Natur und Umwelt

Vorläufiges Aus für Live-Bilder aus dem Uhu-Nest

Vorläufiges Aus für Live-Bilder aus dem Uhu-Nest

Vorläufiges Aus für Live-Bilder aus dem Uhu-Nest

Apenrade/Aabenraa
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Fliegender Uhu Foto: AdobeStock

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Der dänische Ornithologenverband will künftig Mauersegler mit der Kamera aus der Apenrader Kiesgrube verfolgen und nicht mehr die Eulen. Eulenexperte Klaus Dichmann bedauert die Entscheidung. Er hat nämlich für die Brutsaison 2024 ein sehr gutes Gefühl und sucht jetzt nach einer finanzkräftigen Person.

Der Stimme von Klaus Dichmann ist anzuhören, dass ihn etwas bedrückt, als „Der Nordschleswiger“ ihn über Handy erreicht. „Ich war gerade in der Kiesgrube, um die Webcam abzumontieren“, erzählt der nordschleswigsche Eulen-Experte traurig. 

Dichmann betreut schon seit Jahren ein Uhu-Nest in einer Kiesgrube unweit von Apenrade. Der genaue Standort bleibt geheim, damit der „Fürst der Nacht“, wie die große Eulenart im Dänischen auch genannt wird, in Ruhe leben und jagen kann.

Einblicke in das Leben der Familie Uhu

Über eine Webcam konnten Interessierte in den vergangenen Jahren zu Hause am Computer das Leben der Familie Uhu mitverfolgen. Damit ist allerdings nun Schluss. Der dänische Ornithologenverein (Dansk Ornitologisk Forening, DOF) hat entschieden, auf seiner Webseite künftig während der Brutsaison live aus einem Seeadlernest auf Lolland zu senden. Wie eingangs erwähnt, hat Klaus Dichmann deshalb die Webcam vom Uhu-Nest abmontiert, um sie an den Verband zurückzuschicken. 

„Ich muss gestehen, ich kann die Entscheidung nicht ganz nachvollziehen. Zumal die Chancen auf ein gutes Uhu-Jahr durchaus gegeben sind. Ich konnte mich gerade selbst davon überzeugen: Das Nest ist sorgfältig hergerichtet und für die kommende Brutsaison bereit“, sagt Klaus Dichmann

Klaus Dichmann blickt zuversichtlich in die Zukunft des Uhu-Paares (Archivfoto). Foto: DOF

Zwei dramatische Jahre

Nach zwei dramatischen Jahren ist er für 2024 zuversichtlich. 2022 verlief eigentlich zunächst alles nach Plan. Bis ein Steinmarder das Nest zerstörte. Ihm gelang es, ein Ei zu stehlen. Doch das Weibchen ließ sich nicht beirren und legte neue Eier. Daraus schlüpften drei Jungen. Bei einem Ausflug flog das Weibchen jedoch in einen Drahtzaun und kam dabei um. 

Weil das Männchen sich nicht um seinen Nachwuchs kümmerte, wurden die drei Jungen in eine Pflegestation gebracht. Zwei kamen durch.

Erfolgreiche Brautschau 

Im vergangenen Jahr konnten die Vogelfreundinnen und -freunde des Landes über das Mikrofon der Webcam die tiefen „Huu“-Rufe des Uhu-Männchens mitverfolgen. Seine Werberufe wurden zwar von einem Weibchen ge- und erhört, aber leider war es für eine erfolgreiche Brut zu spät. „Dennoch wurden die Webcam im vergangenen Jahr mehr als eine Million Male aufgerufen“, sagt Klaus Dichmann nicht ohne Stolz. Das Interesse in der Community scheint also ungebrochen. 

Der Eulenexperte selbst kennt eine gute Stelle, von der aus er mit dem Fernglas einen guten Blick in das Nest des Uhu-Pärchens hat. Klaus Dichmann wird also auch künftig das Leben des nachtaktiven Raubvogels gut beobachten können. Um die Eulen-Community tut ihm die Entscheidung des Verbandes leid.

Die Webcam hat im Jahr 2022 den nächtlichen Steinmarderangriff festgehalten. Da Uhus (wie Steinmarder auch) primär in der Nacht aktiv sind, muss die Kamera mit Infrarotlicht ausgestattet sein. Foto: DOF Ugle TV

GPS-Sender für die Jungtiere

Besonders ärgert ihn, dass die DOF-Leitung gerade in diesem Jahr die Webcam von der Apenrader Kiesgrube entfernt. Das Nest in Nordschleswig nimmt nämlich an einem Projekt der Uni Aarhus und des Zoologischen Museums in Kopenhagen teil. Bei erfolgreicher Brut werden die Jungvögel mit GPS-Sendern ausgerüstet, um deren Flugverhalten registrieren zu können. 

Dichmann weiß noch nicht genau, wer Zugriff auf die Daten bekommen wird. Er geht aber davon aus, dass alle Interessierten künftig auf dem Handy oder Computer die aktuellen Positionen der Uhus mitverfolgen können. Ähnlich wie es jetzt schon bei den Störchen und anderen Vogelarten der Fall ist. 

Ungünstige Kameraposition

Dass der Ornithologenverband auf Seeadler umgesattelt hat, kann er nicht wirklich nachvollziehen. Zumal die dortige Kamera „unglücklich platziert“ ist, wie er es ausdrückt. „Der Blickwinkel der Kamera ist ungünstig gewählt. Wenn man genau hinschaut, kann man zwei Adlerhorste erahnen. Das vordere ist allerdings unbewohnt und das bewohnte Nest ist am Bildrand gerade einmal schemenhaft zu erkennen. Wenn es in den Adlerhorsten spannend wird, dann wird dieses Nest zudem durch Laub verdeckt sein. Und dann wird man gar nichts sehen können“, ist Dichmann überzeugt. 

„Seine“ Eulen-Kamera soll nun künftig ein Mauerseglerpärchen bei der Brutaufzucht beobachten. „Soweit ich weiß, wird die Webcam irgendwo auf Seeland aufgestellt“, sagt er.

Zahlungskräftige Person gesucht

„Ich habe schon einige Anfragen von interessierten Menschen erhalten, ob und wie sie meine Arbeit unterstützen können. Aber so eine Webcam kostet in der Anschaffung um die 40.000 Kronen“, sagt Dichmann. Für seine „Ein-Mann-Freizeitbeschäftigung“ ist ihm das zu aufwendig und vor allem zu unsicher, mit Kleckerbeträgen zu operieren. „Wenn sich allerdings ein Spender, eine Stiftung oder ein Unternehmen finden ließe, der die Kosten ganz übernimmt, bin ich gerne bereit, die Webcam im Ehrenamt aufzustellen und zu betreuen“, sagt der Eulen-Experte abschließend. 

Die Lokalredaktion des „Nordschleswigers“ stellt gerne den Kontakt zu Klaus Dichmann her.

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