Coupversuch misslungen
Grönland bleibt vorerst auf Dänemark-Kurs
Grönland bleibt vorerst auf Dänemark-Kurs
Grönland bleibt vorerst auf Dänemark-Kurs
Fast wäre es in Grönland zu einem politischen Erdbeben gekommen – doch die sozialdemokratische Partei Siumut wollte dem Unabhängigkeits-Vorkämpfer Vittus Qujaukitsok nicht folgen und bestätigte Kim Nielsen als Parteichef.
Grönlands Regierungschef, der Vorsitzende der sozialdemokratischen Partei Siumut, kann den selbstverwalteten Inselstaat weiter führen. Ein Sturzversuch durch das ehemalige Mitglied der Selbstverwaltungs-Regierung, Vittus Qujaukitsoq, ist am späten Donnerstag gescheitert, berichtet die grönländische Zeitung Sermitsiaq.
Der einst in der Selbstverwaltung des autonomen Grönlands für auswärtige Angelegenheiten zuständige Qujaukitsoq war beim Parteitag der Siumut als Gegenkandidat Nielsens zum Parteivorsitz angetreten und im Vorfeld wurden ihm gute Chancen auf einen Sieg zugeschrieben. Doch Nielsen konnte sich letztlich deutlich mit 48 zu 19 Stimmen behaupten.
Streit um Grönlands Verbleib im Königreich
Qujaukitsoq hatte Nielsen vorgeworfen, sich nicht genug für die komplette Unabhängigkeit Grönlands vom Königreich Dänemark einzusetzen. Besonders im vergangenen Jahr hat das Thema die Grönländer bewegt. Im Oktober hatte die neue Regierung eine Erklärung verabschiedet, in der es hieß, Grönland sei unwiderruflich auf dem Weg zur Selbstständigkeit.
Doch innerhalb der sozialdemokratioschen Siumut gab es Uneinigkeit darüber, wie schnell diese Unabhängigkeit erreicht werden solle. Im April dieses Jahres hatte sich Qujaukitsoq vom Posten des Naalakkersuisoq, was einem Minister entspricht, für Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Äußeres zurückgezogen – aus Protest gegen Nielsens Politik auf dem Gebiet der Selbstständigkeit.
Einen Monat später zog Grönland eine Klage gegen Dänemark bei den Vereinten Nationen zurück, die Qujaukitsoq vorbereitet hatte. Qujaukitsoq hatte Dänemarks Behörden zuvor als Arrogant bezeichnet und der dänischen Regierung vorgeworfen, Grönlands Interessen nicht ernst zu nehmen.
Tritt auf die Ausstiegs-Bremse
„Die Vernunft hat gesiegt“, schreibt der Sermitsiaq-Chef Christian Schultz-Lorentzen. Die Arbeit für die Unabhängigkeit könne nun zielgerichteter und sachlicher durchgeführt werden als es unter Qujaukitsoq möglich gewesen wäre.
78 Prozent der Befragten einer Umfrage der Zeitung hatten im April geantwortet, dass sie lieber bei Dänemark bleiben würden als bei einer Unabhängigkeit Einbußen beim Lebensstandard hinzunehmen. Das kommt nicht von ungefähr – denn soziale Probleme in der ehemaligen dänischen Kolonie in Nordamerika gibt es bereits heute viele. „Die Arbeitslosigkeit ist hoch, das Niveau der Volksschulen zu niedrig, die Bedingungen für Kinder sind häufig erschreckend schlecht, die Entvölkerung von Landstrichen ruft nach Handlung“, so Schultz-Lorentzen.