Projekt für weniger Staus

So sollen Baustellen in SH besser aufeinander abgestimmt werden

So sollen Baustellen in SH besser aufeinander abgestimmt werden

Baustellen in SH besser aufeinander abgestimmt werden

SHZ
Kiel
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Wollen die Baustellen im Land besser aufeinander abstimmen: Torsten Conradt und Nilanthy Nehls. Foto: Michael Staudt / SHZ

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Mit Nilanthy Nehls hat eine neue Baustellenkoordinatorin beim Land SH ihren Job aufgenommen. Wie sie Staus und Nervereien auf den Straßen verringern will, hat sie shz.de verraten.

Nilanthy Nehls hat sich geärgert. „Das war schon auch ein Grund dafür, warum ich mich auf den Job beim Landesbetrieb beworben habe“, sagt die 40-jährige Wirtschaftsingenieurin.„ Ich frage mich doch auch manchmal warum gerade hier und jetzt gebaut werden muss und ich nicht weiter komme.“

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Seit Januar kann Nilanthy Nehls nun selbst dafür sorgen, dass die Baustellen im Land besser aufeinander abgestimmt werden. Sie ist die neue Baustellenkoordinatorin beim Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr (LBV) Schleswig-Holstein und soll dort eine neue Software mit Leben füllen, die möglichst alle Baustellen im Land erfasst. Die Bürger sollen im Netz und per Verkehrsfunk noch direkter informiert werden.


Das will er allerdings schon länger. Bereits Ende 2019 hatte Conradt einen Koordinator gefunden. Der Leiter der Stabstelle hat auch ein Konzept erstellt, dann aber einen Job im Innenministerium angenommen. „Es ist immer schwer für uns, Fachkräfte zu gewinnen“, sagt Conradt, der sich dafür die Kritik der Opposition gefallen lassen musste. Die hatte Ende des vergangenen Jahres im Wirtschaftsausschuss die Regierung massiv wegen der stockenden Baustellenkoordination kritisiert.

Neue Stellen noch zu besetzen

Nun hat Conradt zumindest drei der fünf Jobs in der neuen Stabstelle vergeben, bei einer weiteren sei er in guten Gesprächen. Und für die letzte sucht er noch einen Wirtschafts- oder Bauingenieur oder auch einen Quereinsteiger, der regionale Projekte betreuen soll. Dass der Öffentliche Dienst für Bewerber attraktiv sein kann, beweise ja die neue Baustellenkoordinatorin, die zuvor bei Thyssen Krupp Marine Systems in Kiel beschäftigt war.

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Im Mai will Nilanthy Nehls mit der Pilotphase für das neue Baustelleinformationssystem in Schleswig-Holstein starten. Die Software hat das Land gekauft, sie ist bereits in Baden-Württemberg im Einsatz und mit einem System in Hamburg kompatibel. „Wir fangen als nicht bei Null an“, sagt Conradt, der hofft, dass bald auch Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern ähnliche System einrichten, damit die wichtigsten Baustellen in ganz Norddeutschland aufeinander abgestimmt werden können.

Weitere Baustellen erfassen

Doch dafür müsse das System erstmal in Schleswig-Holstein laufen. Und Nehls will nicht nur alle Baustellen erfassen, die der Landesbetrieb einrichtet, sondern auch die der Kreise und Gemeinden. „Das wird allerdings erst der nächste Schritt“, sagt die Ingenieurin. Darüber könne man nachdenken, wenn das Landessystem bis 2023 gut laufe, ergänzt Conradt. Für die Kommunen biete das System allerdings einen besonderen Vorteil. Wenn sie früh ihre Baustellen ins System eintrügen, entfalle am Ende ein extra Antrag auf Verkehrsanordnung – also die Einrichtung einer Baustelle.

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Mittelfristig sollen alle Organisationen, die irgendetwas bauen, in die Baustellenkoordination einbezogen werden – also auch Gemeinden, die Bahnunternehmen, die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung und die Breitbandversorger. Denn es macht ja keinen Sinn, eine Straße in kürzester Zeit zweimal für verschiedene Arbeiten aufzureißen, sagt Conradt. Weil die verschiedenen Bauträger erst kurzfristig von den Plänen der anderen erfahre, kommt es immer wieder zu Verzögerungen – jüngst etwa auf der B 76 in Timmendorfer Strand oder an der B 201 in Silberstedt (Kreis Schleswig-Flensburg).

Bessere Abstimmung bei Umleitungen

Deshalb sollen alle Baustellen früh erfasst werden, so dass Umleitungen aufeinander abgestimmt werden können und der Verkehr nicht wegen mehrerer Baustellen auf einer Strecke zusammenbricht. Dann könne man auch auf kurzfristige Änderungen regieren, sagt Conradt, der hofft, dass er nicht als Schiedsrichter entscheiden muss, welche Baustelle wann Vorrang bekommt. „Vielleicht regelt sich das von allein, wenn alle, die bauen wollen, rechtzeitig voneinander wissen.“ Denn das könne Kosten und Ärger sparen.

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Trotzdem wird es am Ende wohl noch zornige Bürger geben, die sich über irgendeine Baustelle in ihrer Nachbarschaft ärgern und sich deswegen bei Nilanthy Nehls beschweren. Aber dafür hat die Kielerin Verständnis – denn schließlich kann ein Baustellensystem nicht alle Staus und Einschränkungen vermeiden – und außerdem hat sie ja genau um solche Nervereien abzustellen den Job der Baustellenkoordinatorin übernommen.

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