Fehmarnbeltquerung

Die Milliarden-Hoffnung

Die Milliarden-Hoffnung

Die Milliarden-Hoffnung

shz/fju/lno
Puttgarden/Rødby
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Antrittsbesuch: Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Bernd Buchholz (r.) war am Freitag bei seinem Amtskollegen Ole Birk Olesen in Dänemark. Foto: dpa

Deutschland könnte massiv vom Fehmarnbelt-Tunnel profitieren – doch es gibt neue Unsicherheiten.

Die geplante Absenkung der Maut für die Brücke über den Großen Belt durch die dänische Regierung wird nach Einschätzung von Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Bernd Buchholz keine Auswirkungen auf den Ostseetunnel zwischen Deutschland und Dänemark haben. Das sei ein rein dänisches Problem, sagte Buchholz gestern nach einem Treffen mit seinem dänischen Amtskollegen  Ole Birk Olesen. Die Landesregierung werde alles in ihrer Macht stehende tun, um den Tunnel zu realisieren, doch dabei seien auch die dänischen Vorhabenträger gefragt, sagte Buchholz. „Schleswig-Holstein steht zu dem Projekt und wir haben großes Interesse daran, dass es realisiert wird“, sagte Buchholz. 

Gewinn von 5 Milliarden Euro

Die feste Fehmarnbelt-Querung bedeute  allein für Deutschland einen volkswirtschaftlichen Gewinn von mindestens  fünf Milliarden Euro – bezogen auf die nächsten 50 Jahre. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie des dänischen Gutachter-Büros Dansk Brancheanalyse.  Die Annahme von Studien-Autor Ole Egholm beruht auf der Erwartung, dass das Verkehrsaufkommen bereits in den ersten  zehn Jahren nach Eröffnung des Tunnels um das 3,5-Fache zunimmt. Das würde sieben statt heute zwei Millionen Fahrzeuge pro Jahr bedeuten. Egholm argumentiert mit den Erfahrungen mit den Brücken über den  Großen Belt und den Öresund. Dort seien die Fahrzeugmengen im ersten Jahrzehnt nach der Einweihung auch um mehr als das Dreifache gestiegen. Zudem geht er von deutlich niedrigeren Maut-Gebühren als den heutigen sehr hohen Fährpreisen aus. 

Um den volkswirtschaftlichen Gewinn zu beziffern, stellt die Analyse auf den Wert der eingesparten Reisezeit durch den  Tunnel ab.  Egholm setzt dafür einen Betrag knapp oberhalb des dänischen Mindestlohns, umgerechnet rund 20 Euro pro Stunde, an.   Eine weitere  Rechengröße sind drei Personen pro Auto. Egholm meint, damit Pi mal Daumen auch die Bahnpassagiere der festen Fehmarnbelt-Querung mit zu berücksichtigen.  Pro Reisendem setzt der Autor eine  gegenüber heute um 53 Minuten verkürzte Reisezeit an.

Insgesamt gelangt die Studie so  für die ersten 50 Jahre des Fehmarnbelttunnels zu einer volkswirtschaftlichen Profitabilität von 25,3 Milliarden Euro. Vorausgesetzt, dass nach einem Wachstum des Verkehrsaufkommens um das 3,5-Fache im ersten Jahrzehnt jedes weitere Jahr durchschnittlich 1,8 Prozent mehr Reisende hinzukommen.  Unter der Annahme, dass 20 Prozent der Tunnelnutzer Deutsche sind, gelangt Dansk Brancheanalyse zu der Aussage, dass für die Bundesrepublik ein volkswirtschaftlicher Gewinn von fünf Milliarden Euro zu erwarten sei.

Noch nicht berücksichtigt

Noch nicht bei der  Rechnung berücksichtigt war jedoch  die geplante  Senkung der Gebühren auf der Große-Belt-Verbindung. Dadurch  werde sich voraussichtlich die Amortisation des Fehmarnbelttunnels um etwa drei Jahre nach hinten verschieben auf 36   Jahre, sagte Olesen.   Die Große-Belt-Brücke zwischen den Inseln Seeland und Fünen ist die Alternativroute für den Straßen- und Eisenbahnverkehr von Dänemark nach Deutschland.  Er nehme das zur Kenntnis, sagte Buchholz. „Auch wenn diese Entscheidung Dänemarks für die Diskussion um den Tunnel in Deutschland nicht eben förderlich ist.

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