CNN-Journalistin

Blick durch «Fenster in die Hölle» von Gaza

Blick durch «Fenster in die Hölle» von Gaza

Blick durch «Fenster in die Hölle» von Gaza

dpa
Rafah/Gaza
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Zerstörung und Leid dominieren den Gazastreifen. Foto: Abed Rahim Khatib/dpa

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Der Druck auf Israel, bei seinem Vorgehen gegen die islamistische Hamas mehr Rücksicht auf die Zivilbevölkerung zu nehmen, wächst. Eine CNN-Journalistin vermittelt die grauenhaften Folgen des Krieges.

Kinder mit abgerissenen Gliedmaßen, ein kleiner Junge mit entstelltem Gesicht, den Israels Bombardements zum Waisen gemacht haben - es sind entsetzliche, herzzerreißende Szenen, die die CNN-Journalistin Clarissa Ward von einem kurzen Besuch in einem von den Vereinigten Arabischen Emirate im Gazastreifen betriebenen Feldlazarett zeigt.

Es ist ein «kurzer Blick aus einem Fenster in die Hölle», wie sie sagt. Laut dem US-Sender umging die Reporterin das von Israel über das Kriegsgebiet verhängte Zutrittsverbot für internationale Reporter, indem sie mit Medizinern der Emirate über den Grenzübergang Rafah in den abgeriegelten Gazastreifen gelangte.

Israel hat zwar einigen Journalisten die Einreise gestattet, aber nur in Begleitung und unter Aufsicht der israelischen Armee. Es gibt allerdings auch internationale Medien, die wie die Deutsche Presse-Agentur Mitarbeiter im Gazastreifen haben. Der ägyptische Grenzübergang Rafah ist der einzige, über den Hilfsgüter nach Gaza gelangen. Journalisten werden offiziell nicht mehr durchgelassen.

Schlimme Verletzungen

Als Ward das Lazarett mit einem Arzt betritt, ist eine Explosion zu hören. An israelische Bombenabwürfe habe man sich gewöhnt, jeden Tag gehe das mehrmals so, schildert der Mediziner. Wenige Minuten später werden ein Mann und ein 13-Jähriger mit blutdurchtränkten Verbänden hereingeschoben. Dem Jungen fehlt ein halbes Bein, und auch dem völlig unter Schock stehenden Mann zerfetzte es das Bein.

Ein achtjähriges Mädchen, deren Oberschenkelknochen bei einem Bombeneinschlag zertrümmert wurde, erzählt weinend, wie der Großvater sie gerettet habe. «Sie bombardierten das Haus vor unserem und dann unseres. Ich saß neben meinem Großvater und mein Großvater half mir», erzählt die Kleine, während ihre Mutter weinend an ihrem Bett steht.

Wenige Meter entfernt liegt ein nicht einmal zwei Jahre alter Junge mit furchtbaren Wunden im Gesicht. «Er weiß nicht, dass seine Eltern und Geschwister getötet wurden», berichtet Ward. Als ein Mediziner gekommen sei, der wie sein Vater ausgesehen habe, habe er «Vater, Vater, Vater» geschrien, erzählt die Tante des Kleinen. Er ist noch zu jung, um den Horror um sich zu begreifen. Neben ihm liegt eine Studentin, deren rechtes Bein amputiert wurde. Vor zehn Wochen noch habe sie an der Universität Ingenieurwissenschaften studiert, schildert Ward.

Humanitäre Katastrophe

«Die Welt hört uns nicht zu», beklagt die junge Frau. «Niemand kümmert sich um uns». Hilfsorganisation beklagen seit Wochen das Leiden der Zivilbevölkerung. Die meisten Krankenhäuser in dem abgeriegelten Küstengebiet funktionierten nicht mehr, es gebe nicht genug Lebensmittel, oft keinen Strom, Kinder würden aus Mangel an Trinkwasser verdrecktes Wasser trinken.

«Gaza wird als einer der größten Schrecken der modernen Kriegsgeschichte in die Geschichte eingehen», sagt Ward, bevor sie nach ihrem «Blick in die Hölle» wieder abreist. Ein Privileg, das die Menschen in Gaza nicht haben.

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