Skatepark Alter Schlachthof

Flensburg hat keinen Skatepark? So reagieren die Sportpiraten auf die Kritik

Flensburg hat keinen Skatepark? So reagieren die Sportpiraten auf die Kritik

Keinen Skatepark? So reagieren die Sportpiraten

SHZ
Flensburg
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Dirk Dillmann, Thomas "Gerri" Christiansen und Katja Wrobel in der Kulisse der Poolanlage des BMX- und Skateparks im Flensburger Norden. Foto: Marcus Dewanger Foto: 90037

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Seit Mai 2008 gibt es in der Flensburger Neustadt den BMX- und Skatepark „Alter Schlachthof“. Dennoch gibt es Forderungen nach einem Skatepark.

Als „provokant“ bezeichnet Thomas Gerri Christiansen die Formulierung „Flensburg braucht einen Skatepark“. Denn als Vorstandsmitglied des Vereins Sportpiraten Flensburg weiß er, dass es mit dem BMX- und Skatepark „Alter Schlachthof“ schon seit 2008 einen gibt. Christiansen, der selbst mal Skater war, gelegentlich noch fährt und dessen Name vor allem im Zusammenhang mit dem Volksbad vorkommt, findet es „völlig in Ordnung, etwas anderes zu wollen“.

Der Satz, es brauche einen Skatepark in Flensburg, stammt von Lukas Lippert. Der Flensburger Student hat sich in seiner Bachelorarbeit mit dem Thema beschäftigt und im vorigen Jahr eine Petition mit jetzt fast 1170 Unterschriften gestartet. Er und seine Mitstreiter – viele von ihnen sind erwachsen – wünschen sich vor allem Akzeptanz und einen Ort im öffentlichen Raum zum Skaten mit klaren Kanten anstelle von Pools und Bowls. Eine knappe Viertelstunde Youtube-Video zum Hintergrund hatte Ende September Premiere mit Lippert in der Hauptrolle.

Weiterlesen: Skateboarder Lukas Lippert findet: Flensburg braucht einen Skatepark

Flensburg braucht einen Skatepark? „Flensburg hat einen Skatepark!“, erwidert Dirk Dillmann, weil er die Ausgangsthese der in der Szene geführten Diskussion nicht kommentarlos stehen lassen will. Als Leiter der Sportpiraten hat er die Kinder und Jugendlichen auch schon während der sieben Jahre dauernden Planungen begleitet, die es brauchte, bis der Skatepark im Mai 2008 tatsächlich zum ersten Mal befahren werden konnte.

Erweiterung im Jahr 2022 auf 10.000 Quadratmeter

Denn das ganze ist ein „Beteiligungsprojekt“, betont Gerri Christiansen. Eine Viertelmillion Euro sind seinerzeit aus Städtebauförderungsmitteln hineingeflossen in die Betonpools und alles, was dazu gehört. Die künftigen Nutzer, BMX-Fahrer ebenso wie Skater, haben die Anlage geplant, erinnert Dirk Dillmann.

Und sie wächst weiter. Derzeit befinde man sich auf der Zielgeraden der Entwurfsphase für die dritte Ausbaustufe. Genauer: Im nächsten Jahr verdoppelt sich der jetzt (nach eigenen Angaben) größte Skatepark seiner Art in dieser Region Europas von 4500 Quadratmeter auf rund 10.000. Das öffentliche Fördervolumen dafür beziffert Dirk Dillmann auf 1,4 Millionen und die Eigenbeteiligung der Sportpiraten auf 150.000 Euro.

Doch die Quantitäten sind nicht allein entscheidend; mit dieser dritten Stufe wächst auch die Vielfalt der Angebote und damit der potentiellen Nutzer. Streetbasketball, Streetsoccer, Parcours, insbesondere eine multifunktionale Fläche werden kommen, sagt Sportpirat Dillmann.

Gedanken darüber machen sich die Sportpiraten schon seit 2013 (das war zwei Jahre nach der zweiten Ausbaustufe, die Szene ist quirlig und bringt dauernd neue Trends hervor).

Die Kids seien von Beginn an in die Prozesse eingebunden – „von der Planung bis zur Pflege und Wartung“, erklärt Dillmann. Das sei genau, worum es ihm als Akteur der offenen Kinder- und Jugendarbeit ginge: „um Demokratiebildung“. So erleben die jungen Leute auch, dass manche Prozesse von der Idee bis zur Verwirklichung viele Jahre dauern können...

Skater haben genauso die Anlage in der Flensburger Neustadt mitgeplant und sind nach wie vor willkommen, sich in die Weiterentwicklung einzubringen, unterstreicht ebenso Katja Wrobel von den Sportpiraten. Sie lenkt zudem die Aufmerksamkeit auf die neue Miniramp für Skater, die mit Hilfe der Flensburger Stadtwerke angeschafft wurde. Nach Expertenmeinung von Gerri Christiansen sei die ausgesprochen cool sowohl für Anfänger als auch Könner.

Dem Vorwurf, dass Skater nicht willkommen seien, widerspricht Dillmann also nachdrücklich. Sie gehören nachweislich zur Klientel, planen mit und fahren hier.

Dem externen Beobachter könnte sich der Eindruck aufdrängen, dass eine Streetszene mit rauerer Haltung ihren Bedarf öffentlich gemacht hat nach einem Ort mit mehr Straße und weniger Institution, wo man „mehr sein eigenes Ding machen kann“, wie Dillmann es ausdrückt und nachvollziehen kann. Der Skatepark sei ein öffentlicher Park, aber einer mit pädagogischer Begleitung. Deshalb gelten Regeln wie die Helmpflicht (Dillmann: „ein Reizthema“), Alkohol- und Rauchverbot.

Nichts für harte jungs auf der Straße, die sich einen Ort wünschen zum individuellen Skaten, möglichst, bevor sie vom nagelneuen Schulhof der Ramsharde-Schule vertrieben werden. „Grundsätzlich kann es nicht zu viele Skateparks geben, weil es so viel Verschiedenes gibt, was die Menschen fahren“, stellt Dillmann fest.

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