nach Testabzocke

Betreiber von Testzentren ziehen sich zurück

Betreiber von Testzentren ziehen sich zurück

Betreiber von Testzentren ziehen sich zurück

Joanna Marlin Lausen/shz.de
Nordfriesland
Zuletzt aktualisiert um:
Corona-Test
Die Testzentren in der Region sind im Frühjahr wie Pilze aus dem Boden geschossen. Foto: Stefan Sauer

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Zum 1. August werden rund 20 Testanbieter ihr Angebot einstellen. Warum das so ist und ob das dann bestehende Testangebot weiterhin ausreicht, erklärt der Kreis shz.de.

Wenn die Modellregion Nordfriesland eines gebracht hat, dann waren es Teststationen en masse. Überall ploppten sie auf, von Drive-In bis zum kleinen Wohnwagen an der Tanke, in Gemeindehäusern oder als mobile Station. Insgesamt 188 Stationen zählte Nordfriesland Ende Juni, teilt der Test-Beauftragte des Kreises Nordfriesland, Christian Grelck, auf Anfrage von shz.de mit.

 

 

Strengere Regeln für Testanbieter

Kein Wunder, schließlich waren diese auch ein lukratives Geschäft. Das dachten sich auch diejenigen, die bei der Abrechnung ordentlich mogelten und sich das Geld vom Bund in die eigene Tasche steckten. Danach wurden die Regeln angezogen, insbesondere die Dokumentationspflichten. Die Betreiber müssen ihre täglichen Öffnungszeiten, die Zahl der durchgeführten Tests pro Tag, den Kaufvertrag oder die Rechnung oder bei unentgeltlicher Bereitstellung einen Nachweis für Sachkosten vorweisen.

 

Außerdem muss für jede durchgeführte Testung der Vorname, Familienname, das Geburtsdatum, die Anschrift der getesteten Person, die Art der Leistung, der Testgrund, Testtag, Uhrzeit, Testergebnis, Mitteilungsweg des Ergebnisses an die getestete Person, die individuelle Test-ID sowie die schriftliche oder elektronische Bestätigung der getesteten Peron oder ihres gesetzlichen Vertreters über die Durchführung des Tests dokumentiert werden. Alle positiven Tests müssen natürlich an das Gesundheitsamt gemeldet werden.

 

Zudem gibt es mittlweile deutlich weniger Geld: So sank die Vergütung pro Test von 12, beziehungweise bei Ärzten von 15 auf acht Euro pro Test, die Vergütung fürs Testmaterial sank von sechs auf drei Euro.

Testbetreiber ziehen sich zurück

Die Folge: Testanbieter ziehen sich zurück. „Anfang Juli haben 14 Teststationen ihren Betrieb eingestellt, so dass derzeit noch 172 Teststationen im Kreisgebiet aktiv sind. Zwei Stationen mussten in dieser Woche durch den Kreis aufgrund von Hygiene- und Verfahrensmängeln zur Zeit vorübergehend geschlossen werden, eine in Husum und eine in Niebüll“, sagt Grelck. Etwa 20 Stationen hätten zudem ihre Öffnungszeiten reduziert.

Auch Grelck bestätigt, dass die Gründe für die Schließungen in der geringeren Vergütung, der erhöhten Dokumentationspflicht und dem damit verbundenen Mehraufwand und der rückläufigen Nachfrage liegen. Letzteres liege auch daran, dass die Testverordnung deutlich gelockert wurde.

Reicht das Angebot aus?

Darüber hinaus haben weitere sechs Stationen ihre Schließung zum 31. Juli angekündigt, da ab dem 1. August nur noch Teststationen eine Vergütung erhalten, die an die Corona-Warn-App angeschlossen sind und darüber auch die Testergebnisse übermitteln können. Auf Wunsch könne aber auch ein Papiernachweis erstellt werden, so Grelck. Die Anbindung an die Warn-App sei zwar für die Teststationen kostenlos, allerdings erzeuge sie weiteren Aufwand, was, so vermutet Grelck, „im Zusammenhang mit den schon genannten weiteren Gründen offenbar einige Anbieter zum Rückzug veranlasst hat“.

Doch reichen die Kapazitäten aus? Der Sommer ist noch lange nicht vorbei, die Saison läuft auf Hochtouren, und noch lange sind nicht alle geimpft?

Herbst könnte Herausforderung werden

Laut Grelck komme man gut über den Sommer: „Insgesamt gibt es immer noch über 160 Teststationen im Kreisgebiet. In den größeren Urlaubsgebieten wie Sylt, Husum, St. Peter-Ording oder Föhr sind die großen Testanbieter mit hohen Testkapazitäten nach wie vor vorhanden.“ Er glaube, dass durch weiter steigende Impfzahlen sowie vermutlich noch weitere Lockerungen für Testpflichten der Bedarf an Testmöglichkeiten zunächst noch weiter zurückgehen werde. Weitere Schließungen seien also nicht auszuschließen.

Der Herbst könnte allerdings eine Herausforderung werden, denn sollten die Inzidenzen dann steigen, werden auch wieder mehr Testkapazitäten benötigt. Deshalb bleibe man in Kontakt mit den Anbieterm: „Ich gehe davon aus, dass zumindest die großen Anbieter – sofern im Herbst wieder größere Bedarfe bestehen – relativ zügig ihre Kapazitäten erweitern könnten.“

 

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