Ukraine-Krieg

Hochsicherheitstreffen in Skrydstrup: Dänemark spendet F-16-Kampfjets an die Ukraine

Skrydstrup: Dänemark spendet F-16-Kampfjets an die Ukraine

Skrydstrup: Dänemark spendet F-16-Kampfjets an die Ukraine

ghe/Walter Turnowsky/Ritzau
Skrydstrup
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Dänische F-16-Kampfjets kommen in die Ukraine. Die genaue Anzahl steht noch nicht fest. Foto: Bo Amstrup/Ritzau Scanpix

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Dänemark und die Niederlande spenden der Ukraine F-16-Kampfflugzeuge. Das wurde vor einem politischen Treffen am Sonntag am Fliegerhorst Skrydstrup bekanntgegeben „Der Nordschleswiger“ ist vor Ort.

Ministerpräsidentin Mette Frederiksen (Sozialdemokratie), Verteidigungsminister Jakob Ellemann-Jensen (Venstre) und Außenminister Lars Løkke Rasmussen (Moderate) besuchen am Sonntagnachmittag den Fliegerhorst Skrydstrup. Auch Kronprinzessin Mary und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskij nehmen an dem Treffen teil. Mary ist am Sonntagnachmittag in Hadersleben, um an einem dänisch-ukrainischen Gottesdienst teilzunehmen.

Das Treffen steht im Zusammenhang mit der Entsendung dänischer und niederländischer F-16-Kampfjets in die Ukraine. Die USA hatten am Donnerstag grünes Licht für den Export gegeben. Dänemark und die Niederlande haben sich verpflichtet, F-16 in die Ukraine zu liefern. Das sagt der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte am Sonntag bei einem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Das dänische Verteidigungsministerium bestätigte dies in einer Pressemitteilung.

Mit gutem Beispiel voran  

„Ich bin stolz darauf, dass Dänemark gemeinsam mit den Niederlanden F16-Kampfjets für den Freiheitskampf der Ukraine gegen Russland und dessen sinnlose Aggression spenden wird. Die Unterstützung Dänemarks für die Ukraine ist unerschütterlich, und mit der Spende von F16-Kampfflugzeugen geht Dänemark nun mit gutem Beispiel voran“, so Ellemann-Jensen.

Dem Vernehmen nach soll die Ausbildung ukrainischer Pilotinnen und Piloten an dem Kampfflugzeug in Skrydstrup stattfinden. Laut dem ukrainischen Verteidigungsminister Oleksij Reznikov hat die Ausbildung bereits begonnen.

 

Foto: Mads Claus Rasmussen/Ritzau Scanpix

Spekulationen um Selenskyj-Besuch

Mehrere Medien spekulierten im Vorfeld des Treffens, ob Selenskyj nach seinem Besuch in den Niederlanden auch an dem Treffen auf dem Luftwaffenstützpunkt teilnehmen wird. „Hier in Skrydstrup bahnt sich ein größeres Ereignis an. Die Sicherheitsvorkehrungen sind deutlich schärfer, als ein Besuch von Frederiksen, Ellemann und Løkke alleine berichtigen würde. Ein Programm für die Veranstaltung ist weiterhin nicht bekannt”, berichtet „Nordschleswiger“-Korrespondent Walter Turnowsky, der vor Ort ist.

„Die Presse musste drei Stunden vor der Veranstaltung zur Sicherheitskontrolle erscheinen. Die Ausrüstung wurde von Bombenhunden kontrolliert, bevor wir Medienvertreterinnen und -vertreter im Bus auf das Gelände des Luftwaffenstützpunktes transportiert wurden. Das Aufgebot der Polizei und von scharf bewaffnetem Militärpersonal ist groß. Wir befinden uns jetzt in einem Hangar, der für eine Pressekonferenz vorbereitet ist, und haben strenge Auflagen, ihn nicht zu verlassen.”

Um 16.30 Uhr war klar, dass Selenskij nach seinem Treffen in Eindhoven direkt nach Skrydstrup weitergeflogen ist.

Das Verteidigungsministerium hatte sich vor der Pressekonferenz nicht dazu äußern wollen, ob Vertreterinnen und Vertreter der Ukraine anwesend sein werden.

Journalistinnen und Journalisten wurden nach langem Sicherheitscheck in einen Hangar gebracht, wo um 15 Uhr eine Pressekonferenz beginnt.
Journalistinnen und Journalisten wurden nach langem Sicherheitscheck in einen Hangar gebracht, wo um 15 Uhr eine Pressekonferenz beginnt. Foto: Walter Turnowsky

Ausbildung in Nordschleswig 

Im Juli erklärte der damals amtierende dänische Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen (Venstre), dass die Ausbildung der ukrainischen Luftstreitkräfte im Umgang mit F-16-Kampfjets im August im nordschleswigschen Skrydstrup bei Hadersleben (Haderslev) beginnen werde. Dies war am 15. Juni vereinbart worden. 

