Jetzt 30 Prozent Sozialbau-Quote

Wohnungsnot in Husum wächst

Wohnungsnot in Husum wächst

Wohnungsnot in Husum wächst

Birger Bahlo/shz.de
Husum
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Goethestraße Husum
Wegen knapper Flächen im Stadtgebiet ist absehbar, dass Wohnen wieder mehrgeschössig organisiert werden muss - wie es hier in der Goethestraße realisiert wurde. Foto: Volkert Bandixen

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Die Wohnungsnot in Husum nimmt zu: Stadtvertretung beschließt in großer Mehrheit klare Leitlinien für Bauprojekte, nur die CDU reiht sich nicht ein.

Showdown in der jüngsten Stadtvertretersitzung in Husum: Die Stadtverwaltung verfügt jetzt über ein wichtiges Instrument, um Planungen für den Bau neuen Wohnraums steuern zu können. Da geht es um Flächen, Geschosse, Kataster – und vor allem um die Pflicht für Investoren, mindestens 30 Prozent geförderten Raum bereitzustellen.

Drama spitzt sich zu

Die Präambel des „Strategiepapiers Wohnraumversorgung Husum“ bringt die Herausforderungen auf den Punkt, vor denen die Menschen in der Stadt stehen. Bis zum Jahr 2027 würde sich der Bestand geförderter Wohnungen durch das Auslaufen der Belegungsbindungen mehr als halbieren – 2030 stünde nur noch ein Viertel der aktuell noch geförderten Wohnungen zur Verfügung.

 

 

Weitere Verschärfungen der Situation: mehr Singles auch durch zunehmend alternde Bevölkerung, Zuzug von Migranten, Nachfrage nach kleineren Haushalten, aber zugleich steigender Wohnflächen pro Person. Das ist noch nicht alles. Schließlich machten auch „extrem überhöhte Grundstückspreise auf Grund einer zunehmenden Flächenknappheit“ Sorgen und überhöhte Baukosten, aktuell unter anderem durch die Knappheit bei Holz, Stahl und weiterem Material.

Politiker-Positionen vorhersehbar

In der nun abschließenden Diskussion dieses Papiers, das von der Verwaltung im August 2019 entworfen und in mehreren Beratungsrunden bearbeitet wurde, wiederholten die Sprecher der Fraktionen ihre bekannten Positionen.

 

Rüdiger Hartwigsen ('WGH) bezog sich auf die steigenden Baukosten wegen der Knappheit an Flächen und Material und brachte Erbbaupacht und Genossenschafts-Modelle als Lösungsansätze ins Spiel. Und Peter Knöfler (SSW) betonte, dass gerade Menschen mit kleinen und mittleren Einkommen geholfen werden müsse. Er kritisierte zudem, dass nach seinem Eindruck immer mehr Wohnungen in Ferienwohnungen umgewandelt würden. Knöfler stellte sich voll hinter die Forderung, im Geschossbau 30 Prozent für geförderte Wohnungen einzuplanen.

 

Das Signal an Investoren ist klar: Ihr habt hier kein freies Spielfeld

Horst Bauer, SPD-Fraktionsvorsitzender

Horst Bauer unterstrich den Charakter einer Leitlinie, die der Verwaltung die Gespräche mit Bauherren erleichtere. „Das Signal an Investoren ist klar: Ihr habt hier kein freies Spielfeld.“

Steuerungselement für die Verwaltung

Die 30-Prozent-Regel sei ein „wichtiges Steuerungselement, ohne das es nicht gehen wird“, reihte sich erwartungsgemäß auch Frank Hofeditz (Bündnis 90/Die Grünen) bei den Befürwortern ein.

 

Nur Christian Czock als Sprecher der CDU-Fraktion fiel aus dieser Reihe. Das Thema sei von der Landes-SPD in die Kommunen „heruntergepurzelt“ und die CDU sei dagegen, „Investoren zu gängeln“. Bei einem Anteil von zehn Prozent sei seine Partei noch mit von der Partie, aber bei höheren Sätzen seien in Husum alle Gespräche mit Investoren gescheitert. „Grundsätzlich sind wir aber dabei, wenn es darum geht, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.“

 

Das wird schwierig, vielleicht wird ja das Friesenstadion bewaldet.

Christian Czock, Fraktionsvorsitzender der CDU

Bezogen auf die in Husum knappen Flächen, fragte er in die Runde, woher der Bürgermeister denn überhaupt die Flächen für 100.000 Bäume nehmen wolle, die in einer speziellen Aktion ab Oktober in Husum gepflanzt werden sollen. „Das wird schwierig, vielleicht wird ja das Friesenstadion bewaldet.“

 

Standpunkt

Unnötig selbst isoliert

Klare Kante, möchte man meinen. 30 Prozent von Bauprojekten sollen sozial geförderte Wohnungen sein. Doch ein Konzept ist kein Gesetz und kann es auch nicht sein. Die Verwaltung wirkt also auch weiterhin nur auf die Einhaltung der Quote hin, und im Einzelfall soll der Umwelt- und Planungsausschuss das letzte Wort haben. Da hätte die CDU ja ruhig zustimmen können, weil es weiterhin Spielraum für Verhandlungen geben wird. Ein Bekenntnis aller Fraktionen, sich der Wohnungsprobleme in Husum anzunehmen – inklusive der 30-Prozent-Regel – wäre dringend notwendig gewesen. So gesehen hat sich die CDU unnötig isoliert.

 

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