Coronavirus

Warum zu Drittimpfung geraten wird

Warum zu Drittimpfung geraten wird

Warum zu Drittimpfung geraten wird

Kopenhagen
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Noch ein Piks wird fällig, da die Wirkung der Impfstoffe nachlässt, das Virus jedoch stärker denn je im Umlauf ist. Foto: Karin Riggelsen

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Alles schien für Impfbefürworter erledigt – bis der Herbst kam und eine vierte Welle über Europa hereinbrach. Nun soll geboostert werden. „Der Nordschleswiger" fasst die wissenschaftlichen Argumente dafür zusammen.

Am 15. Oktober hatte Gesundheitsminister Magnus Heunicke (Soz.) angekündigt, dass alle Dänen ein Angebot für eine dritte Corona-Schutzimpfung erhalten – sechseinhalb Monate nach der zweiten Impfung. Auch in Deutschland ist mittlerweile klar, dass eine sogenannte Booster-Impfung notwendig ist, um, individuell betrachtet, sich besser gegen das Virus zu schützen und, gesellschaftlich gesehen, die mittlerweile vierte Infektionswelle abzuflachen, was in Israel gelang.

Grund für die Empfehlung einer dritten Impfung ist das offenbare Nachlassen der Wirksamkeit der Vakzine. Eine Studie aus Israel, das Land hatte zur Eindämmung der vierten Welle massiv auf Drittimpfungen gesetzt, zeigt unter anderem den Anstieg von Infektionen bei vollständig Geimpften im Verlauf des Sommers 2021. Was auch auf ein Nachlassen des Impfschutzes hinweist.

Das Wissenschaftsmagazin „Spektrum“ verweist auf den Fachartikel einer Forschergruppe um den Mediziner Peter Nordström, Universität Umeå in Schweden. In dem noch nicht von Fachleuten begutachteten Beitrag kommen die Wissenschaftler zu dem Schluss, dass der Impfschutz, gemittelt über alle Impfstoffe, nach zwei Monaten bei 90 Prozent liegt, nach sieben Monaten dann auf 23 Prozent fällt und damit, so „Spektrum“ „statistisch nicht mehr relevant ist“. Bei zwei Dosen Biontech war nach sieben Monaten kein Effekt mehr nachweisbar. Der Schutz vor einem schweren Verlauf bleibt auch nach einem halben Jahr bei den Jüngeren mit 80 Prozent recht stabil. Bei Älteren geht er jedoch zurück auf 40 Prozent, referiert das Fachmagazin.

Dänemark: SSI erfasst mehr Impfdurchbrüche

Die dänische Infektionsschutzbehörde, das Staatliche Serum Institut (SSI), erfasst mehr Impfdurchbrüche. Dies ist nach Ansicht des Instituts zum einen mit dem steigenden Infektionsrisiko und mit der hohen Zahl der Geimpften in Dänemark erklärbar, zum anderen aber auch mit dem Nachlassen der Wirksamkeit der verabreichten Impfstoffe.

Am 1. November gab es laut SSI 24.722 Personen, die trotz ihrer vollständigen Impfung infiziert wurden. Bei 22.682 Personen konnte ein voller Effekt der Impfung nachgewiesen werden. Von diesen mussten 862 im Krankenhaus behandelt werden, 133 starben.

Die „Deutsche Presseagentur“ berichtet von einem Gespräch der Zeitung „Die Zeit“ mit Leif Sander, der an der Berliner Charité zu den Corona-Impfstoffen forscht. Wichtig sei, dass die dritte Impfung nicht zu früh verabreicht werde, so Sander. Dieser führt aus: „In den ersten Monaten nach der Zweitimpfung hat man auch erst einmal einen exzellenten Schutz. Da ist der Nutzen der Auffrischung noch nicht so hoch." Sander hält eine Drittimpfung nach vier oder fünf Monaten dann für unbedenklich. Besonders, wenn der Patient einen Grund für die vorzeitige Booster-Impfung hat. Gründe könnten beispielsweise ein sehr hohes Infektionsrisiko oder eine Vorerkrankung sein.

Quellen: dpa, shz, Spektrum, SSI

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