Extremismus

16-Jähriger wegen Nazi-Terrors angeklagt

16-Jähriger wegen Nazi-Terrors angeklagt

16-Jähriger wegen Nazi-Terrors angeklagt

Holbæk
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Ein 16-Jähriger muss sich am 14. März vor dem Gericht in Holbæk verantworten. Foto: Signe Goldmann/Ritzau Scanpix

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Dem jungen Mann wird vorgeworfen, sich dem rechtsextremen Netzwerk „Feuerkrieg Division“ angeschlossen zu haben. Dieses international agierende Netzwerk wirbt gezielt Jugendliche für Terroranschläge an. Es ist auch in Deutschland aktiv.

Die Staatsanwaltschaft in Kopenhagen wirft einem heute 16-jährigen Jungen aus Westseeland vor, sich dem rechtsextremen Netzwerk „Feuerkrieg Division“ angeschlossen zu haben. Das geht laut „Ritzau“ aus einer Pressemitteilung hervor.

Die Behörden stufen das Netzwerk als terroristische Vereinigung ein, und der 16-Jährige ist daher nach dem Terrorparagrafen angeklagt worden. Ihm wird außerdem vorgeworfen, einen weiteren jungen Mann angeworben zu haben.

„Nach unserer Auffassung hatte der 16-Jährige eine führende Rolle bei ‚Feuerkrieg Division‘. Er wollte die Terrororganisation organisieren und neue Mitglieder anwerben“, sagt Lotte Nilas von der Staatsanwaltschaft in Kopenhagen.

Terroristisches Netzwerk von Jugendlichen

Ihm wird vorgeworfen, Bomben- und Waffenanleitungen, extremistische Schriften sowie ein Handbuch über die Ziele der Terrorgruppe verbreitet zu haben. Er soll dafür den Messaging-Dienst „Telegram“ benutzt haben.

Bewahrheiten sich die Vorwürfe, so passt es in ein Muster dieser in Europa und den USA aktiven Netzwerke, die „Rassenkrieg“ predigen. Wie umfassende, gemeinsame Recherchen der Medien „Welt am Sonntag“, „Politico“ und „Insider“ zeigen, existiert ein Geflecht von Dutzenden solcher Neonazi-Zellen, die über Chatgruppen miteinander verbunden sind. „Feuerkrieg Division“ zählt zu den bekanntesten unter ihnen und hat viele der anderen angestiftet.

Fall in Deutschland

Sie wenden sich gezielt an Jugendliche, die sich gegenseitig radikalisieren. Das zeigt auch der Fall des 16-jährigen Lukas F. aus Potsdam, den „Welt am Sonntag“ beschreibt. Auf dem Gelände einer ehemaligen Kaserne zündet er im Sommer 2021 zwei Bomben und filmt dies. Im Chat schreibt er, sie seien ein Test für seine Gruppe „Totenwaffe“, die er zu einer „eigentlichen Terrorgruppe“ machen möchte. Er droht im Chat bereits 2020, eine Bombe an einem Ort zu legen, an dem Angela Merkel eine Rede hält.

Die beiden Beispiele von jungen Tatverdächtigen sind nach Auffassung des „International Observatory on Terrorism“ in Madrid kein Zufall.

„Eines der zentralen Merkmale der ‚Feuerkrieg Division‘ ist das Durchschnittsalter seiner Mitglieder. Die meisten von ihnen sind Minderjährige ab dem Alter von 15 Jahren“, schreibt das Institut laut „Politico“.

Gewaltbereiter Altnazi als Hintermann

Ein damals 13-jähriger estnischer Junge gründete nach Informationen von „Insider“ 2018 die „Feuerkrieg Division“. Er nennt sich „Commander“.

Auch wenn die Jugendlichen sich über die Chats gegenseitig radikalisieren, finden die drei Medien im Hintergrund Erwachsene. Die Idee der vielen unabhängigen Zellen geht auf den 69-jährigen amerikanischen Nazi James Mason zurück. Seine Schriften über eine rechtsextreme Revolution bilden die ideologische Grundlage.

In den Schriften preist er auch den Serienmörder Charles Manson. James Mason gilt als Urvater einer weiteren gewaltbereiten Naziorganisation, der „Atomwaffen Division“. Sie wird in den USA mit fünf Morden in Zusammenhang gebracht.

„Feuerkrieg“ feiert Massenmörder Anders Breivik

Anhänger seiner Ideologie stehen nach Informationen der „Welt am Sonntag“ hinter dem Anschlag auf das Olympia-Einkaufszentrum in München 2016, sowie auf eine Synagoge und einen Schnellimbiss in Halle 2019. Die Attentäter werden in den Chats gefeiert, die Opferzahlen als Highscores gefeiert.

Die Mitglieder der „Feuerkrieg Division“ huldigen den norwegischen Attentäter Anders Breivik als „Heiligen“. Er hat 2011 77 Menschen in Oslo und auf der Insel Utøya ermordet. Den Rechtsterroristen, der 2019 im neuseeländischen Christchurch 51 Menschen erschossen hat, feiern sie als „Legende“.

„Gefährliche Handlungen“

Dem 16-Jährigen aus Westseeland wirft die Staatsanwaltschaft vor, versucht zu haben, einen Zweig dieser Organisation in Dänemark aufzubauen und Mitglieder zu werben.

„Das sind sehr gefährliche Handlungen, weil es das Risiko erhöht, dass andere Personen Terroranschläge verüben könnten“, so Staatsanwältin Lotte Nilas.

Der damals 15-Jährige wurde im April vergangenen Jahres gemeinsam mit einem damals 16-jährigen Schulkameraden verhaftet. Die Vorwürfe gegen den Kameraden haben die Ermittlungsbehörden fallen lassen. Das Verfahren gegen die Beschuldigten beginnt am 14. März beim Gericht in Holbæk.

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