„Wir haben jetzt den ersten Schritt getan, und beginnen das Training und die Fortbildung der ukrainischen Pilotinnen und Piloten. Wir müssen daher auch dazu Stellung beziehen, ob wir der Ukraine F-16-Kampfflugzeuge spenden wollen und gegebenenfalls wie viele“, sagte Lund Poulsen damals.

Es ist aber nicht klar, ob der ukrainische Verteidigungsminister und Lund Poulsen von der gleichen Ausbildung sprechen. Am Sonntagmorgen äußerte sich das Verteidigungsministerium nicht dazu, ob die Ausbildung bereits begonnen hat.  Auch Reznikov sagte, er wolle keine Einzelheiten darüber nennen, wo die Ausbildung stattfinde.

Mindestens sechs Monate Ausbildung

Die Ukraine hat die hochentwickelten Kampfjets aus amerikanischer Produktion angefordert, um die russische Luftüberlegenheit herausfordern zu können. 

Reznikov sagte in einem Interview, sechs Monate Ausbildung seien das Minimum. Es sei ebenfalls noch nicht klar, wie lange die Ausbildung von Ingenieurinnen und Ingenieuren sowie Mechanikerinnen und Mechanikern dauern werde.

„Um eine vernünftige Erwartungshaltung aufzubauen, sollte man daher mindestens sechs Monate einplanen, aber man sollte nicht enttäuscht sein, wenn es länger dauert“, sagte Reznikov auf Kanal 24.

Ein US-Beamter sagte am Donnerstag, dass die US-Regierung Dänemark und den Niederlanden die Entsendung von F-16-Flugzeugen in die Ukraine gestatten werde, sobald die ukrainischen Pilotinnen und Piloten ausgebildet worden seien.

Die Ukraine und der Wunsch nach westlichen Kampfjets

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Zelenskyj drängt seit langem auf den Zugang zu modernen westlichen Kampfflugzeugen.

  • Februar 2023: Zelenskyj spricht im britischen Unterhaus und wiederholte den Wunsch: „Wir haben Freiheit. Gebt uns Flugzeuge, um sie zu schützen“, forderte er die Politiker auf.
  • 18. Februar 2023: Außenminister Lars Løkke Rasmussen (M) erklärt gegenüber der dänischen Zeitung Berlingske, er glaube, dass der Westen schließlich Kampfjets für die Verteidigung der Ukraine liefern werde.
  • 20. Mai 2023: Der nationale Sicherheitsberater Jake Sullivan kündigt während des G7-Gipfels in Hiroshima, Japan, an, dass die USA ihren Verbündeten die Ausfuhr von F-16 in die Ukraine gestatten werden. Da die F-16 von der amerikanischen Firma Lockheed Martin hergestellt werden, müssen die USA es genehmigen, wenn andere Länder die Flugzeuge in ein Drittland exportieren wollen.
  • Mai 2023: Dänemark und die Niederlande haben mit Unterstützung von neun Ländern einen konkreten Plan zur Ausbildung ukrainischer F-16-Pilotinnen und -Piloten in Angriff genommen. Die neun anderen Länder sind Schweden, Norwegen, Belgien, das Vereinigte Königreich, Polen, Luxemburg, Portugal, Rumänien und Kanada.
  • 15. Juni 2023: Der amtierende Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen (V) gibt bekannt, dass Dänemark mit der Ausbildung ukrainischer Kampfpilotinnen und Kampfpiloten auf dem Luftwaffenstützpunkt Skrydstrup beginnen wird.
  • 17. August 2023: In einem Schreiben des US-Außenministers Antony Blinken heißt es, dass die USA die Entsendung dänischer und niederländischer F-16-Flugzeuge in die Ukraine genehmigen werden, sobald die Ausbildung der ukrainischen F-16-Piloten abgeschlossen ist.
  • 18. August: Lars Løkke Rasmussen bestätigt den Erhalt des Briefes und betont, dass Dänemark noch keine Position dazu bezogen habe, wann eine mögliche Spende stattfinden werde.

Quellen: Ritzau, Berlingske, Altinget und Reuters.

Der Text wurde am 20. August um 14.30 Uhr um Angaben zu der Spende von Kampfjets ergänzt. Um 16.30 Uhr wurde der Artikel um die Ankunft Selenskijs aktualisiert.

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