Street-Sport

Skateboarder Lukas Lippert findet: Flensburg braucht einen Skatepark

Flensburg braucht einen Skatepark

Flensburg braucht einen Skatepark

SHZ
Flensburg
Zuletzt aktualisiert um:
Lukas Lippert ist einer der Skater, die sich für den Skatepark einsetzen. Foto: Michael Staudt/shz.de

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Eine Gruppe Skateboarder fordert einen Skatepark für Flensburg – doch in der Stadt stoßen sie auch auf Ablehnung.

In diesem Artikel erfährst Du:

  • Warum Skateboards in Flensburg nicht überall gerne gesehen sind.
  • Warum Skaten auch ohne Verein und Trainer einen pädagogischen Wert hat.
  • Wie junge Sportler lernen, sich für ihre Ideen einzusetzen.

Die Achsen aus Aluminium sind vom Grinden schon ganz zerschreddelt. Tiefe Kratzer und Schrammen zeigen, wie viel Lukas Lippert auf ihnen geglitten ist. Auch an diesem sonnigen Herbstabend setzt er immer wieder mit dem Skateboard an, oben an der Rampe, wo die Steinkante noch niedrig ist. Dort schrappt das Board weiter, Alu kratzt über Stein, bis Lukas samt Board runterhopst und auf zwei Rädern die Rampe runterfährt. Mal klappt das gut, mal weniger. Kleine Stürze gehören zum Skaten dazu.

Ein Brett, zwei Achsen, vier Rollen und jede Menge Ausdauer – mehr braucht man eigentlich nicht, um mit dem Skateboarden anzufangen. Auch bei Lukas Lippert ging alles so ganz nebenbei los. Der heute 25-Jährige fing vor 13 Jahren an, mit dem Skateboard in Uelzen vom Bahnhof zur Schule zu fahren. Aus dem Transportmittel wurde sein Hobby. „Ich skate schon mehr als mein halbes Leben lang“, sagt er.

Auch als Lukas für sein Studium nach Flensburg kam, wollte er weiterskaten. Doch für die Szene ist die Stadt ein hartes Pflaster, findet er. Nicht nur auf den Straßen, auch in der Gesellschaft. So richtig erwünscht fühlt er sich nirgendwo. Und so geht es einem Teil der Skater-Szene.


Skatebare Architektur gesucht

Dabei hat Flensburg mit dem Schlachthof schon seit zwei Jahrzehnten einen eigenen Skatepark. Doch dort fühlt sich die Skater-Gruppe nicht gut aufgehoben. Er sei nicht oft dort gewesen, sagt Lukas. „Für Skateboarder eignet sich der Schlachthof nicht“, findet er und sagt, dass BMX-Fahrer dort bevorzugt würden. Und für Scooterfahrer gibt es dort gar keine Möglichkeit zu fahren.

Weiterlesen: 20-jähriges Jubiläum: Ein neues Auto für die Flensburger Sportpiraten

Lukas und seine Gruppe skaten ohnehin weniger die Ramps oder im „Pool“, sondern lieber auf Street-Terrain, also kleine Treppen oder niedrige Kanten, wie sie im urbanen Umfeld vorkommen. Lukas zitiert einen Vergleich: Das ist so, als ob man Fußballern ein Basketballfeld anbietet. Was Lukas aber besonders wichtig findet, ist das Ungezwungene der Straße: „Skateboarding ist einfach kein Vereinssport.“

Skaten auf dem Parkplatz unerwünscht

Doch mit den Straßen ist das in Flensburg bekanntermaßen so eine Sache. Historisch hübsches Kopfsteinpflaster lässt sich schlecht befahren.


