Kunstszene

Steinunn Thórarinsdóttir stellt Menschen in Augustenburg auf – und aus

Steinunn Thórarinsdóttir stellt Menschen in Augustenburg auf – und aus

Steinunn Thórarinsdóttir zeigt ihre Menschen in Augustenburg

Augustenburg/Augustenborg
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Steinunn Thórarinsdóttir neben einer ihrer Skulpturen im Park des Augustenborg Projects Foto: Sara Eskildsen

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Ihre Menschen-Skulpturen haben die isländische Bildhauerin Steinunn Thórarinsdóttir weltberühmt gemacht. Seit dem Wochenende ist ihre Kunst im Augustenborg Project zu sehen. Was bedeutet Menschsein für sie? Das verrät die Künstlerin im Gespräch.

 Sie stehen nebeneinander und alleine im Schlosspark, schauen in den Himmel über der Augustenburger Förde oder dem Betrachtenden entgegen. Sie sitzen im Gang der Ausstellung auf der Kippe und hängen an der Hausmauer des Augustenborg Projects: die Menschen-Skulpturen der Bildhauerin Steinunn Thórarinsdóttir aus Island. 

Von Reykjavik nach Augustenburg

Für eine Ausstellung im Augustenborg Project haben sich Skulpturen und Künstlerin von Reykjavik auf den Weg ins süddänische Augustenburg gemacht. Die Werkschau erstreckt sich über die gesamte Parkanlage, und auch in der Galerie des Hauses sind Ausstellungsräume von Steinunn Thórarinsdóttir und ihrem Team gestaltet worden. 

Die Künstlerin lebt und arbeitet in Reykjavik. Galerien auf der ganzen Welt vertreten die Kunst der Isländerin. In Dänemark ist die Kopenhagener „Galleri Christoffer Egelund“ zuständig. Foto: Sara Eskildsen

„Human“ ist der Titel deiner Ausstellung hier in Augustenburg. Was macht das Menschsein in der Zukunft aus?

„Etwas, was meine Arbeit prägt, ist der Gedanke, dass wir als Menschen alle miteinander verbunden sind. Trotz aller Unterschiede. Es ist der fundamentale menschliche Aspekt in uns allen. Überall auf der Welt können Menschen zusammenarbeiten, auch wenn sie unterschiedlich sind. Wir hören so viel von Krieg und den Kämpfen. Ich halte es für wichtig, sich das Verbindende in Erinnerung zu rufen.“

Wozu lädst du die Besucherinnen und Besucher hier in Augustenburg ein?

„Etwas sehr Wichtiges in dieser Zeit ist es, innezuhalten. Nachdenken, sich einen Augenblick Zeit zu nehmen. Das kann man hier sehr gut tun. Ich habe zwar einige Gedanken zu meinen Skulpturen, aber wir sehen alle etwas anderes, und ich möchte, dass sich die Betrachter ihre eigenen Gedanken machen und die Skulpturen auf sich wirken lassen.“ 

Für die Skulpturen nimmt die Künstlerin Maß in der Familie: ihre beiden Söhne stehen für die Skulpturen seit Jahrzehnten Modell. Foto: Sara Eskildsen

Wie kamen du und deine „Menschen“ von Island nach Augustenburg?

„Ich arbeite mit der Kopenhagener Galerie Christoffer Egelund zusammen. Dort kennt man die Eigentümer des Augustenborg Projects, und wir waren uns alle einig, dass es ein perfekter Ausstellungsort für meine Skulpturen sein würde. Hier gibt es beides: die Natur und das menschliche Element. Meine Skulpturen haben ihren Platz zwischen Architektur und Natur gefunden.“

Wie viele „Menschen“ hast du hier in Augustenburg platziert, und wie alt sind sie?

„Es sind rund 15 menschliche Skulpturen im Park platziert, außerdem Skizzen und weitere Skulpturen in der Ausstellung. Die Skulpturen stammen aus verschiedenen Zeiten. Ich bin jetzt seit fast 45 Jahren Bildhauerin, und ich sage manchmal: Ich hatte während meiner Karriere nur eine einzige Idee. Aber die hatte Größe.“

Die Figuren werden in einer Gießerei geschaffen, die Materialien sind aus recyceltem Eisen oder Aluminium. Im Laufe der Jahre verändern sich die Skulpturen äußerlich, je nach Umwelteinflüssen. Viele der Skulpturen sind mit Glaselementen versehen. Foto: Sara Eskildsen
Über ihre Skulpturen sagt Steinunn Thórarinsdóttir: „Ich hatte im Laufe meines Künstlerlebens im Grunde nur eine Idee: meine Menschen-Skulpturen. Daran arbeite ich jetzt schon seit Jahrzehnten.“ Foto: Sara Eskildsen

Wie lange dauert es, bis eine Skulptur entsteht?

„Es dauert lange. Die meisten Skulpturen sind meinem ältesten Sohn nachempfunden. Ich nutze ihn als Model und nehme Maß. Es dauert viele Monate, vielleicht ein halbes Jahr. Mein Sohn ist zu Beginn das Opfer, er ist der Ausgangspunkt, und dann modelliere ich. Allerdings arbeite ich parallel oft an mehreren Werken. Mein armer Sohn nimmt es übrigens gelassen und sagt: ,In Hunderten von Jahren, wenn Menschen Relikte dieser Skulpturen finden, werden sie denken, ich sei ein Gott gewesen`.“

Was bedeutet es, Mensch zu sein?

„Wir Menschen haben Gefühle und Gedanken, die auf eigenen Lebenserfahrungen beruhen. Das unterscheidet uns von vielen Tieren, und ich denke, das ist das wohl grundlegendste Element des Menschseins.“
Die Skulpturen sind käuflich: Wer beispielsweise diese beiden Skulpturen als Kunstwerk erwerben will, kann dies für 780.000 Kronen tun. Foto: Sara Eskildsen
Manche der Mensch-Skulpturen ragen aus Stein- oder Holzelementen hervor, andere wiederum stehen frei. Foto: Sara Eskildsen

 „Human“ von Steinunn Thórarinsdóttir

Die Ausstellung „Human“ von Steinunn Thórarinsdóttir ist im Augustenborg Project am Palævej 9A in Augustenburg seit dem 6. April und noch bis zum 31. Oktober 2025 zu sehen. Zur Vernissage besuchte der isländische Botschafter Árni Þór Sigurðsson die Ausstellung. 

 

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