Mensch & Umwelt

„100 Stunden angeln, einen Lachs fangen“

„100 Stunden angeln, einen Lachs fangen“

„100 Stunden angeln, einen Lachs fangen“

Tondern/Tønder
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In der Vergangenheit wurden an der Bredeau Abschnitte für Pflanzen und Tiere attraktiver gemacht (Archivfoto). Foto: DN-Archiv

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Das Lachsfieber grassiert wieder. Betroffen sind Einheimische und Angeltouristen, die an den Auen in Nordschleswig ihr Glück probieren wollen. Der Fang des Edelfisches ist streng limitiert. Für Kennet Høgedal Schwartzkopf, Kassenwart des Sportfischervereins Bredeau, geht es um mehr als darum, einen Fisch zu fangen. Er erklärt, weshalb ihm das Angeln auch mental hilft.

Knapp 200.000 Däninnen und Dänen haben im vergangenen Jahr eine Fischereilizenz erworben. Dies teilt die Fischereibehörde mit, die die Zahlen ausgewertet hat. Mehr als 50.000 Bürgerinnen und Bürger aus Deutschland taten es den Menschen in Dänemark gleich und gingen mit dem Erlaubnisschein in der Tasche im Königreich angeln – die weitaus größte Gruppe aus dem Ausland.

Ein Teil dieser Angler, Deutsche und Dänen, zieht es an die dänischen Auen, um dort einen Lachs zu fangen – eine nicht ganz einfache Angelegenheit, eine Art Königsdisziplin. Kennet Høgedal Schwartzkopf, Kassenwart des Sportfischervereins Bredeau (Bredeå Lystfiskerforening) hat da eine Formel: „100 Stunden angeln, einen Lachs fangen.“

Eine Quote für jede Au

Und das ist seit dem 16. April an der Bredeau und auch an der Wiedau wieder möglich. Gut eine Woche ist die Saison nun alt. Weil der Lachs so selten geworden ist, ist sein Fang streng reglementiert; es gibt eine Reihe von Auflagen. Gefangen werden darf nur eine übersichtliche Zahl von Lachsen. 

Jede Au erhält von der Fischereibehörde eine Quote, in der Bredeau sind es in diesem Jahr insgesamt 75 Fische, wovon acht am Mittwoch, 24. April, gefangen worden sind. Die ersten Fische ziehen nun im Frühjahr die Auen hoch, um im Herbst in den Oberläufen zu laichen. 

Lachsfieber, frische Luft, Bewegung und eine gewisse Spannung in der Luft, da packt es die Anglerinnen und Angler.

Bo Tonnesen

Kennet Høgedal Schwartzkopf zufolge liegt die Zahl der bisher gefangenen Fische etwas unter den Ergebnissen der Vorjahre. Ob es nun eine gute oder schlechte Saison für die Lachsanglerinnen und -angler wird oder nicht, kann er noch nicht sagen. Der Stand des Wassers sei in den ersten Tagen der Saison sehr hoch gewesen, so Høgedal Schwartzkopf. 

Vom anglerischen Standpunkt aus betrachtet eher suboptimale Bedingungen. Er rechnet in den kommenden Tagen mit weniger Wasser in seiner Au und mit mehr Fängen. 

Laut Fangberichten war er einer der Glücklichen, die einen Lachs fingen. Aber bei den erwähnten 100 Stunden Einsatz kommt es ihm auch auf etwas anderes an: „Es ist so ungemein befreiend“, sagt er. „Man wird still und der Kopf ganz leer.“ Und frische Luft gibt’s noch dazu.

Ein Riesenerfolg

An der Wiedau sind neun der insgesamt 60 Lachse gefangen, die in diesem Jahr gefangen werden dürfen, wobei drei wieder zurückgesetzt wurden. Bo Tonnesen aus dem Vorstand des Wiedau-Sportfischervereins spricht von einem Riesenerfolg und meint dabei die Veranstaltung seines Vereins zum Saisonauftakt. Viele Sportangler seien da gewesen, es habe viel zu erzählen gegeben. Drei Lachse wurden am ersten Tag gefangen.

Stefan Bohde hatte zwei kapitale Lachse am Haken, entließ sie aber wieder in die Freiheit. Foto: privat

 „Das inspiriert“, so Tonnesen. Er schaut voller Optimismus auf die kommenden Tage, da auch er davon ausgeht, dass der Wasserstand fällt, und das Angeln dann besser wird. 

Jørn Anton Tygesen hatte auch zum Saisonauftakt Glück. Foto: Uwe Iwersen/Jydske Vestkysten

Warum man sich das antut? Bo Tonnesen hat eine einfache Antwort: „Lachsfieber. Frische Luft, Bewegung und eine gewisse Spannung in der Luft, da packt es die Anglerinnen und Angler. Und es müssten nicht 100 Stunden sein, die es benötige, um einen dieser begehrten Fische zu fangen. Ein Freund, der einmal ,mit' war, habe es in fünf Minuten geschafft“, sagt Tonnesen.

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