Tierschutz
Unkontrollierte Vermehrung von Katzen soll verhindert werden
Unkontrollierte Vermehrung von Katzen soll verhindert werden
Unkontrollierte Vermehrung von Katzen soll verhindert werden
Bis Mitte März können wilde Katzen kostenfrei kastriert werden.
Katzen sind für viele Menschen faszinierende Tiere und liebgewonnene, verschmuste Hausgenossen. Neben den Felidae in Privathaushalten gibt es in Schleswig-Holstein jedoch nach aktueller Schätzung auch 75.000 freilebende Bartputzer, die sich als sogenannte „Wildlinge“ unkontrolliert vermehren. Und das in rasanter Geschwindigkeit. So kann es von einer nicht kastrierten Katze und deren Jungen innerhalb eines Jahres bis zu 35 Nachkommen geben.
Dies ist problematisch, weil diese Katzen oft nicht ausreichend Nahrung finden und häufig krank oder auch verletzt sind.
Husumer Tierarzt und Ehrenpräsident der Tierärztekammer Dr. Jens-Peter Greve
Dies ist problematisch, weil diese Katzen oft nicht ausreichend Nahrung finden und häufig krank oder auch verletzt sind, erklärt derHusumer Tierarzt und Ehrenpräsident der Tierärztekammer Dr. Jens-Peter Greve, der im Jahr 2014 die erste landesweite Katzenkastrations-Aktion mit initiierte. Im Pilotprojekt wurden damals zwischen Herbst 2014 und Herbst 2015 insgesamt 7428 Katzen kastriert.
Seitdem unterstützt auch das Land Schleswig-Holstein zwei Mal im Jahr das Gemeinschaftsprojekt, in dem sich Tierschutzverbände, die Tierärzteschaft, die teilnehmenden Kommunen sowie der Landesjagdverband gemeinsam gegen das Katzenelend engagieren.
Wildvögel und Kleintiere in Gefahr
„Zu viele freilebende Katzen können die Bestände von Wildvögeln und anderen Kleintieren beeinflussen. Außerdem stellen sie als Krankheitsüberträger, zum Beispiel von Katzenaids (FIV) oder Katzenleukämie (FeLV), eine Gefahr für andere Tiere dar“, erläutert Nordfrieslands Kreisjägermeister Thomas Carstensen, der zudem darauf hinweist: „Die Verantwortung für das Wohlergehen und den Schutz eines Tieres obliegt dem Besitzer. Deshalb sollten Freigänger auf jeden Fall kastriert und gechippt, also mit einem Mikrochip gekennzeichnet sein, damit, wenn uns eine Katze in die Falle geht, eine Halterfeststellung erfolgen kann.“
Vor allem in städtischen Parks, auf verwilderten Brachflächen und auf landwirtschaftlichen Betrieben nimmt die Zahl der Streuner oft überhand. „Die Leute füttern die Katzen, aber um die medizinische Versorgung kümmern sie sich in der Regel nicht. Das ist ein Teufelskreis, dem man nur beikommen kann, wenn uns die Tiere gemeldet werden und wir sie fangen und versorgen können“, erklärt Sarah Graff vom Verein Stubentiger Eiderstedt.
Verein Stubentieger päppelt Katzen auf
„Wir fangen und begleiten im Aktionszeitraum jeweils zwischen 140 und 180 Katzen. Wenn der Nachwuchs noch ganz klein ist, versuchen wir ihn aufzupäppeln und zu vermitteln. Ältere Tiere sind dagegen nicht mehr zu sozialisieren. Sie bleiben Wildlinge. Deshalb werden sie nach der Behandlung wieder an ihrem Fundort ausgesetzt“, führt Sarah Graff aus. An der aktuellen Aktion könne sich der Verein im Übrigen aus organisatorischen Gründen nicht beteiligen. Aber im Herbst seien die Stubentiger auf jeden Fall wieder mit am Start, teilt sie bedauernd mit.
Zu beobachten sei mittlerweile ein Umdenken bei den Landwirten, auf deren Höfen es von alters her oft von Wildlingen wimmelt. „Bei den Alten durften wir nicht einmal auf den Hof. Die entsorgen ihre Katzen auf eigene Weise. Aber die jungen Bauern rufen uns immer häufiger an, wenn sie Unterstützung brauchen“, berichtet die Sarah Graff. Letztlich sei diese Entwicklung erfreulich.
Tierärzte fordern Registrierungsverordnung
Doch ein wirklich effektiver Tierschutz wäre, wenn alle Gemeinden und Städte bei der Aktion mitmachen müssten. Und noch wichtiger: Es sollte bundesweit gesetzliche Pflicht sein, eine Kastrations-, Kennzeichnungs- und Registrierungsverordnung zu erlassen. „Mehrere Hundert Kommunen im Bundesgebiet haben dies bereits getan. Doch landläufig fehlt es den Katzen immer noch an der nötigen Lobby. Denn obwohl die Tierschutzvereine jährlich viele tausend Euro für die Kastration der Wildlinge aufbringen, findet das Thema bisher kein ausreichendes Gehör auf der politischen Ebene“, erklärt dieKatzenaktivistin.