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Danske Regioner hielt alarmierenden Bericht zurück

Danske Regioner hielt alarmierenden Bericht zurück

Danske Regioner hielt alarmierenden Bericht zurück

dodo/Ritzau
Kopenhagen
Zuletzt aktualisiert um:
Foto: Claus Fisker/ Ritzau Scanpix

Die Untersuchung über kriminelle psychisch kranke Menschen lag dem Verband der Regionen seit Oktober 2018 vor. Dieser veröffentlichte ihn aber nicht – und erntet dafür jetzt Kritik.

Am Donnerstag sorgte ein Bericht, der den Zusammenhang zwischen einer mangelhaften Behandlung von psychisch kranken Menschen und personengefährdender Kriminalität wie Mord und Vergewaltigung in Dänemark darlegte, für viel Aufregung.

Nun zeigt sich laut der Zeitung „Politiken“, dass der Verband der dänischen Regionen, Danske Regioner, bereits im Oktober 2018 von dem Bericht wusste, ihn allerdings bewusst nicht veröffentlichte. Demnach wissen die Regionen seit mehr als einem halben Jahr von den Ergebnissen der Untersuchung, die zu dem Fazit kommt, dass einige Morde möglicherweise durch eine bessere psychische Behandlung hätten verhindert werden können.

Bis zu elf Fälle hätten vielleicht verhindert werden können

In dem Bericht heißt es, dass bei 74 Prozent der 218 untersuchten Fälle seit 2016 der beschuldigte psychisch kranke Bürger eine unzureichende Behandlung vor der Tat bekommen hat. Von 13 Morden hätten 11 laut Bericht möglicherweise durch eine bessere Behandlung verhindert werden können.

Danske Regioner veröffentlichte den Bericht erst, nachdem dieser am Donnerstag durch die Zeitung „Politiken“ bekannt wurde.

Dorte Sestoft, leitende Oberärztin und Verantwortliche für den Bericht, sagt, dass es nicht ihr Wunsch war, dass der Bericht nicht veröffentlicht wird. Im Gegenteil: „Das sind wichtige Informationen für die Öffentlichkeit, und sie sind wesentlich dafür, schnell etwas gegen das Problem zu tun und sicherzustellen, dass psychisch kranke Menschen eine ordentliche Behandlung bekommen“, so Sestoft zu „Politiken“.

Kritik aus dem Parlament

Kritik kommt auch aus dem Parlament. Aus Sicht des gesundheitspolitischen Sprechers der Sozialdemokraten, Flemming Møller Mortensen, sei es „scharf zu kritisieren“, dass der Bericht so lange zurückgehalten wurde. Seine Kollegin von Venstre, Jane Heitmann, sagt, sie sei „verwundert und verärgert“ über das Handeln von Danske Regioner.

Der Verband selbst wehrt sich gegen die Vorwürfe. Der Gesundheitsdirektor von Danske Regioner, Erik Jylling, schrieb in einer Stellungnahme an die Nachrichtenagentur Ritzau, dass leitende Professoren und Psychiatrie-Experten zu dem Entschluss gekommen seien, dass der Bericht große methodische Mängel aufweise und deshalb zurückgehalten wurde.

Jylling betont, dass „man zu jederzeit gewillt war, den Bericht noch zu veröffentlichen“.

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