber für wie lange?

Nordschleswig
Zuletzt aktualisiert um:
Stephanie Lose hatte am 9. März kommissarisch das Amt der Wirtschaftsministerin übernommen. Foto: Liselotte Sabroe/Ritzau Scanpix

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Seit Dienstag ist die Vizevorsitzende von Venstre wieder Regionsratsvorsitzende – und fühlt sich in der Rolle wohl. Sie könnte jedoch von Parteimitgliedern dazu gedrängt werden, permanent in die Landespolitik zu wechseln, lautet die Einschätzung von Kopenhagen-Korrespondent Walter Turnowsky.

Am Montagmorgen setzte Stephanie Lose sich ein letztes Mal als Wirtschaftsministerin in den Intercityzug von Esbjerg nach Kopenhagen. Gut ausgerüstet mit Brötchen, Kaffee und Saft rollte sie ihrer letzten Amtshandlung als Wirtschaftsministerin entgegen: der höflichen Verabschiedung bei der Königin.

Mit dabei, wie bei ihrer Ernennung im März, ist ihre Familie. Sie ist einer der Gründe, weshalb die gebürtige Lügumklosteranerin jetzt gerne nach Esbjerg und in die Rolle als Vorsitzende des Regionsrates für Süddänemark zurückkehrt. Der zweite, und ebenfalls sehr wesentliche Grund ist, dass sie sich in genau jener Rolle ausgesprochen wohlfühlt.

Gute Leistung als Ministerin

Sie kann mit Zufriedenheit auf ihre Zeit als Ministerin in Vertretung zurückblicken, denn sie hat ihr Ding ausgezeichnet gemacht. Welches ihr auch Parteifreundinnen und -freunde gerne bestätigen.

„Du hast es blendend gemacht – für Dänemark und für Venstre“, schreibt ihr zum Beispiel der EU-Parlamentarier Asger Christensen. Für Bürgerinnen und Bürger in Nordschleswig und Süddänemark wird es keine große Überraschung sein, dass Lose den Job als Wirtschaftsministerin gut gemeistert hat. Schließlich kennen sie sie seit fast zehn Jahren als kompetente Regionsratsvorsitzende, die sich in die Materie hineinkniet.

Daher werden die meisten in der Region froh sein, dass Stephanie nun zurückgekehrt ist. Der Job liegt ihr, und eine ernst zu nehmende politische Herausforderin oder einen Herausforderer gibt es nicht. Daher kann man es ihr ruhig abnehmen, dass sie froh ist, wieder in Vejle statt in Kopenhagen zu arbeiten.

Aufforderungen aus der Partei

Es kommen jedoch bereits jetzt – und sie werden sich noch deutlich mehren – Aufforderungen aus der Partei, sie möge in die Landespolitik wechseln. Dafür gibt es aus Venstre-Sicht gleich mehrere gute Gründe: Zunächst hat die Politikerin aus Nordschleswig bewiesen, dass sie die Ministerinnen- und Ministerriege durchaus stärken könnte.

Außerdem spricht sie Wählerinnen und Wähler in Jütland an. Ein Punkt, wo der Parteivorsitzende Jakob Ellemann-Jensen eine deutliche Schwäche hat. Unter diesen (Ex)-Venstrewählerinnen wildern Inger Støjbergs Dänemarkdemokraten. Stephanie Lose könnte das Zugpferd sein, das Venstre braucht, um zumindest einen Teil dieser Wählerschaft wieder heimzuholen.

Loyal gegenüber Vorsitzendem

Lose hat auch bewiesen, dass Ellemann sie parteiintern auch in einer prominenteren landespolitischen Rolle nicht zu fürchten braucht – im Gegenteil. Seit sie den zweiten Vorsitz bei Venstre von Inger Støjberg übernommen hat, hat sie sich im Gegensatz zur Letzteren ausgesprochen loyal verhalten. Das war auch während Ellemanns Beurlaubung der Fall. Spekulationen über sie als Vorsitzende hat sie abgeschmettert.

Sollte er zurücktreten müssen, wäre sie Favoritin, die Nachfolge zu übernehmen. Sie wird es jedoch nicht sein, die diese Situation herbeiführt.

Nordschleswig sucht Kandidatin

Der Druck, Lose solle für das Folketing kandidieren, wird verstärkt auch aus den Venstre-Verbänden in Nordschleswig und Südjütland kommen. Mit Ellen Thrane Nørby und Eva Kjer Hansen sind ihnen zwei Profile abhandengekommen – auch wenn Kjer Hansens Stern schon deutlich verblasst war. Der Veteran Hans Christian Schmidt ist 69 Jahre alt und seit fast 30 Jahren Abgeordneter – die Frage ist, ob er ein weiteres Mal kandidieren möchte.

Stephanie Lose wäre daher die Traumkandidatin für einen – oder mehre – der Kreisverbände in Nordschleswig und Süddänemark (man kann in mehreren Kreisen innerhalb desselben Großkreises kandidieren).

Die Regionsratsvorsitzende wechselte im März aus Pflichtbewusstsein zwischenzeitlich nach Kopenhagen. Da die Aufforderungen, sie solle für das Folketing kandidieren, voraussichtlich anhaltend und lauter werden, könnte sie sich überzeugen lassen.

Das wäre gut für Venstre – für Nordschleswig und die Region Süddänemark jedoch nicht unbedingt.

Mehr lesen