Seniorenhilfe

Tina Jønson will Freude in den Alltag Anderer bringen

Tina Jønson will Freude in den Alltag Anderer bringen

Tina Jønson will Freude in den Alltag Anderer bringen

Paulina von Ahn
Paulina von Ahn
Apenrade/Tingleff
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Tina Jønson hat viel Zeit und Zuwendung, und möchte sie mit anderen Menschen teilen. Foto: Karin Riggelsen

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Älteren Menschen dabei helfen, ihren Alltag so zu leben, wie sie es gerne möchten – das ist Tina Jønsons Ziel mit ihrem neu gegründeten Unternehmen. Die Zuwendung anderen Menschen gegenüber ist ihr dabei so wichtig, dass sie ihre berufliche Sicherheit hintenanstellt und sich mit einer neuen Geschäftsidee selbstständig macht.

Viele Seniorinnen und Senioren brauchen Hilfe, um ihren Alltag zu bewältigen. Pflegedienste und Ärztinnen oder Ärzte kümmern sich um die gesundheitlichen Bedürfnisse, doch darüber hinaus können sie ältere Menschen nicht betreuen. 

Tina Jønson hat jahrelange Erfahrung als Krankenschwester und erlebt häufig, dass ältere Menschen sich langweilen oder Hilfe benötigen, die über den medizinischen Bereich hinausgehen.

Während ihrer Berufslaufbahn hat die 50-Jährige an verschiedenen Orten als Altenpflegerin gearbeitet: „Da habe ich gesehen, dass viele von den älteren Menschen einsam zu Hause sitzen und Gespräche führen wollen“, sagt sie dem „Nordschleswiger“. „Häufig haben sie mich gefragt, ob ich nicht die Reinigungsarbeiten vernachlässigen und stattdessen zehn Minuten mit ihnen sprechen könne. Ich musste ihnen immer sagen, dass ich dazu keine Zeit hatte, und das hat mir jedes Mal das Herz gebrochen.“

Hilfe für diejenigen, die sie brauchen

Seit dem ersten April bietet Tina fürsorgliche Hilfeleistung in Form des von ihr gegründeten Unternehmens Jonson-Life Care an, um diesem Problem entgegenzuwirken. Sie bietet private Dienstleistungen an, für die die Kundinnen und Kunden bezahlen. Ihre Tätigkeiten fallen dabei sehr vielseitig aus und sind auf die Bedürfnisse ihrer Kundinnen und Kunden abgestimmt. Sie begleitet ältere Menschen bei Freizeitaktivitäten wie zum Beispiele Kinobesuche oder Schachspiele, unterstützt sie bei Einkäufen, Arztbesuchen oder Behördengängen. 

„Bei allem, was sie brauchen, können sie mich fragen, ob ich behilflich sein kann“, sagt Tina Jønson. „Die Menschen wissen selbst am besten, was sie von mir brauchen.“

Die Verwirklichung einer eigenen Geschäftsidee

Noch vor Kurzem hat Tina als Category Managerin bei Abena, einer dänischen Hersteller- und Lieferantenfirma von Gesundheitsprodukten, in Apenrade (Aabenraa) gearbeitet. Der Schritt von einer sicheren Arbeitsstelle zu einem selbstgegründeten Unternehmen mit verhältnismäßig unerprobter Geschäftsidee ist Tina nicht schwergefallen.

„Ich bin einfach mutig“, sagt sie überzeugt. „Ich habe gesehen, dass ganz viele Leute meine Arbeit brauchen und ich weiß, dass es klappen wird. Ich bin 50 Jahre alt – ich möchte jetzt das machen, was mir wirklich Freude bereitet. Und ich weiß, dass wenn ich es nicht mache, ich es bereuen werde.“

Jønson habe auch viel mit ihren eigenen Eltern darüber gesprochen. Sie ist alleinerziehende Mutter von zwei Kindern im Alter von 13 und 16 Jahren, und ihre Mutter habe gründlich hinterfragt, ob sie sich diesen Schritt gut überlegt habe. 

„Ich habe mich gefragt, was das Worst-Case-Szenario ist. Ich kann immer eine andere Arbeit bekommen, wenn es wirklich notwendig ist, aber ich weiß: Das wird ein Erfolg.“

Ich bin einfach mutig.

