Geschlechterverhältnis

FUEN untersucht Gleichstellung von Frauen in Minderheiten-Organisationen

FUEN untersucht Gleichstellung von Frauen in Minderheiten

FUEN untersucht Gleichstellung von Frauen in Minderheiten

Flensburg
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Zwei Frauen arbeiten am Computer
Die FUEN setzt sich für die Gleichstellung von Frauen und Männern ein (Symbolfoto). Foto: LinkedIn Sales Solutions/Unsplash

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Das FUEN-Projekt „Frauen in Minderheiten“ soll das gesamte Netzwerk für das Thema Gleichstellung sensibilisieren. Eine nicht repräsentative Umfrage unter den Organisationen brachte ans Licht, dass Frauen in den Institutionen zwar grundsätzlich gut repräsentiert sind, in Führungspositionen aber noch immer Männer dominieren.

Die Föderalistische Union Europäischer Nationalitäten (FUEN) hat sich die Frage gestellt, wie gleichberechtigt es in den Minderheiten-Organisationen zugeht. Der vollständige Bericht zu der Studie des Projektes „Women of Minorities“ (Frauen in Minderheiten) soll in der kommenden Woche veröffentlicht werden.

Bei FUEN-Events habe man häufig erlebt, dass deutlich mehr Männer als Frauen an Kongressen, Konferenzen und Jahrestreffen teilnehmen, heißt es in der dazugehörigen Pressemitteilung. Auch als Podiumsgäste und in Redebeiträgen seien Frauen oft unterrepräsentiert. Dies stehe oft stellvertretend für deren generelle Präsenz in den Leitungsgremien, schlussfolgerte die FUEN. „Das hat uns zu denken gegeben, und die Idee zum Projekt ,Women of Minorities‘ ist entstanden“, erklärt FUEN-Generalsekretärin Eva Penzes.

Sensibilisierung des Netzwerks

„Es geht um die Sensibilisierung des gesamten Netzwerks für das Ausmaß, in dem die FUEN und die Mitgliedsorganisationen den Grundsatz der Gleichstellung der Geschlechter in ihrer Arbeit und in ihrem institutionellen Gefüge festlegen“, erklärt Pressesprecherin Merle Bornemann das Projekt weiter.

Um den Status quo zu erfassen, wurde daraufhin im November den Mitgliedsorganisationen ein Fragebogen zugesandt. Insgesamt 38 Rückmeldungen erreichten die FUEN, darunter eine aus Dänemark und fünf aus Deutschland. Welche Organisationen teilgenommen haben, kann die FUEN auf Nachfrage nicht beantworten. Die Umfrage sei anonym gewesen, sagt Bornemann. Sie sei auch nicht repräsentativ, man wollte lediglich einen ersten Überblick und eine Datenbasis zum Thema bekommen. 

Männer dominieren Präsidien und Vorstände

Die Antworten wurden anschließend durch die wissenschaftliche Referentin der FUEN, Zora Popova, ausgewertet, um ein umfassendes Bild zu erhalten.  

Die Rückmeldungen haben gezeigt, dass Frauen grundsätzlich in den Organisationen gut repräsentiert sind, vor allem im operativen Bereich. In Führungspositionen hingegen, also in Präsidien oder Vorständen, dominieren Männer. „Frauen machen die Arbeit, während Männer in der Führung sitzen“, fasste Zora Popova die Lage zusammen.

Beim Wissen über das Thema Gleichstellung und Richtlinien zeigte sich, dass etwa zwei Drittel der teilnehmenden Organisationen über Kenntnisse verfügen, die wenigsten allerdings selbst offizielle Dokumente oder Richtlinien bereithalten, was Gleichstellung in der Organisation betrifft.

Fortbildungen zu diesem Thema hat kaum jemand besucht. Nur in 5 Organisationen gibt es diese jährlich, in 22 gar nicht. Gleichzeitig geben 20 der 38 Organisationen an, die Gleichstellung spiele in der Prioritätenliste eine nachgeordnete Rolle. Dennoch sagen 29 Organisationen auch, dass sie dies gerne verbessern würden.

