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Pressefreiheit unter Druck

Pressefreiheit unter Druck

Pressefreiheit unter Druck

Paris/Kopenhagen/Berlin
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Bei „Jyllands-Posten“ ist Andruck. Dort, wie bei anderen dänischen Medien, sind die Bedingungen für eine freie und unabhängige Berichterstattung gut. Foto: Ole Lind/Jyllands-Posten/Ritzau Scanpix

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Dänemark klettert beim Index für Pressefreiheit der Organisation „Reporter ohne Grenzen“ auf den zweiten Platz, aber nur, weil andere Länder schlechter abschneiden als im Vorjahr. Deutschland rutscht vom 13. auf den 16. Platz.

In den drei nordischen Ländern Norwegen, Dänemark und Schweden hat die Pressefreiheit weltweit die besten Bedingungen. Die drei belegen beim von der Organisation „Journalisten ohne Grenzen“ erstellten Index in genannter Reihenfolge die ersten drei Ränge. Auch in Deutschland sieht es noch vergleichsweise gut aus. Doch in großen Teilen der Welt ist die Pressefreiheit bedroht. 

Selbst in den nordischen Ländern fällt das Ranking 2022 niedriger aus als im Vorjahr. Dänemark klettert zwar vom vierten auf den zweiten Platz, doch nur weil Finnland und Schweden noch schlechter abschneiden als 2021.

Gewalt und Drohungen in Deutschland

Deutschland rutscht vom 13. auf den 16. Platz. Die Hauptursache: Journalistinnen und Journalisten werden zunehmend bedroht, belästigt und körperlich attackiert.

„Die meisten Übergriffe können rechten oder rechtsradikalen Akteuren zugerechnet werden, doch einige wurden von radikalen Linken oder der Polizei verübt“, heißt es in dem Index.

Vor allem bei Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen sei es zu Übergriffen auf Journalistinnen und Journalisten gekommen.

Insgesamt schätzt „Journalisten ohne Grenzen“ jedoch weiterhin die Bedingungen für eine freie Berichterstattung als „vorteilhaft“ ein.

Sexismus als Problem aufgedeckt

In Dänemark darf sich die Journalisten-Zunft darüber freuen, dass sie nach Einschätzung der Organisation während der Pandemie ihrer Aufgabe gerecht geworden sei.

„Während der Corona-Krise hat der traditionelle Investigativ-Journalismus von einem steigenden Interesse, vor allem bezüglich gesundheitlicher Themen, profitiert“, heißt es in dem Jahresbericht.

Insgesamt könnten Journalistinnen und Journalisten frei arbeiten und seien nicht bedeutenden Bedrohungen ausgesetzt. Im Bericht sind jedoch auch die Enthüllungen über Sexismus an dänischen Medien, unter anderem „TV2“, erwähnt. Diese hätten an den Medienarbeitsplätzen „zu Maßnahmen zum Schutz von Journalistinnen geführt“.

Russland im roten Bereich

Während die Bedingungen für die Pressefreiheit sowohl in Dänemark als auch in Deutschland positiv bewertet werden, sieht es in anderen Teilen der Welt deutlich besorgniserregender aus.

Sowohl Belarus als auch Russland landen im alarmierenden roten Bereich. Seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine seien so gut wie alle unabhängigen Medien verboten, blockiert und/oder zu „ausländischen Agenten“ erklärt worden. Alle übrigen seien Militärzensur ausgesetzt.

„Die Schaffung eines medialen Waffenarsenals in autoritären Staaten eliminiert das Recht ihrer Bürgerinnen und Bürger auf Information, ist aber verbunden mit steigenden internationalen Spannungen, die zu schlimmsten Kriegen führen können“, sagt der Generalsekretär von „Journalisten ohne Grenzen“, Christophe Deloire, laut einer Pressemitteilung.

Meinungsmacher beschädigen Debatte

Doch auch in demokratischen Gesellschaften fördere die mediale Entwicklung Spaltung und Polarisierung. Die Ausbreitung von Meinungsmachern, die nach dem „Fox News Modell“ arbeiten, und die Verbreitung von Desinformation sieht er hier als Ursache.

Die Schlusslichter in puncto Pressefreiheit bilden der Iran, Eritrea und Nordkorea.


 

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