Ausstellung in Berlin

Die Geschichte Grönlands als Graphic Novel

Die Geschichte Grönlands als Graphic Novel

Die Geschichte Grönlands als Graphic Novel

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Berlin
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Foto: Nuka Godtfredsen

Wer erzählt die Geschichte eines Volkes ohne eigene Geschichtsschreibung, zumal die einer früheren Kolonie? Der grönländische Zeichner und Künstler Nuka Godtfredsen hat sich in einer einmaligen Zusammenarbeit mit Archäologen des Dänischen Nationalmuseums an genau dieses Experiment gewagt.

Konrad Nuka Godtfredsens vierbändiges Werk „Oqaluttuat“ (Geschichten) ist Dreh- und Angelpunkt einer Ausstellung zur Geschichte Grönlands, die noch bis zum 5. April unter dem Titel „Qanga“ (damals) im Gemeinschaftshaus der Nordischen Botschaften in Berlin zu sehen ist.

Der vierbändige Graphic Novel ­„Oqaluttuat“ – entstanden zwischen 2006 und 2018 –  ist historisch fundiert, zugleich inspiriert von der Erzählweise mündlich überlieferter Geschichten, Sagen und Mythen der Inuit.

Die Ausstellung zur Reihe, die zum ersten Mal in Deutschland präsentiert wird, liefert lebendige Einblicke in die grönländische Geschichte: von der Zeit der ersten Menschen, die vor 4.500 Jahren aus dem heutigen Kanada einwanderten, über die spätere Fängerkultur bis zu den Jahren des Zusammenlebens mit den ersten Missionaren und Kolonisten.

Es sind mitreißende, bildgewaltige Erzählungen, die die Besucher mitnehmen auf die Reise der Shamanin Ukaliatsiaq, auf Jagd mit dem Fänger Nanu oder ins Leben des Inuitjungen Qajuuttaq.

Karten, Musik und Einblicke in den Schaffensprozess

Die Ausstellung „Qanga“ zeigt eine Auswahl von Originaldrucken und Bildmaterial, das die Grundlage für die Arbeit des Zeichners Konrad Nuka Godtfredsens Arbeit bildete. Auf großformatigen Karten – und mit eigens für diese Geschichten geschriebener Musik im Ohr – lassen sich die Wege der fiktiven Hauptpersonen verfolgen, mithilfe von historischen und thematischen Tafeln kann man sich in Themen wie Animismus und religiöse Rituale, Handelsbeziehungen oder Jagdtraditionen vertiefen.

Ein Making-of-Video vermittelt den künstlerischen Prozess, zudem erzählen teilnehmende Archäologen, deren Leidenschaft für dieses Projekt ganz entscheidend war, von ihrer Arbeit.

 

Originalgetreue Nachbildungen von Objekten wie Kleidungsstücke und religiöse Gegenstände, die das Nationalmuseum zur Verfügung gestellt hat, runden die Ausstellung ab. Ein grönländisches Kajak darf natürlich auch nicht fehlen.

Grönland ist heute Teil der sogenannten Reichsgemeinschaft aus Dänemark, Grönland und den Färöer Inseln, wobei Grönland und die Färöer mittlerweile weitreichende Autonomie besitzen. Über die Jahre entwickelte sich ein Prozess der Identitätsfindung, der sich auch in großem Interesse an der eigenen Geschichte niederschlägt. Das vielfach gelobte und preisgekrönte Projekt „Qanga – Oqaluttuat“ kann als Teil dieser Entwicklung gesehen werden und soll zudem zu einem besseren Verständnis des heutigen Grönlands beitragen. Die Ausstellung wurde von der Dänischen Botschaft in Zusammenarbeit mit dem dänischen Nationalmuseum und dem Zeichner Konrad Nuka Godtfredsen konzipiert und finanziell unterstützt vom dänischen Kulturministerium, der Grönland-Stiftung, des dänischen Autorenverbandes sowie Globetrotter Berlin.

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