Traditionelle Rolle der Frau als Hemmnis

„Die Ergebnisse zeigen, dass ein Bedarf für mehr Geschlechtergerechtigkeit vorhanden ist“, stellte Zora Popova heraus. „Als hauptsächliches Hemmnis wird die traditionelle Rolle von Frauen genannt, welche zwischen Familie und Job keine Zeit für weitere Aktivitäten lässt.“

Doch auch mangelnde Förderung, ein Mangel an Bewusstsein oder Stereotype innerhalb der Organisation stehen einer besseren Geschlechtergerechtigkeit im Wege, wie die Ergebnisse zeigen.

Eugenia Natsoulidou, Aktivistin der mazedonischen Minderheit in Griechenland, sagte zu den Ergebnissen: „Was Frauen erreicht haben durch die Frauenbewegung, ist, die Wahl zu haben. Aber: Frauen haben heute immer noch zu viele Aufgaben im Privaten, während Männer ihre Karriere im Fokus haben.“

Wie man dem Problem begegnen kann, wurde ebenfalls von den Teilnehmenden der Studie abgefragt. Demnach brauche es verschiedene Maßnahmen wie Management-Training, Unterstützung von Expertinnen und Experten sowie das Wecken von Aufmerksamkeit für das Thema, um überhaupt ein Bewusstsein zu schaffen.

 Frauen machen die Arbeit, während Männer in der Führung sitzen.

Zora Popova

Nächste Schritte in Planung

Das Projekt „Women of Minorities“ soll sich nun der Aufgabe widmen, Ideen über mögliche zukünftige Aktivitäten auszutauschen und mögliche Verbesserungen auszuloten. Mit welchen Werkzeugen könnte der Wandel zu einer besseren Repräsentanz von Frauen in Minderheiten-Organisationen gelingen? Daran soll bei folgenden Treffen und Diskussionen hingearbeitet werden. Eine Idee ist, Frauen aus leitenden, aktiven Positionen in Minderheiten als Vorbilder dafür zu präsentieren, dass das Überwinden von Stereotypen möglich ist.

„Sich gegenseitig zu helfen, kann eine Lösung sein. Wir müssen Frauen motivieren, sich nicht immer entschuldigen zu müssen, und wir müssen gegen die versteckte Diskriminierung, die alle Frauen im Alltag erfahren, kämpfen“, sagte die Biologin Elisa Ferekidou. Und nicht ganz unwichtig dabei: „Wir müssen Männer involvieren, um das Problem anzugehen“, ergänzte Natsoulidou.

„Die FUEN wird in diesem Jahr am Thema weiterarbeiten, allerdings können wir derzeit noch keine konkreten Angaben zu weiteren Schritten machen“, so Merle Bornemann auf Nachfrage. Derzeit laufe die Entwicklung eines Projekts zum Thema Gender, das in diesem Jahr umgesetzt werden soll. Details darf Bornemann allerdings nicht verraten. 

Gösta Toft, Vizepräsident der FUEN, ermunterte alle Beteiligten, an dem Thema dranzubleiben und weitere Aktivitäten zu planen. Der FUEN komme dabei eine wichtige Rolle als Vermittlerin von Wissen und treibende Kraft zu. 

Was ist die FUEN?

  • Die Föderalistische Union Europäischer Nationalitäten (FUEN) ist die Hauptvertreterin und der größte Dachverband der autochthonen nationalen Minderheiten, Nationalitäten und Sprachgemeinschaften Europas. Unter ihrem Dach vereint sie derzeit mehr als 111 Mitgliedsorganisationen aus 36 europäischen Ländern.

     
  • Die FUEN ist eine Gemeinschaft zur gegenseitigen Unterstützung, die die Interessen der europäischen Minderheiten auf regionaler, nationaler und insbesondere europäischer Ebene vertritt. Sie unterhält ein großes Netzwerk von europäischen Regionen, politischen Entscheidungsträgern, wissenschaftlichen Instituten, Kultur- und Bildungseinrichtungen, Jugendorganisationen, Medien und anderen Partnern.

     
  • Die FUEN arbeitet für Erhalt und Förderung der Identität, Sprache, Kultur, Rechte und Traditionen der europäischen Minderheiten und ist die Stimme der Minderheiten bei internationalen Organisationen, der Europäischen Union, dem Europarat, den Vereinten Nationen und der OSZE.
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