Kriminalität

Fall Luise: Behörden schließen Accounts der Tatverdächtigen

Fall Luise: Behörden schließen Accounts der Tatverdächtigen

Fall Luise: Behörden schließen Accounts der Tatverdächtigen

dpa
Freudenberg/Siegen
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Zwei Mädchen im Alter von 12 und 13 Jahren haben gestanden, Luise am 11. März in einem Waldstück erstochen zu haben. Foto: Oliver Berg/dpa

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Über die Hintergründe im Fall der getöteten Zwölfjährigen aus Freudenberg ist kaum etwas bekannt. Um so wilder wurde in sozialen Medien spekuliert. Nun wurden die Kanäle geschlossen.

Die Behörden haben nach dem Tod der zwölfjährigen Luise aus Freudenberg dafür gesorgt, dass Seiten der beiden tatverdächtigen Mädchen in sozialen Netzwerken nicht mehr auffindbar sind. «Uns bekannte Social-Media-Kanäle wurden auf Anordnung der Staatsanwaltschaft geschlossen», sagte ein Sprecher der Polizei Siegen-Wittgenstein am Freitag. Zuvor hatte die «Siegener Zeitung» berichtet.

Der Polizeisprecher verwies auf die Persönlichkeitsrechte der beiden Mädchen im Alter von 12 und 13 Jahren. In sozialen Netzwerken hatte es auf den Profilen teils anonymer Nutzer zahlreiche Spekulationen und auch Drohungen und Hass gegen die Tatverdächtigen gegeben. Laut Polizei wird laufend geprüft, ob strafrechtlich Relevantes gepostet wird.

Die beiden Mädchen hatten gestanden, Luise am 11. März in einem Waldstück an der Grenze von Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen erstochen zu haben. Mit Verweis auf den Persönlichkeitsschutz des Opfers und der minderjährigen mutmaßlichen Täterinnen halten sich die Ermittler mit Informationen zu der Tat sehr zurück.

Warnung vor Senkung des Strafalters

Derweil warnen Psychologen vor einer vorschnellen Senkung des Strafbarkeitsalters. Eine gesetzliche Entscheidung etwa auf politischen Druck durch Petitionen oder aus der Allgemeinbevölkerung könnte «fatale Folgen für Kinder und Jugendliche und somit auch für unsere Gesellschaft als Gemeinschaft mit sich ziehen», erklärte der Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen und rief zur Besonnenheit auf. Bei einer solchen Debatte müssten alle Aspekte und maßgeblichen Experten berücksichtigt werden.

Der Präsident der Psychotherapeutenkammer NRW, Gerd Höhner, wies Forderungen nach einer Senkung des Alters der Strafmündigkeit zurück. Er sei absolut dagegen: «Das ist ein Appell, der mehr mit den Fordernden zu tun hat, als mit der Forderung selbst. Man will damit die eigene Hilflosigkeit überwinden und fordert etwas, ohne es länger zu bedenken», sagte Höhner der «Rheinischen Post».

«Ich glaube auch nicht, dass es etwas nutzen würde. Fangen wir dann an, Kinderstrafanstalten zu errichten?» Die mutmaßlichen Täterinnen sind mit 12 und 13 Jahren selbst Kinder und damit strafunmündig. Die Tat von Freudenberg sei in ihrer Ausprägung ein absoluter Einzelfall, sagte Höhner.

Im Fall Freudenberg würde ihn viel mehr beschäftigen, was in der Kommunikation der beiden mutmaßlichen Täterinnen passiert sei. «Denn es scheint keine reine Affekttat gewesen zu sein.» Zwölfjährige trügen in der Regel keine Messer bei sich. Auch der Fund- und Tatort spreche gegen eine reine Affekttat. «Es scheint zumindest eine Idee hinter der Tat gestanden zu haben», sagte Höhner.

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