Der Lieblingsort der Szene war lange am ZOB auf einem Parkplatz oder auf dem Dach des Karstadt-Parkhauses. Allerdings: Die Orte wurden für parkende Autos gebaut, nicht für sportliche Jugendliche. Diese waren dort unerwünscht. Inzwischen hängt dort ein Schild: „Skaten und unbefugter Aufenthalt auf dem Parkplatz und der Rampe ist verboten.“

Das kann Lukas Lippert sogar verstehen, denn die Boards hinterlassen ihre Spuren an der Architektur. Es gab sogar Anzeigen gegen einige Skater, berichtet er. Dabei wird Skaten immer beliebter, nicht erst, seit es olympisch ist. „Corona hat den Individualsport gefördert“, sagt Lukas. „Außerdem haben viele Leute keine Lust mehr auf diese traditionellen Vereinsstrukturen.“

Mehr #neo gibt's hier:

Twitch-Leak: Hacker veröffentlicht Einnahmen der 100 größten Streamer

Grüne Jobs: Mit diesen Studiengängen kannst Du später etwas fürs Klima tun

So teuer sind die Mieten in Norddeutschlands Uni-Städten

Die unerwünschten Skater und auch mehrere BMX-Fahrer sind inzwischen auf den Schulhof der Grundschule Ramsharde ausgewichen. Der ist nagelneu, hat aalglatten Teer, viele Kanten und ein paar Stufen. „Es ist fast so, als hätte ein Skateboarder diesen Platz gestaltet“, schwärmt Lukas. Doch die Skater würden da bislang nur geduldet. Lukas zeigt auf die grauen Spuren auf den sandfarbenen Steinkanten – er erwartet, dass die Szene irgendwann auch hier wieder verschwinden muss.


Lernen, die eigenen Ziele zu verfolgen

Dabei sieht Lukas auch Vorteile darin, dass die Skater nach Schulschluss auf dem Schulhof sind. Denn auch ohne großes pädagogisches Konzept und Trainer würden Kinder und Jugendliche viel lernen können. „Bei anderen Sportarten geht es ums Gewinnen oder Verlieren“, sagt Lukas. „Beim Skateboarden geht es darum, dass man seine Ziele verfolgt.“

Und das geht ohne große finanzielle Investitionen. Ein Anfängerboard koste um die 100 Euro – laufende Losten wie einen Vereinsbeitrag gibt es keine. „Und wenn jemand gar kein Geld hat, können wir ein Frankensteinbrett zusammenschrauben“, sagt Lukas. Der Sport soll niedrigschwellig sein.

„Die Philosophie ist, auf der Straße zu fahren“, sagt Lukas. „Aber die Szene braucht einen Ort, an dem man sich treffen kann.“ Daher hat er mit anderen Skatern die Initiative „Flensburg braucht einen Skatepark“ gegründet. Die Idee: Ein Platz, der ausdrücklich auch für das Fahren mit Skateboards gebaut wird. „So etwas hat jede Großstadt“, sagt er.

Werbung über Instagram und Youtube

Auch wenn Skaten kein Vereinssport ist, so musste die lose Gruppe sich dafür doch ein bisschen organisieren. Es wurden Spenden für einen mobilen Skatepark gesammelt, ein Instagramprofil erstellt, das auf die Forderung aufmerksam machen soll und schließlich ein Film gedreht.



Damit möchte die Szene auf ihre Idee aufmerksam machen, denn Gespräche mit der Stadt und die bisherige Suche nach geeigneten Flächen hätten nicht weitergeführt. Doch Lukas und die Gruppe wollen weitermachen. Schließlich sind sie es gewohnt, immer wieder neue Anläufe zu machen. Zu probieren, bis es klappt.

Dieser Text gehört zu unserem neuen Ressort #neo, das sich speziell an junge Leserinnen und Leser richtet. Mehr Infos und alle Texte findest Du hier.

„Immer wieder zu scheitern, scheitern zu lernen und damit umzugehen. Seinen eigenen Schweinehund zu überwinden und stundenlang stumpf das Gleiche zu probieren bis man es hinbekommt“, zählt Lukas die Herausforderung beim Skateboraden auf. „Und sich dann so zu freuen, dass sich die ganze Zeit, die man investiert hat, sich gelohnt hat.“

Mehr lesen

Kommentar

Jens Kragh Iversen
Jens Kragh Iversen Sportredakteur
„Es schämt sich keiner mehr – der Stolz ist zurückgekehrt“