Sachsen-Anhalt

Scholz erneut im Hochwassergebiet: Kritik von Anwohnern

Scholz erneut im Hochwassergebiet: Kritik von Anwohnern

Scholz erneut im Hochwassergebiet: Kritik von Anwohnern

dpa
Sangerhausen
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Scholz reist binnen weniger Tage zum zweiten Mal in ein Hochwassergebiet. Erst besuchte der Bundeskanzler, wie auf diesem Foto zu sehen, betroffene Regionen in Niedersachsen - nun will er sich in Sachsen-Anhalt einen Eindruck verschaffen. Foto: Arne von Brill/dpa

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Silvester war er in Verden an der Aller, jetzt in Sangerhausen an der Helme: Das Hochwasser treibt den Bundeskanzler zu Jahresbeginn um.
Für die zahlreichen Helfer hat er Dank und Anerkennung dabei.

Olaf Scholz trägt Gummistiefel. Als der Kanzler zum zweiten Hochwasser-Besuch kommt, könnte sein Schuhwerk Zeichen für die in den vergangenen Tagen noch schlimmer gewordene Situation sein - in Verden an der Aller bei Bremen war er an Silvester noch ohne Stiefel unterwegs. Scholz hat für das Stiefel-Thema wenig übrig und will sich dazu nicht äußern, als er sich am Donnerstag mit ernstem Blick einen Überblick über die Lage an der Helme in der Ortschaft Oberröblingen in Sachsen-Anhalt verschafft.

Als der Kanzler, aus Berlin mit dem Hubschrauber kommend, in Sangerhausen landet, ist es trüb und regnerisch - so wie oft in den vergangenen Tagen. Der kleine Fluss Helme, sonst nur etwa zwei Meter breit, ist um ein Vielfaches über die Ufer getreten.

Scholz, Lemke und Haseloff hören zu und stellen Fragen

Scholz, Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) und Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) lassen sich einen zu brechen drohenden Deich zeigen - und hören vor allem zu und stellen Fragen. Sie wollen zum Beispiel wissen, ob genügend Sandsäcke vorrätig seien.

Diese Frage treibt die Menschen auch in anderen Regionen Deutschlands um, die seit fast schon zwei Wochen mit Hochwasser zu kämpfen haben. In Niedersachsen sorgt der Dauerregen der vergangenen Tage insbesondere in den Einzugsgebieten der Flüsse Hunte bei Bremen und Hase im Emsland für einen Wiederanstieg der Wasserstände. Die Flüsse im Thüringer Wald sind voller geworden. Auch einige in Rheinland-Pfalz sind deutlich voller geworden.

In Nordrhein-Westfalen berichtete ein Sprecher des Umweltministeriums von Regenmengen von teilweise bis zu 35 Litern pro Quadratmeter innerhalb von 24 Stunden. Die landesweit wieder gestiegenen Pegelstände hätten bisher aber nicht die Dimension des Weihnachtshochwassers erreicht.

In anderen Ländern Deutschlands hat sich zumindest die Lage nicht weiter verschärft: zum Beispiel in Hessen, wo nach wie vor die Flüsse Fulda, Lahn, Eder und Kinzig und deren Zuflüsse betroffen sind. Im Saarland haben die Pegelstände der Flüsse Prims, Oberer Blies und Nied ihre Scheitelpunkte erreicht und sinken.

Unfreundliche Begrüßung

Zehntausende Helfer und Helferinnen sind bundesweit im Einsatz. Kanzler Scholz spricht bei seinem Besuch in Sachsen-Anhalt mit einigen. Die rund 1600 Einwohner sind seit Weihnachten in Alarmstimmung. «Was wir brauchen, ist eine bessere Koordination. Hier weiß keiner, was der andere macht», sagt ein Anwohner. Den Unmut bekommt Scholz direkt nach seiner Ankunft zu spüren. Rufe wie «Verbrecher» und «Geh gleich wieder zurück» sind zu hören. Es kommen aber auch Dankesworte, vor allem von den professionellen Helfern.

Der Kanzler zeigt sich vor Ort beeindruckt von der Solidarität auch über Ländergrenzen hinweg bei der Bekämpfung der Fluten. «Das, glaube ich, zeigt, dass wir zusammenstehen können in Deutschland.» Zugleich sagt er Unterstützung auch bei der späteren Beseitigung der Schäden zu. «Klar ist, das wird nur gemeinsam gehen, und das muss auch solidarisch in Deutschland erfolgen.»

Böden nass wie ein Schwamm

Die Eindrücke, die Scholz vor Ort im Süden Sachsen-Anhalts sammelt, sind gewaltig: Überschwemmte Wiesen und eine deutlich breitere Helme, über die die Entwässerung aus dem Südharz läuft. Die Böden sind nass wie ein Schwamm. Am Stausee Kelbra steht der Campingplatz unter Wasser. Die Menschen in der Region haben in den vergangenen Jahren immer wieder Erfahrungen mit Hochwasserlagen gemacht - doch so schlimm und dauerhaft wie diesmal sei es lange nicht gewesen, sagt Landrat André Schröder. Ab Montag kommt die Bundeswehr zum Einsatz.

Regen geht in Schnee über

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat vor Dauerregen gewarnt. Nun soll es kälter werden. «Die Niederschläge lassen in den geplagten Hochwassergebieten immer mehr nach und gehen in Schnee über», kündigte der DWD am Donnerstag an. Der Winter kehrt zurück, es wird zunehmend kälter und eisig. Welche Auswirkungen die Minustemperaturen auf die überfluteten Gebiete haben, blieb zunächst unklar.

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