Naturerlebnisse

Einzigartiges Eisfjord-Besucherzentrum in Grönland eröffnet

Einzigartiges Eisfjord-Besucherzentrum in Grönland eröffnet

Einzigartiges Eisfjord-Besucherzentrum in Grönland eröffnet

Ritzau/nb
Ilulissat
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Das Ilulissat Eisfjord-Zentrum wurde am 3. Juli 2021 eröffnet. Vorausgegangen war eine langwierige Bauphase in einem schwierigen arktischen Klima. Das Besucherzentrum wurde von der preisgekrönten dänischen Architektin Dorte Mandrup entworfen. Foto: Adam Mørk/Free

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Klimaveränderungen und das harte Leben im Eis sind die zentralen Themen im Ilulissat Eisfjord-Zentrum. Das einmalige Besucherzentrum wurde am Sonnabend eröffnet und soll dem Tourismus in Westgrönland zu neuen Höhenflügen verhelfen.

Das barsche Leben in einem der eindrucksvollsten arktischen Gegenden der Erde und die Auswirkungen des Klimawandels auf die Natur haben jetzt ihr ganz spezielles, eigenes Informationszentrum bekommen.

Gut 250 Kilometer nördlich des Polarzirkels inmitten beeindruckender Natur, die immer schnelleren Veränderungen ausgesetzt ist, und kalbenden Gletschern wurde am Sonnabend das neue Ilulissat Eisfjord-Zentrum eröffnet.

Vermittlung der grönländischen Natur und Kultur

Bis es so weit war, hat es viele Jahre gedauert. Bauvorhaben in der Arktis sind mit großen Herausforderungen verbunden. Doch nun wurde das Informationszentrum eröffnet, in dem Besucher etwas über die faszinierende grönländische Natur und Kultur erfahren können.

In der Dauerausstellung können Touristen zudem etwas über den Lebenszyklus des Eises lernen und einzigartige Bohrkerne des Inlandeises anschauen. Sie geben Aufschlüsse über die Klimageschichte der vergangenen 124.000 Jahre.

Gleichzeitig können Besucher auskundschaften, wie die Klimaveränderungen die empfindlichen Ökosysteme in der von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärten Region beeinflussen. Parallel dazu bietet sich ihnen der Blick über die Landschaft des Eisfjords, durch den große Eisberge aus dem immer schneller schmelzenden Gletscher Sermeq Kujalleq entlangtreiben.

Das Ilulissat Eisfjordzentrum vermittelt die Geschichte des Eises und die globalen Klimaveränderungen mit einem einmaligen Ausblick auf den Eisfjord. Das Zentrum stellt unter anderem uralte Eiskerne, die aus dem Inlandeis gebohrt wurden, aus. Foto: Adam Mørk/Free

Ein Ort als Argument zum Einsatz gegen den Klimawandel

An diesem Ort haben Forschende und Regierungschefs oder deren Stellvertreter, wie der ehemalige amerikanische Vizepräsident Al Gore, mit eigenen Augen Argumente für ihren Einsatz gegen den Klimawandel gesammelt.

Künftig werden wesentlich mehr Touristen an dem Ort erwartet. Sie können sich zudem darauf freuen, die Geschichte der Gegend anhand moderner Technik vermittelt zu bekommen.

Das ist ein Meilenstein für ganz Grönland. Das Zentrum ist noch beeindruckender geworden als erwartet und kann Menschen aus der ganzen Welt wichtiges Wissen über Natur, Klima und Umwelt vermitteln.

Palle Jerimiassen, Bürgermeister der Kommune Avannaata Kommunia

Und das sehr zur Freude von Bürgermeister Palle Jerimiassen von der Kommune Avannaata Kommunia, in der Ilulissat liegt.

„Das ist ein Meilenstein für ganz Grönland. Das Zentrum ist noch beeindruckender geworden als erwartet und kann Menschen aus der ganzen Welt wichtiges Wissen über Natur, Klima und Umwelt vermitteln“, sagt er.

Anklang auch bei Lokalbevölkerung

Der Ort ist bereits vor seiner Eröffnung gut angenommen worden. Die lokale Bevölkerung genießt die schöne Aussicht über den Eisfjord vom Flachdach des Besucherzentrums aus, in dem sie auch selber Veranstaltungen durchführen können.

„Ilulissat ist ein Fischereiort, in dem der Tourismus immer mehr an Bedeutung gewinnt. Vor Corona hatten wir etwa 45.000 Touristen jährlich. Wir hoffen auf noch mehr, wenn sich hoffentlich zum Herbst hin alles wieder mehr normalisiert“, sagt Palle Jerimiassen.

Das Resultat ist ein ganz besonderes Bauwerk. Es macht die Bedeutung des Eises für die grönländische Gesellschaft lebendig und gleichzeitig die des Klimas für die Weltgemeinschaft.

