Kunstszene
Steinunn Thórarinsdóttir stellt Menschen in Augustenburg auf – und aus
Steinunn Thórarinsdóttir stellt Menschen in Augustenburg auf – und aus
Steinunn Thórarinsdóttir zeigt ihre Menschen in Augustenburg
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Ihre Menschen-Skulpturen haben die isländische Bildhauerin Steinunn Thórarinsdóttir weltberühmt gemacht. Seit dem Wochenende ist ihre Kunst im Augustenborg Project zu sehen. Was bedeutet Menschsein für sie? Das verrät die Künstlerin im Gespräch.
Sie stehen nebeneinander und alleine im Schlosspark, schauen in den Himmel über der Augustenburger Förde oder dem Betrachtenden entgegen. Sie sitzen im Gang der Ausstellung auf der Kippe und hängen an der Hausmauer des Augustenborg Projects: die Menschen-Skulpturen der Bildhauerin Steinunn Thórarinsdóttir aus Island.
Von Reykjavik nach Augustenburg
Für eine Ausstellung im Augustenborg Project haben sich Skulpturen und Künstlerin von Reykjavik auf den Weg ins süddänische Augustenburg gemacht. Die Werkschau erstreckt sich über die gesamte Parkanlage, und auch in der Galerie des Hauses sind Ausstellungsräume von Steinunn Thórarinsdóttir und ihrem Team gestaltet worden.
„Human“ ist der Titel deiner Ausstellung hier in Augustenburg. Was macht das Menschsein in der Zukunft aus?
„Etwas, was meine Arbeit prägt, ist der Gedanke, dass wir als Menschen alle miteinander verbunden sind. Trotz aller Unterschiede. Es ist der fundamentale menschliche Aspekt in uns allen. Überall auf der Welt können Menschen zusammenarbeiten, auch wenn sie unterschiedlich sind. Wir hören so viel von Krieg und den Kämpfen. Ich halte es für wichtig, sich das Verbindende in Erinnerung zu rufen.“
Wozu lädst du die Besucherinnen und Besucher hier in Augustenburg ein?
„Etwas sehr Wichtiges in dieser Zeit ist es, innezuhalten. Nachdenken, sich einen Augenblick Zeit zu nehmen. Das kann man hier sehr gut tun. Ich habe zwar einige Gedanken zu meinen Skulpturen, aber wir sehen alle etwas anderes, und ich möchte, dass sich die Betrachter ihre eigenen Gedanken machen und die Skulpturen auf sich wirken lassen.“
Wie kamen du und deine „Menschen“ von Island nach Augustenburg?
„Ich arbeite mit der Kopenhagener Galerie Christoffer Egelund zusammen. Dort kennt man die Eigentümer des Augustenborg Projects, und wir waren uns alle einig, dass es ein perfekter Ausstellungsort für meine Skulpturen sein würde. Hier gibt es beides: die Natur und das menschliche Element. Meine Skulpturen haben ihren Platz zwischen Architektur und Natur gefunden.“
Wie viele „Menschen“ hast du hier in Augustenburg platziert, und wie alt sind sie?
„Es sind rund 15 menschliche Skulpturen im Park platziert, außerdem Skizzen und weitere Skulpturen in der Ausstellung. Die Skulpturen stammen aus verschiedenen Zeiten. Ich bin jetzt seit fast 45 Jahren Bildhauerin, und ich sage manchmal: Ich hatte während meiner Karriere nur eine einzige Idee. Aber die hatte Größe.“
Wie lange dauert es, bis eine Skulptur entsteht?
„Es dauert lange. Die meisten Skulpturen sind meinem ältesten Sohn nachempfunden. Ich nutze ihn als Model und nehme Maß. Es dauert viele Monate, vielleicht ein halbes Jahr. Mein Sohn ist zu Beginn das Opfer, er ist der Ausgangspunkt, und dann modelliere ich. Allerdings arbeite ich parallel oft an mehreren Werken. Mein armer Sohn nimmt es übrigens gelassen und sagt: ,In Hunderten von Jahren, wenn Menschen Relikte dieser Skulpturen finden, werden sie denken, ich sei ein Gott gewesen`.“