Erziehung

Zocken im Lockdown: Spielt mein Kind zu viele Videospiele?

Zocken im Lockdown: Spielt mein Kind zu viele Videospiele?

Zocken im Lockdown: Spielt mein Kind zu viele Videospiele?

Paula Bäurich/shz.de
Hamburg
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Der Medienkonsum nimmt im Lockdown deutlich zu. Foto: Wolfgang Kumm/dpa

Die steigende Beliebtheit von Videospielen ist vor allem für Kinder nicht ungefährlich. Wie Sie richtig damit umgehen.

Die Gaming-Branche erlebt derzeit einen regelrechten Boom: Vor allem Spiele mit Mehrspieler-Modus gewinnen immer mehr an Popularität. "Computer- und Videospiele, die sich online gemeinsam spielen lassen, sind aktuell besonders beliebt", sagte Martin Puppe, Pressesprecher des Verbandes der Deutschen Game-Branche, zur Tagesschau. So gehörten zu den Hits in den vergangenen Monaten etwa Spiele wie „Fall Guys“, „Among Us“ oder auch „Animal Crossing: New Horizons“.

Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rät inzwischen zu sogenannten Multiplayer-Spielen. Diese könnten in Zeiten räumlicher Isolation eine Möglichkeit zur Kommunikation und sozialen Interaktion bieten. Unter dem Kampagnen-Namen #PlayApartTogehter wirbt die WHO für das Zocken zu Hause, um die Ansteckungsgefahr zu reduzieren.

Positive Effekte auf die Psyche

Wie der „Guardian“ berichtete, fanden Forscher in Oxford in einer Studie sogar heraus, dass sich Zocken positiv auf die Psyche im Lockdown auswirkt, wenn man die richtigen Spiele spielt. So besserte sich die Stimmung der Studienteilnehmer, als sie „Animal Crossing“ und „Plants vs. Zombies“ spielten. Den Grund für die Steigerung des Wohlbefindens sehen die Forscher darin, dass die Teilnehmer beim Zocken eine positive subjektive Spielerfahrung erlebten. So biete „Animal Crossing“ die Möglichkeit, abzuschalten und sich zu entspannen.

Steigende Nutzungszeiten

Dabei warnen Mediziner und Suchtforscher immer wieder davor, dass Kinder und Jugendliche zu viel Zeit vor technischen Geräten wie Smartphones, Tablets und Computern sitzen, um zu spielen oder andere Online-Angebote zu nutzen. Laut einer DAK-Studie nehmen die Nutzungszeiten unter dem Corona-Lockdown deutlich zu. So steig die wöchentliche Spieldauer im Mai 2020 um 75 Prozent im Vergleich zum September 2019 an.

Ob mit der steigenden Spielzeit auch die Mediensucht zunimmt, ist allerdings noch nicht klar. Denn nur, dass man viel am Computer spielt, heißt nicht automatisch, dass man auch süchtig ist. Eine Sucht treffe laut Professor Rainer Thomasius, Ärztlicher Leiter am Deutschen Zentrum für Suchtfragen im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, auf etwa drei bis fünf Prozent der Kinder und Jugendlichen zu.

So klappt´s ohne Streit

Trotzdem bleibt für viele Eltern die Frage, wie sie den Medienkonsum ihres Kindes im Lockdown kontrollieren können. Laut einem Experten vom Springer-Portal "Business Insider" sollten Sie sich je nach Alter Ihres Kindes an unterschiedliche Tipps halten:

  • Vorschulkinder sollten maximal 30 Minuten allein vor digitalen Medien verbringen. Gegebenenfalls muss man Meetings danach planen. Geeignet seien Angebote von Kindersendern wie KIKA.
  • Für Grundschulkinder empfiehlt der Experte etwas mehr Spielraum. So könnten Sie mit Ihrem Kind ein Spielkontingent für die Woche festlegen, das es sich selbst einteilt. So ersparen Sie sich Zeit und Ihr Kind lernt, sich selbst zu kontrollieren.
  • Besonders für Jugendliche ist die Nutzung von sozialen Medien und das Spielen derzeit sehr wichtig. Das ermöglicht ihnen, im Kontakt mit ihren Freunden zu bleiben. Wichtig ist, dass Eltern mit ihren Kindern über das, was sie konsumieren, sprechen. So können Sie gemeinsam am Esstisch über aktuelle Nachrichten oder auch Fake-News sprechen. Dabei sollten Sie Ihr Kind auch mal fragen, was die Youtuber oder TikTok-Stars, denen Ihr Kind folgt, zu einem Thema sagen.
  • Und auch Ihren eigenen Medienkonsum sollten Sie kontrollieren, denn Sie sind für ihre Kinder Vorbilder. Vor allem in Krisenzeiten orientieren sie sich an Ihrem Verhalten. Zudem rät der Experte dazu, das Hobby Ihres Kindes mit ihm zu teilen, indem man gemeinsam spielt oder Nachrichten auf Youtube schaut.
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