Russischer Beschuss

AKW-Brand: Lage laut Botschafterin weiter sehr riskant

AKW-Brand: Lage laut Botschafterin weiter sehr riskant

AKW-Brand: Lage laut Botschafterin weiter sehr riskant

dpa
Kiew
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Feuerwehrleute löschen ein Feuer in Stadtzentrum von Tschernihiw. Russland hat seine Angriffe auf belebte Städte ausgeweitet, was von Präsident Selenskyj als Terrorkampagne bezeichnet wurde. Foto: Dmytro Kumaka/AP/dpa

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In der Ukraine stand für mehrere Stunden ein Atomkraftwerk nach russischem Beschuss im Mittelpunkt. Das Feuer an dem AKW konnte gelöscht werden. Trotz erster Entwarnungen gibt es offenbar weiter große Gefahr.

Die ukrainische Botschafterin in den USA, Oksana Markarowa, sieht nach dem Feuer an Europas größtem Atomkraftwerk in der Ukraine trotz erster Entwarnungen weiter große Gefahr.

«Die Lage ist weiter sehr, sehr riskant», sagte Markarowa dem Nachrichtensender CNN. Auch wenn das System in der Anlage zunächst gesichert sei, sei die Situation insgesamt keineswegs sicher. Die Tatsache, dass die Anlage Ziel militärischer Attacken geworden sei und nun unter russischer Kontrolle stehe, sei eine «große Gefahr».

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg bezeichnete das Vorgehen der Russen gegen das Atomkraftwerk als rücksichtslosen Kriegsakt. «Das zeigt einfach, wie gefährlich dieser Krieg ist», sagte er CNN.

«Ausmaß der Schäden bislang unklar»

«Das Ausmaß der Schäden ist bislang unklar», so das Bundesumweltministerium (BMUV) und das Bundesamt für Strahlenschutz auf ihren jeweiligen Webseiten - die informieren fortlaufend über die Gefährdungslage. Alle radiologischen Messwerte an dem Kraftwerk bewegten sich «weiter im normalen Bereich».

«Sollte das BMUV Hinweise haben, dass sich ein radiologischer Notfall mit erheblichen Auswirkungen in der Ukraine ereignet, würde das radiologische Lagezentrum des Bundes im BMUV die Lage bewerten, die Öffentlichkeit informieren und, soweit erforderlich, Verhaltensempfehlungen geben.»

Nach der Einnahme des AKW nahe der Großstadt Saporischschja in der Ukraine durch russische Truppen war in der Nacht auf dem Gelände ein Brand ausgebrochen, laut ukrainischem Innenministerium im Gebäude eines Trainingskomplexes. Es wurde am Morgen gelöscht.

Die ukrainische Aufsichtsbehörde, das russische Verteidigungsministerium und später auch die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) versicherten, es sei keine erhöhte Strahlung gemessen worden. Ein russischer Ministeriumssprecher sagte der Agentur Interfax zufolge, das Personal arbeite normal weiter. Der Brand inmitten des Ukraine-Krieges hat die Welt jedoch in noch größere Sorgen versetzt.

«Angriffe auf Atomkraftwerke sind Kriegsverbrechen»

Die Kämpfe bei dem ukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja beschäftigen noch heute den UN-Sicherheitsrat in New York. Ratsmitglied Norwegen, dass das Treffen zusammen mit einer Reihe westlicher Staaten beantragt hatte, teilte mit: «Bewaffnete Angriffe auf friedliche Nuklearanlagen sind eine Verletzung des Völkerrechts.»

Die US-Botschaft für die Ukraine hat im Zusammenhang mit dem Brand am ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja von einem «Kriegsverbrechen» gesprochen. «Mit dem Beschuss des größten europäischen Kernkraftwerks geht Putins Schreckensherrschaft noch einen Schritt weiter», teilte die Botschaft auf ihrem Twitter-Account mit Blick auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin mit. «Es ist ein Kriegsverbrechen, ein Atomkraftwerk anzugreifen.»

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte russischen Panzern den gezielten Beschuss des Atomkraftwerks vorgeworfen. Der Sprecher des Moskauer Verteidigungsministeriums sprach hingegen von einer «Provokation des Kiewer Regimes in der Nuklearanlage», die Russland in die Schuhe geschoben werden solle. Die US-Regierung hatte das Personal ihrer Botschaft in Kiew wegen der Eskalation in der Ukraine-Krise bereits vor einiger Zeit nach Polen verlegt.

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