Tina Jønson

Tina Jønson ist voller Zuversicht, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Ihr kommen immer wieder neue Ideen, wie sie Jonson-Life Care innovativ gestalten kann. Zum Beispiel möchte sie mit anderen Firmen und Menschen zusammenarbeiten, um weitere Aufgaben wie IT-Hilfen, Unterstützung bei Online-Serviceleistungen oder -Zugängen angehen zu können.

Aus einer kleinen Idee etwas Großes machen

Noch steht Jønson mit ihrem Unternehmen am Anfang, doch sie kann sich vorstellen, Jonson-Life Care irgendwann in etwas Größeres zu verwandeln: „Die Kinder sind ja jetzt groß, und ich habe ganz viele Freunde, die entweder Krankenpfleger oder -Schwester sind und gerne helfen möchten.“

Viele Menschen aus Krankenhäusern, aber auch aus dem pädagogischen Feld haben sich bei ihr gemeldet und gefragt, ob sie Arbeit für sie hat, weil sie Tinas Idee toll finden und ein Teil davon sein möchten. 

„Ich war wirklich überrascht“, sagt die 50-Jährige, denn die Interessierten kommen nicht nur aus Nordschleswig, sondern unter anderem auch aus der Region von Kolding und Woyens (Vojens).

Für Tina Jønson ist es an der Zeit, das zu machen, was ihr wirklich Freude macht. Foto: Karin Riggelsen

Auch Kundinnen und Kunden haben bereits den Kontakt zu Jønson gesucht. Sie erzählt von einer älteren Frau, die sie anrief und fragte, ob sie zur Weihnachtszeit mit ihr Geschenke für ihre Enkel kaufen könne, weil sie dann nicht mehr das Geld schicken müsste, ohne zu wissen, welche Geschenke die Enkel tatsächlich bekommen.

Aber nicht nur ältere Menschen melden sich bei ihr. Häufig sind es auch die jüngeren Angehörigen, die den Kontakt zu ihr suchen. So erzählt sie von einem jungen Mann, der sich vor Kurzem bei ihr gemeldet hat, weil seine Mutter vor einigen Monaten gestorben sei und sein Vater gerne regelmäßig ihr Grab besuchen würde. Er könne es zeitlich nicht schaffen, mit ihm zu gehen und fragte Tina, ob sie seinem Vater helfen könne.

„Natürlich kann ich!“, war Tinas Antwort. „Ich möchte der ganzen Familie helfen.“

Häufig wohnen die Verwandten zu weit weg, um ihren älteren Familienmitgliedern die Zuwendung geben zu können, die sie brauchen. In anderen Fällen fehlt die Zeit, da Arbeit und Kinder den Alltag beanspruchen.

„Einige der Familienmitglieder, die mich kontaktiert haben, sind traurig, dass sie so jemanden wie mich brauchen. Natürlich bin ich kein Familienmitglied, aber ich kann der verlängerte Arm der Angehörigen sein.“ 

Ich möchte der ganzen Familie helfen.

Tina Jønson

Für Tina sei Nächstenliebe und für andere Menschen da zu sein das Wichtigste: „Und es ist so leicht. Du brauchst nur Zeit. Denn Zeit ist das Einzige, was die älteren Menschen oder aber ihre Angehörigen nicht haben. Aber es ist so leicht, mehr Leben und mehr Freude in den Alltag zu bringen. Und das möchte ich wirklich gerne.“

Mehrsprachige Hilfe

Obwohl Tina Jønson in Dänemark aufgewachsen ist, spricht sie Deutsch. Deutschsprachiges Fernsehen, regelmäßige Einkäufe in Flensburg und Freundschaften zu Mitgliedern der deutschen Minderheit haben dazu geführt. In ihrer Kindheit habe ihre Familie regelmäßig Urlaub auf einem Campingplatz gemacht, auf dem alle Kinder Deutsch gesprochen hätten. Heute kann sie in Gesprächen mit ihren deutschsprachigen Freundschaften ihr „Schul-Deutsch“ aufbessern, wie sie es nennt.

„Mir ist wichtig, dass die Menschen wissen, dass ich auch Deutsch und Englisch spreche. Viele Menschen in Nordschleswig sprechen Deutsch, und ich denke, meine Sprachkenntnisse reichen aus, damit wir uns verstehen können.“

Wer Tina Jønsons Hilfe beanspruchen möchte, kann sie anrufen oder sie auf Facebook finden. Mit einem Stapel Broschüren möchte sie auch durch die Straßen ziehen und sich per Briefkasten bei den Menschen bemerkbar machen.

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