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Tobias Goldschmidt und Robert Habeck streiten über Biogasanlagen

Tobias Goldschmidt und Robert Habeck streiten über Biogasanlagen

Goldschmidt und Habeck streiten über Biogasanlagen

Henning Baethge/shz.de
Kiel/Berlin
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Unterschiedlicher Meinung: Schleswig-Holsteins Energieminister Tobias Goldschmidt (l.) und sein Bundeskollege Robert Habeck. Foto: Michael Staudt (Goldschmidt) /dpa (Habeck)/shz.de

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Schleswig-Holsteins Energieminister Tobias Goldschmidt will bei Strom- und Wärmewende stärker auf Bioenergie setzen – sein Bundeskollege Robert Habeck lehnt das ab. Wie die beiden Parteifreunde argumentieren.

Beim Umbau Deutschlands zu einem klimafreundlichen Industriestaat will Schleswig-Holsteins grüner Energieminister Tobias Goldschmidt stärker als bisher auf Biogasanlagen setzen. „Die Bioenergie braucht eine neue Zukunft – in der Wärmeversorgung, als Lückenfüller im Stromsystem und in industriellen Anwendungen“, sagt Goldschmidt. Biogas sei gut geeignet, die natürlichen Schwankungen der Wind- und Solarstromerzeugung auszugleichen. Auch für Wärmenetze werde es gebraucht.

Goldschmidt hat daher einen Vorstoß im Bundesrat unternommen, über den die Länderkammer am Freitag abstimmt – und den sie voraussichtlich leicht geändert absegnen wird. In dem Antrag fordert Goldschmidt von seinem Bundeskollegen und Parteifreund Robert Habeck, dass der in seiner Kraftwerksstrategie auch Biogasanlagen berücksichtigen soll.

„Hochflexibel betriebene Biogasanlagen sollten neben den geplanten Gaskraftwerken eine Rolle als Brückenlösung eingeräumt werden, bis mit klimaneutralem Wasserstoff betriebene Back-up-Kapazität ausreichend zur Verfügung steht“, heißt es in Goldschmidts Antrag.

Goldschmidt warnt vor dem Aus für viele Biogasanlagen

Daher solle Bundeswirtschaftsminister Habeck nicht nur neue Gaskraftwerke gesondert ausschreiben, sondern auch Biogasanlagen. Zudem fordert Goldschmidt die Maximalförderung für bestehende Anlagen in den staatlichen Auktionen zu erhöhen. Derzeit liegt sie bei fast 20 Cent pro Kilowattstunde Strom. Und er will zwar weniger Mais als bisher zur Vergärung in den Anlagen zulassen, dafür aber die Verwendungshürden für Bioabfälle senken.

Ohne diese Schritte werde sich ein Weiterbetrieb bestehender Biogasanlagen nach Auslaufen von deren ursprünglicher Förderung „nicht mehr rechnen“, warnt Goldschmidt. Die Anlagen würden dann verschwinden, „obwohl sie mit wenig Aufwand fit gemacht werden könnten“.  In Schleswig-Holstein stehen derzeit gut 1000 Biomasseanlagen, die jährlich gut 2,8 Terawattstunden Strom produzieren – das ist ein Zehntel der Stromerzeugung im Land.

Habeck setzt voll auf wasserstofffähige Gaskraftwerke

Habeck allerdings lehnt den Vorstoß seines Parteifreunds ab. Wesentliches Element seiner Kraftwerksstrategie sei der „Hochlauf und die Erprobung von hundert Prozent wasserstofffähigen Kraftwerken, damit diese mittel- bis langfristig den gesamten steuerbaren Kraftwerkspark dekarbonisieren“, lässt er seinen Sprecher mitteilen. Hingegen seien die „nachhaltigen Potenziale von Biogas begrenzt“. Unter anderem können in den Anlagen Lecks entstehen, durch die klimaschädliches Methan austritt. 

Der Bund will die „Südquote“ in den Auktionen aussetzen

Zudem sei der bisherige Höchstwert bei den Auktionen ausreichend zum Weiterbetrieb von Biogasanlagen: „Die Ausschreibungen waren überzeichnet und es wurden fast nur Zuschläge an bestehende Biomasseanlagen erteilt“, sagt der Sprecher. In einem Punkt immerhin kommt Habeck seinem Landsmann Goldschmidt entgegen: Er will die „Südquote“ für Biogas, die Anlagen in den süddeutschen Bundesländern bevorteilt, in den Auktionen vorübergehend aussetzen. Damit können Anlagenbetreiber im Norden leichter zum Zuge kommen.

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