Naturschutz

Die Marsch: Wo die Natur und die Kultur zusammenschmelzen

Die Marsch: Wo die Natur und die Kultur zusammenschmelzen

Die Marsch: Wo die Natur und die Kultur zusammenschmelzen

Hoyer/Højer
Zuletzt aktualisiert um:
Eine ungewöhnliche Symbiose: Ein Kiebitz brütet unter einem Schaf. Foto: Brigitta Lassen

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Mit einer kleinen, aber feinen Ausstellung informiert der Nationalpark in der Mühle in Hoyer über die besondere Landschaft an der Westküste und das Wattenmeer. Am Sonnabend wird die Präsentation mit der Wiedereröffnung nach der Winterpause vorgestellt.

Die „Informationsflut“ über die Marsch, das Wattenmeer, Schleusen, Sturmfluten, Warften und Köge wird am Sonnabend mit einer weiteren Station ergänzt, wenn die Hoyer Mühle nach überstandener Winterpause ihre Türen öffnet. Dort wird nun auch der Nationalpark mit einer eigenen kleinen Ausstellung vertreten sein, die um 10 Uhr eröffnet wird. 

Das primäre Thema des Mühlenmuseums ist die Tonderner Marsch. Die neue Ausstellung „Marsken bag Digerne“ (Das Marschenland hinter den Deichen) bezieht sich auf die Westküste und Marschen im gesamten Bereich des dänischen Nationalpark-Gebiets. Also von Sieltoft (Siltoft) im Süden bis Ho Bugt im Norden.

Eine Landkarte über den dänischen, deutschen und niederländischen Nationalpark Foto: Brigitta Lassen

Am Donnerstag arbeitet Anne Marie Ludvigsen im eiskalten Raum an der Fertigstellung der von ihr und einem Architektenbüro konzipierten Ausstellung des Nationalparks.

„Es gibt in der Marsch ganz viel Natur, aber auch ganz viel Kultur. Schließlich sind die Deiche von Menschenhand gebaut worden. Hier verschmelzen die Natur und die Kultur. Deiche wurden entweder zum Schutz vor Sturmfluten oder für die landwirtschaftliche Nutzung der Flächen gebaut. In der Tonderner Marsch wurde 1556 der erste Deich zum Schutz vor dem Meer gebaut“, erzählt Anne Marie Ludvigsen.

Spielerische Annäherung an das Thema Deiche, Sturmflut und Gezeiten in Puzzleform. Anne Marie Ludvigsen probiert es. Foto: Brigitta Lassen

Die nordschleswigsche Westküste war im Vergleich zu anderen Gegenden dank ihrer geschichtlichen Zugehörigkeit zu den Herzogtümern Schleswig und Holstein im Vorteil. Dort gab es mehr Geld. So ließ Herzog Hans der Ältere viele Deiche bauen und sicherte die Köge von Hoyer, Tondern (Tønder) und Uberg (Ubjerg) vor der Sturmflut.

Was tut sich in den vier Jahreszeiten in der Marsch am Glücksrad? Foto: Brigitta Lassen

Wie hoch das Wasser steigen kann, zeigt eine Sturmflutsäule mit eingetragenen Höchstwerten und Jahreszahlen. An einer Art Glücksrad kann gedreht werden. So erfährt man, was sich in welcher Jahreszeit in der Marsch tut. Das tut auch ein kleines Element mit einem Kiebitz mit seinem Jungen. Daneben Fußabdrücke einer Kuh und eines Schafes. Und warum? Der Kiebitz nistet auf dem Boden. Sein Nachwuchs wird nicht von den Eltern gefüttert. Die Nestflüchter sind auf sich selbst angewiesen. Ihnen dienen die Fußabdrücke der anderen Tiere zum Trinken. 

