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Schmetterlinge verschwinden aus dänischen Gärten

Schmetterlinge verschwinden aus dänischen Gärten

Schmetterlinge verschwinden aus dänischen Gärten

Ritzau/ket
Kopenhagen
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Mehr als die Hälfte der dänischen Schmetterlingsarten ist vom Aussterben bedroht oder besonders gefährdet. Eine davon ist der schwarze Feuervogel (Symbolbild). Foto: Wolfram Steinberg/Ritzau Scanpix

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In Dänemark gibt es immer weniger Schmetterlinge. Das ist das Ergebnis einer Studie von Biologe Emil Blicher Bjerregård. Er hatte die Lebensräume der Insekten vor Jahrzehnten kartiert. Bei einer neuen Untersuchung hat er bemerkt, dass sie seit seiner ersten Erfassung an drei von vier Standorten verschwunden sind.

Die bunten Schmetterlinge bringen im Sommer Farbe in die dänischen Gärten, aber viele Schmetterlingsarten sind stark rückläufig. Neue Zahlen unterstreichen nun, wie ernst die Lage ist.

In einer umfassenden Studie wurden 22 seltene Schmetterlingsarten ­über mehrere Jahre hinweg beobachtet. In nur 26 Jahren sind diese an drei von vier Standorten verschwunden.

Studie auf ganze Dänemark übertragbar

Die Studie wurde im östlichen Dänemark durchgeführt, aber laut dem Biologen Emil Blicher Bjerregård, dem Erstautor eines wissenschaftlichen Artikels über die Studie, ergibt sich seiner Meinung nach in Jütland das gleiche Bild.

Sechs Jahre lang hat er Daten über die Schmetterlinge gesammelt und sie mit der Situation vor 1993 verglichen, als die Verteilung der Schmetterlinge zum ersten Mal kartiert wurde.

Im Jahr 1993 waren die 22 Arten auf 565 Standorte im östlichen Dänemark verteilt. Jahrzehnte später sind nur noch 158 Gebiete übrig, was einem Rückgang von 72 Prozent entspricht. Anders ausgedrückt bedeutet das, dass drei von vier Standorte mit Schmetterlingen verloren gegangen sind.
 

Mehr als die Hälfte der Schmetterlingsarten ist gefährdet

  • In Dänemark gibt es 66 verschiedene Schmetterlingsarten, von denen einige nur in geringer Zahl vorkommen.
  • Etwas mehr als die Hälfte – 37 von ihnen – stehen auf der Roten Liste, das heißt, sie sind gefährdet oder besonders anfällig.
  • 12 Schmetterlingsarten sind in Dänemark seit den 1960er Jahren verschwunden.
  • Weltweit gibt es über 180.000 Schmetterlingsarten. Etwa 10 Prozent davon sind Schmetterlinge, der Rest sind Nachtfalter.

„Es dauert ziemlich lange, bis eine Art ausstirbt, denn sie muss erst einmal an allen Standorten verschwinden. Aber bei vielen Arten ist es schon fast so weit“, sagt Emil Blicher Bjerregård.

Nur eine der Arten sei nicht zurückgegangen, und es überrasche ihn nicht, wenn mindestens acht der Arten in einigen Jahren ausgestorben wären.

Lebensräume der Schmetterlinge bedroht

Der drastische Rückgang hat damit zu tun, wie die Natur in Dänemark genutzt wird. Die Lebensräume der Schmetterlinge sind zu wenig vor menschlichen Aktivitäten geschützt.

„Wir haben fast überall im Land Raum in Anspruch genommen und der Natur unglaublich wenig übrig gelassen“, so der Biologe.

Die Landwirtschaft nimmt über 60 Prozent der Fläche ein, während nur 2,3 Prozent als Naturschutzgebiete gelten.

Diese sind in Dänemark wie kleine, isolierte Briefmarken, aber die Arten brauchen größere, zusammenhängende Gebiete.

Indikator für andere Arten

Für Therese Nissen, Beraterin für Natur- und Umweltpolitik bei der dem Verein Naturfredningsforening, sind die Ergebnisse der Studie keine Überraschung.

„Schmetterlinge sind ein guter Indikator für andere Arten. Wenn die Schmetterlinge verschwinden, verschwinden auch andere Arten. Es ist nur so, dass wir sie vielleicht nicht auf die gleiche Weise kartieren und verfolgen“, so Nissen. „So könnten zum Beispiel Arten verschwinden, die bei der Bestäubung unserer Nutzpflanzen helfen, was bedeuten könnte, dass wir uns selbst darum kümmern müssten, wie es an einigen Orten in China der Fall ist.“

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