Bedingungen in der Schweinezucht

Tierschützer und Bauernverband auf Konfrontationskurs

Tierschützer und Bauernverband auf Konfrontationskurs

Tierschützer und Bauernverband auf Konfrontationskurs

Peter Lassen
Peter Lassen Hauptredaktion
Kopenhagen
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Foto: dpa

Tierschützer prangern die Bedingungen in der dänischen Schweinezucht an und wollen mit einer Unterschriftensammlung Druck auf die Politik ausüben. Der dänische Bauverband wirft den Tierschützern hingegen vor, dass es ihnen nur darum gehe, so viel Empörung zu schüren, dass die Bürger ein schlechtes Gewissen bekommen, wenn sie sich einer Leberpastete nähern.

Tierschützer  EU-Aktiv

Zu wenig Platz, kupierte Schwänze und Kastration ohne Betäubung sind in konventionellen dänischen Schweineställen Alltag. Zusammen mit anderen europäischen Tierschutzorganisationen will Dyrenes Beskyttelse  eine Million Unterschriften sammeln, um die Entscheidungsträger in Brüssel und Kopenhagen unter Druck zu setzen und Verbote zu erzwingen.

Eine neue Untersuchung der Tierschutzorganisation zeigt, dass 72 Prozent der dänischen Bürger der Meinung sind, dass Schlachtschweine unter besseren Bedingungen gehalten werden müssen.

„Wir haben den Käfighühnern geholfen – lasst uns das gleiche für die Käfigschweine tun.“ Die dänischen Tierschützer fahren  aktuell eine massive Kampagne, um die dänische Schweinehaltung artgerechter zu gestalten. Mit einer Unterschriftensammlung sollen die Politiker unter Druck gesetzt werden, um endlich zu handeln. Gestern Mittag waren bei „Dyrenes Beskyttelse“ schon knapp 23.000 Unterschriften eingegangen.

Das Thema wird auch in den sozialen Medien heiß diskutiert, und der Tenor der Kritiker ist eben, dass die Bauern für Geld ihre Tiere quasi misshandeln. Dem wird dann entgegengehalten, dass die Verbraucher eine Mitschuld tragen, weil sie nicht für artgerechter produziertes Schweinefleisch zahlen wollen. Der Vorsitzende des dänischen Bauernverbandes Landbrug & Fødevarer, Martin Merrild, meint, dass die aktuelle Kampagne der Tierschützer ein neuer Tiefpunkt ist:  Man habe Vernunft und Fakten mit Fanfaren und Fanatismus  ausgetauscht.

„Es geht klar darum, so viel Empörung bei den Bürgern zu schüren wie irgend möglich, damit sie zukünftig ein schlechtes Gewissen bekommen, wenn sie sich einer Leberpastete nähern“, so Merrild. Der dänische Bauernchef meint, dass „Dyrenes Beskyttelse“ lieber dafür kämpfen sollte, dass dänische Standards auch in anderen Ländern eingeführt werden:

„Dänemark hat ein hohes Niveau, wenn es um Tierwohlfahrt geht. Die dänischen Schweineproduzenten  passen gut auf ihre Tiere auf. In vielen Bereichen haben wir Sonderregeln, die über dem EU-Standard liegen. Das wissen die Tierschützer auch. Ihre Kampagne ist ein verzweifelter Angriff und eine bewusste Manipulation.“ 

Großer Wirtschaftsfaktor

Merrild verweist darauf, dass die dänische Schweineproduktion 33.000 Menschen beschäftigt und mit knapp 20 Milliarden Kronen zum Bruttonationalprodukt beiträgt. Die dänische Qualität auch hinsichtlich der Tierwohlfahrt sei bekannt und daher würden 133 Länder dänisches Fleisch importieren. Die Direktorin von „Landbrug & Fødevarer“, die sozialdemokratische Ex-Ministerin Karen Hækkerup, gibt ihrem Vorsitzenden volle Rückendeckung und stellt fest, dass die dänische Tierwohlfahrt mit am besten ist. Man bekomme keine bessere Tierwohlfahrt, indem man die dänische Produktion ausbremsen würde. Sie wundere sich darüber, dass die Tierschützer einen Schützengrabenkrieg wählen statt konstruktiv Zusammenarbeit.

Hækkerup lädt daher auch die Tierschützer zu „einem Tag in der Wirklichkeit“ ein, wenn dänische Höfe am 17. September ihre Türen öffnen.

Statt dafür zu argumentieren, dass die dänischen Schweine mit die besten Lebensbedingungen in der EU haben, will sie dies vor Ort allen zeigen– ganz nach dem unter dem Motto: Manchmal muss man es selbst sehen, um sich eine Meinung zu bilden.

In Nordschleswig sind mehrere Höfe dabei. Siehe aabentlandbrug.dk 

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