Die Kiebitzjungen nutzen die Fußabdrücke größerer Tiere als Tränke. Foto: Brigitta Lassen

Das Programm des Sonnabends:

  • 10 Uhr: Reden vom Vorsitzenden des Nationalparks, Flemming Just, Tonderns Bürgermeister Jørgen Popp Petersen, dem Direktor des nordschleswigschen Museumsverbands, Axel Johnsen, und Anne Marie Ludvigsen.
  • 10.30-12 Uhr: kostenloser Kaffee mit Brottorte im Mühlencafé
  • 11.30 Uhr: 4,5 Kilometer lange Wanderung mit dem Museumsangestellten Lars Nielsen
  • 13-14 Uhr: Anne Marie Ludvigsen erzählt im früheren Grenzgendarm-Haus in Sieltoft über den Nationalpark.
  • 13-15 Uhr: Naturberater Bo Tonnesen ist in gleicher Funktion der Wiedauschleuse postiert

Für die neue Präsentation wurde ein Standort gewählt, wo schon viel Vermittlungsarbeit betrieben wird. Seit der Aufwertung der Mühle im Rahmen der Tonderner Marsch Initiative, neuen Ausstellungen auch im früheren Mühlenspeicher, der Eröffnung des Mühlencafés und des 54 Kilometer langen Wanderwegs Marskstien kämen wesentlich mehr Gäste als früher in die Mühle. 

„Es kommen Besucherinnen und Besucher, die wir früher nie gehabt hätten. Wir werden von wirklich vielen Wandersleuten besucht“, berichtet die Museumsleiterin Anne Marie Ludvigsen. 

Der Andrang im Müllercafé, wo viele Wandersleute eine Rast einlegen, ist sogar derart groß, dass während der Winterpause eine Industrieküche ins ehemalige Müllerhaus eingebaut wurde. Die frühere Küche konnte mit dem Kundenandrang nicht Schritt halten. Das Café fährt laufend neue Umsatzrekorde ein.

Im Müllerhaus wurde das sehr beliebte Mühlencafé eingerichtet. Foto: Brigitta Lassen

Die Mühle in Hoyer dient dem Nationalpark als Wissensvermittlung des Projekts „Velkommen til Nationalpark Vadehavet“ mit sogenannten „Toren zum Wattenmeer“, Willkommensstätten und Info-Stellen. Diese sollen zu den besten, spannendsten und für die Gäste unbekannten Erlebnissen des Weltnaturerbes führen. Die Mühle zählt zu den sechs Toren, wo Wissen von Menschen vermittelt wird. 

Von der einen Seite betrachtet zeigt dieses Bild die Marsch im Sommer mit grasenden Schafen, von der anderen Seite den Herbst und Winter mit überfluteten Fennen. Foto: Nationalpark Vadehav / Red Star

Der Nationalpark informiert an ungefähr 30 Punkten über das Wattenmeer. Das 21,7 Millionen Kronen teure Projekt wurde von der Nordea-Stiftung (14,7 Mio. Kronen), den Wattenmeerkommunen Tondern, Varde, Esbjerg und Fanø und der Naturbehörde finanziell unterstützt. Aus eigenen Mitteln flossen etwa fünf Millionen Kronen ins Projekt. Die restlichen zwei Millionen steuerten die Naturbehörde und die Kommunen bei.

Ursprung der Marschen

Ursprung vieler Marschen ist das Watt. Die Marschen entstehen durch allmähliche Verlandung der Salzwiesen durch Sedimentation an Pionierpflanzen. Dieser natürliche Vorgang wurde von den Küstenbewohnern in der Vergangenheit für die Landgewinnung genutzt. Die Sedimentationsrate ist dann am höchsten, wenn die Marschen noch nicht zu hoch über den Meeresspiegel gewachsen sind. Wenn Sturm- und Springtiden die Salzwiesen überfluten, fällt das mitgeführte Material am Ende der Brandungszone aus, weil die Transportkraft durch die verringerte Geschwindigkeit der Wellen kleiner wird.

Zur Landgewinnung bzw. zum Hochwasserschutz wurden die Marschen früher eingedeicht. Diese durch Fluss- und Seedeiche geschützten Gebiete werden als Koog (in Schleswig-Holstein), Groden oder Heller (in Niedersachsen) oder Polder (in den Niederlanden) bezeichnet. Wo kein Schutz durch Deiche vorhanden ist, zum Beispiel auf Halligen, wurden Gehöfte und Ansiedlungen wegen der Überflutungsgefahr auf einige Meter hohe aufgehäufte Warften gebaut.

Quelle: Wikipedia

Mehr lesen