Blaulicht

Foto von Polizist bei Instagram auf Grabstein montiert

Foto von Polizist bei Instagram auf Grabstein montiert

Foto von Polizist bei Instagram auf Grabstein montiert

Constanze Emde,shz.de
Eutin
Zuletzt aktualisiert um:
Ein Eutiner Polizist erstattet Anzeige, weil sein Portrait auf einen Grabstein gepinnt bei Instagram die Runde machte. Die Ermittlungen laufen. Foto: Screenshot Privat

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Wer steckt hinter dem Instagram-Account? Der Eutiner Polizist ist offenbar nicht der einzige, der Anzeige erstattet hat.

Das eigene Gesicht auf einem Grabstein montiert im Internet zu finden, ist erschreckend. Verunglimpfungen dieser Art geistern leider zuhauf durch die sozialen Netzwerke – oft sogar, ohne dass die Betroffenen von dieser Diffamierung und Bloßstellung wissen. Jetzt traf es einen Eutiner Polizeibeamten. 

Dieses Bild ging viral über die Eutiner Meme-Seite eines Instagram-Accounts. Auf dem Grabstein wurde das Bild des Eutiner Polizeibeamten gepinnt. Das Ursprungsbild stammt aus einer Netflix-Serie, wie erste Recherchen ergaben. Foto: Screenshot Privat

Bekannte entdeckten die Bildmontage bei Instagram und schickten das sogenannte Meme als Screenshot sofort an ihn. Meme ist eigentlich der englische Begriff für humoristische Fotos oder Videos, die zumeist bekannte Situationen oder Personen imitieren, die zuvor für mediales Aufsehen gesorgt haben. 

Was ist eigentlich ein Meme?

Memes sind lustige Fotos oder Videos, die im Internet kursieren. Sie veräppeln oder imitieren bekannte Personen und Situationen, die zuvor in den Medien Aufsehen erregt haben, schreibt unter anderem Stiftung Warentest als Erklärung. Besonders beliebt seien dabei Fotos, die durch witzige Kommentare einen anderen Sinn erhielten. Erfolg­reiche Memes entwickeln sich zu „viralen“ Phänomenen, sie werden massenweise geteilt. Das Wort „Meme“ stammt von „mimema“, griechisch für „imitieren“. Memes gibt es seit in den sozialen Netzwerken spätestens seit 2016. Über Generatoren wird es Menschen leicht gemacht, Bilder mit Text zu versehen und deren Bedeutung somit zu verändern. Auf die strafrechtlichen Konsequenzen wird bei Veröffentlichung in der Regel jedoch nicht hingewiesen.

 

Der betroffene Polizeibeamte fand die Bildmontage alles andere als lustig und erstatte Anzeige bei den Kollegen der Kriminalpolizei. Denen war die Eutiner „Meme-Seite“ mit derzeit mehr als 600 Abonnenten nicht unbekannt. Tage zuvor hatte bereits ein anderer Eutiner angezeigt, dass er auf dieser Seite mit einem Bild verunglimpft und beleidigt wird. 

Menschen machen sich keine Gedanken, was das bei Betroffenen auslöst

„Ich finde es unverantwortlich, dass sich diejenigen, die sowas erstellen und verbreiten, offenbar keine Gedanken machen, was sie bei den Betroffenen damit auslösen können“, sagt der Polizeibeamte, der seinen Namen in dem Zusammenhang nicht öffentlich lesen möchte. Er wisse, dass er sich auf die Ermittlungsarbeit seiner Kollegen verlassen könne und vermutet stark, dass der Mensch oder die Personen hinter der Eutiner Meme-Seite aus seinem beruflichen Kontext stammen. Vermutlich seien diese aufgrund jüngerer Ereignisse nicht gut auf ihn zu sprechen.

Strafmaß reicht von Geld- bis Freiheitsstrafe

Zum laufenden Verfahren wollte sich die Pressestelle der Polizeidirektion Lübeck nicht äußern. Aber sie bestätigte, dass „ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Kunsturheberrechtsgesetz“ eingeleitet wurde. Weder das öffentliche zur Schau stellen des Bildnisses eines Menschen noch die Veränderung von Bildern ohne die Zustimmung der Urheber sei erlaubt. „Das Strafmaß reicht in so einem Fall von Geldstrafe bis zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr. Auch wird in jedem Einzelfall geprüft, ob es sich zusätzlich um eine Beleidigung, Drohung oder ähnliches als Straftat handelt“, sagte Polizeipressesprecher Ulli Fritz Gerlach. Auch hier reiche das Strafmaß von einer Geldstrafe bis hin zu einem Jahr Freiheitsstrafe. „Zivilrechtlich kann zudem Schadenersatz geltend gemacht werden, unabhängig vom Strafrecht. Das erklären wir selbst den Jüngsten im Unterricht, wenn es um Strafmündigkeit geht“, so Gerlach. 

Wer steckt hinter dem Instagram-Account?

Im konkreten Fall werde nun ermittelt, wer hinter der Eutiner Meme-Seite steckt und den Instagram-Account betreibt. So sehr die Technik den Menschen hilft, ihre Nachrichten und Bilder zu teilen, so sehr hilft sie Experten bei der Rückverfolgung der Daten. 

Das Profilbild des betreffenden Instagram-Accounts zeigt Schauspieler Joe Kerry in Marine-Uniform mit der Bauchbinde „Eutin“ aus der Netflix-Serie „Stranger Things“. Bei der Rückwärtssuche des Bildes wird schnell klar: Das Foto wird in verschiedenen Portalen in unterschiedlichen Versionen seit 2019 verwendet. 

Ursprungsszene stammt aus einer Netflix-Serie

Auch das Originalbild der teilweise lächelnden Menschenmenge um das frisch aufgeschüttete Grab ist rasch als ein Bild aus der Netflix-Serie „Arrow“ identifiziert. Es ging haufenweise viral mit verschiedensten Opfern und Sprüchen. Nutzer brauchen nicht einmal mehr besondere Kenntnisse bei der Manipulation, weil es sogenannte Generatoren im Netz gibt, die auch im Eutiner Fall verwendet wurden. 

Noch während der Recherche wurde das Bild mit dem Polizeibeamten von der Instagram-Seite gelöscht. Vor Strafe und Strafverfolgung schützt das allerdings nicht, wie Ulli Fritz Gerlach bestätigt: „Beim Online-Stellen gilt die Tat als vollendet.“

 

Mehr lesen