Jesper Nygård, Direktor Realdania

Beeindruckendes Projekt in einzigartiger Natur

Das Besucherzentrum ist in Partnerschaft zwischen der philanthropischen Vereinigung Realdania, der grönländischen Regierung und Avannaata Kommunia entstanden.

Bei Realdania bezeichnet Direktor Jesper Nygård das Besucherzentrum als ein beeindruckendes Projekt in einer einzigartigen Natur.

„Das Resultat ist ein ganz besonderes Bauwerk, auf das wir unglaublich stolz sind, und das dank der Unterstützung einer Reihe an Kollegen auch eine sehr ambitionierte Ausstellung enthält. Es macht die Bedeutung des Eises für die grönländische Gesellschaft lebendig und gleichzeitig die des Klimas für die Weltgemeinschaft. Sowohl rein physisch, aber auch anhand einer Online-Unterrichtsplattform, die es ermöglicht, von Dänemark und vielen anderen Orten der Welt aus die Natur und Kultur an diesem besonderen Ort zu studieren“, sagt er.

Das Ilulissat Eisfjordzentrum liegt direkt am zum Unesco Weltkulturerbe gehörenden Eisfjord in einer einzigartigen Naturlandschaft mit Aussicht auf kalbende Gletscher. Foto: Adam Mørk/Free

Architektonischer Entwurf mit Respekt vor grönländischer Natur

Das Besucherzentrum wurde von der preisgekrönten dänischen Architektin Dorte Mandrup mit großem Respekt vor der eindrucksvollen und dramatischen Natur Grönlands entworfen.

„Das grönländische Urgestein ist eines der ältesten der Erde. Deshalb wollten wir ein Gebäude erschaffen, das sich dieser Tatsache mit Respekt annähert und es ermöglicht, so wenig Gestein wie möglich wegzusprengen. Wir haben das Gebäude mit dem Flügel einer Schneeeule verglichen, die gerade so über den Hang hinwegschwebt“, sagt Dorte Mandrup.

„Gleichzeitig soll der Ort nachhaltig sein und sich sowohl für Touristen eignen als auch als Versammlungsort für die Lokalbevölkerung dienen“, sagt sie.

Wir haben das Gebäude mit dem Flügel einer Schneeeule verglichen, die gerade so über den Hang hinwegschwebt.

Dorte Mandrup, Architektin

Wichtiger Schritt zu nachhaltigem Tourismus in Grönland

Elisabeth Momme ist die Leiterin des Eisfjordzentrums. Sie sieht es als wichtigen Schritt hin zu einem nachhaltigen grönländischen Tourismus.

„Es geht darum, den Tourismus so zu entwickeln, dass man auch den Menschen, die dauerhaft hier wohnen, außerhalb der drei- bis viermonatigen Hochsaison ein gutes Leben bietet“, sagt sie.

Bürgermeister hofft auf Touristen über das ganze Jahr verteilt

Bürgermeister Palle Jerimiassen würde sich über eine Entwicklung freuen, bei der Touristen das ganze Jahr über nach Ilulissat kommen. Und mit einem geplanten Nordlichtzentrum in Zusammenarbeit mit Danmarks Tekniske Universitet hat er sogar eine Trumpfkarte in der Hand. Es soll im Jahr 2024 fertig werden. Zu diesem Zeitpunkt soll auch der neu angelegte Atlantikflughafen in Ilulissat eröffnen, mit dem direkte Flüge aus dem Ausland möglich werden.

Das Ziel ist ganz klar, den Tourismus in Richtung eines nachhaltigen, kontrollierten Ökotourismus auszubauen.

Palle Jerimiassen, Bürgermeister der Kommune Avannaata Kommunia

„Ilulissat ist Grönlands größter Touristenort. Aber das Ziel ist ganz klar, den Tourismus in Richtung eines nachhaltigen, kontrollierten Ökotourismus auszubauen. Denn wenn arktische Gebiete Schaden nehmen, dauert es 50 Jahre, ehe sie sich wieder erholt haben. Wir wollen deshalb keinen Massentourismus und setzen vor allem auf zahlkräftige Touristen, da es ja bereits teuer ist, überhaupt nach Grönland zu kommen“, sagt Palle Jerimiassen.  

Erstes von sechs geplanten Besucherzentren

Das Besucherzentrum hat 152 Millionen Kronen gekostet. Davon wurden 108 Millionen Kronen von Realdania getragen. Es soll etwa 25.000 Besucher jährlich empfangen.

Das Eisfjordzentrum ist das erste von sechs Besucherzentren, die die grönländische Regierung in den kommenden Jahren etablieren möchte.

Die arktische Natur, die den Rahmen um das Ilulissat Eisfjordzentrum bildet, wird als einzigartig angesehen und ist der Hintergrund für die Hoffnung auf mehr Tourismus in dem Gebiet. Es gibt zudem auch Pläne für ein Nordlichtzentrum. Foto: Adam Mørk/Free
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