Krieg in Nahost

Israel meldet militärische Erfolge

Israel meldet militärische Erfolge

Israel meldet militärische Erfolge

dpa
Tel Aviv/Gaza
Zuletzt aktualisiert um:
Eine mobile israelische Artillerieeinheit feuert in der Nähe der Grenze zwischen Israel und Gaza ein Geschoss in Richtung Gazastreifen ab. Foto: Ohad Zwigenberg/AP/dpa

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Der Gaza-Krieg tobt weiter. Die Zerstörungen sind enorm. Dennoch lässt sich Israels Regierung nicht vom Kurs abbringen. Ein Überblick über die Ereignisse der Nacht und ein Ausblick auf den Tag.

Fast drei Monate nach Beginn des Gaza-Krieges setzt Israels Armee ihre intensivierten Angriffe in dem schwer zerbombten Küstenstreifen fort und meldet militärische Erfolge. Wie die Armee mitteilte, seien im Norden und Süden Gazas weitere Terroristen von Kampfflugzeugen ausgeschaltet und Tunnelschächte freigelegt worden. Im umkämpften Chan Junis im Süden des von Israel abgeriegelten Küstengebiets wurde nach Armeeangaben das Hauptquartier der islamistischen Hamas in der Stadt gestürmt.

Darin habe sich auch die Geheimdienstzentrale der Terrororganisation befunden, sagte der Armeesprecher Daniel Hagari am Vorabend. Es seien in Gaza bereits «mehr als 8000 Terroristen eliminiert» worden, sagte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu am selben Abend nach Mitteilung seines Büros. Unabhängig konnten diese Angaben nicht geprüft werden.

Israels Armee: Kampf im Norden gegen letzte Hamas-Hochburg

Die Streitkräfte konzentrieren sich nach eigenen Angaben derzeit vornehmlich auf den Süden des Küstengebiets mit der Stadt Chan Junis sowie auf den mittleren Gazastreifen. Israel vermutet, dass sich in den unterirdischen Tunneln unter Chan Junis der Anführer der Hamas im Gazastreifen, Jihia Sinwar, versteckt hält. «Wir sind dabei, den Kampf gegen die Hamas zu intensivieren», sagte Netanjahu. Im Norden ist Israels Armee nach eigenen Angaben derweil dabei, die vollständige Kontrolle über das Gebiet auszuüben. Dort konzentriere man sich nun auf die letzte noch verbliebene Hochburg der Hamas in der Stadt Gaza, das Viertel Tufah, erklärte Armeesprecher Hagari.

Zerstörungen haben gewaltige Ausmaße

Israels wochenlange Bombardierungen haben in dem abgeriegelten Küstenstreifen, der kaum größer ist als die Stadt München, gewaltige Zerstörungen angerichtet. Wie das «Wall Street Journal» am Samstag unter Berufung auf die US-Geheimdienstbehörde US Office of the Director of National Intelligence (ODNI) berichtete, hatte Israels Armee allein bis Mitte Dezember 29.000 Bomben abgeworfen. Nahezu 70 Prozent der 439.000 Häuser und Wohnungen seien beschädigt oder zerstört. Auch die Industriezone im Norden sei inzwischen fast völlig zerstört, hieß es unter Berufung auf eine Analyse der Weltbank.

«Das Wort "Gaza" wird in die Geschichte eingehen wie Dresden und andere berühmte Städte, die bombardiert wurden», zitierte die Zeitung Robert Pape, Politikwissenschaftler der Universität von Chicago. Angesichts der katastrophalen humanitären Lage und der hohen Zahl ziviler Opfer geriet Israel zuletzt international immer mehr in die Kritik. Doch die Regierung bleibt hart. «Die Hamas wird besiegt werden», sagte Netanjahu und zitierte die Worte des Generalstabschefs der Armee, Herzi Halevi: «Der Krieg wird noch viele Monate andauern».

Israels Regierungschef lehnt Rücktritt ab

Nach einem Jahr im Amt steht Netanjahu jedoch auch innenpolitisch unter starkem Druck. In seiner eigenen Bevölkerung schlägt dem Regierungschef Misstrauen entgegen. Laut Umfragen will die Mehrheit der Israelis, dass er spätestens nach dem Ende des Gaza-Krieges zurücktritt. Einen Rücktritt lehnte Netanjahu jedoch ab. «Das Einzige, wovon ich zurücktreten werde, ist die Hamas. Das ist es, womit ich zu tun habe», sagte er der «Times of Israel» zufolge.

Viele Menschen werfen dem israelischen Regierungschef vor, bislang keine persönliche Verantwortung dafür eingeräumt zu haben, dass das Hamas-Massaker am 7. Oktober in Israel geschehen konnte. Es war mit 1200 Toten das schlimmste Massaker in der Geschichte Israels. Rund 240 Menschen wurden nach Gaza verschleppt. Nach israelischen Informationen werden noch knapp 130 Geiseln dort festgehalten.

Israels Militär begann in Reaktion auf den Überfall mit massiven Luftangriffen und einer Bodenoffensive. Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde in Gaza wurden bisher 21.672 Menschen getötet. Es wird dabei nicht zwischen Zivilisten und Kämpfern unterschieden. Die Zahl lässt sich nicht unabhängig prüfen.

Palästinensische Terrororganisation: Geisel bei Luftangriff getötet

Nach Darstellung einer palästinensischen Terrorgruppe ist eine der noch festgehaltenen Geiseln in Gaza bei einem Luftangriff getötet worden. Zuvor habe Israels Armee versucht, den israelischen Soldaten zu befreien, sagte die Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP) am Samstag. Der Versuch sei gescheitert. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig prüfen. Israels Armee wollte dazu keinen Kommentar geben.

Erneut Schusswechsel auch an Israels Grenze zum Libanon

Derweil hat die Armee am Samstag auch an Israels nördlicher Grenze zum Libanon einen groß angelegten Angriff auf Ziele der dortigen Hisbollah-Miliz beendet, wie der Sprecher sagte. Dabei seien drei «terroristische Zellen ausgeschaltet» worden. Die Armee werde auch weiter militärische Stellungen der Hisbollah im Südlibanon angreifen.

«Die südliche Region des Libanon wird nicht wieder zu dem werden, was sie einmal war», sagte Hagari weiter. Im Laufe des Samstags seien mehrere Raketenabschüsse vom Libanon nach Israel festgestellt worden. 80 Prozent der Raketen der Hisbollah seien dabei auf libanesisches Gebiet gefallen. Auch dies ließ sich nicht unabhängig überprüfen.

Seit Beginn des Gaza-Kriegs kommt es immer wieder zu Konfrontationen zwischen Israels Armee und der Hisbollah an der Grenze. Dabei gab es auf beiden Seiten Tote und Verletzte. Es ist die schwerste Eskalation seit dem zweiten Libanon-Krieg 2006. Die Hisbollah hat Verbindungen zur Hamas in Gaza, gilt aber als schlagkräftiger. Zudem gilt sie als wichtigster nichtstaatlicher Verbündeter von Israels Erzfeind Iran.

Israel hofft auf Deutschlands Hilfe

Benny Gantz, Mitglied im israelischen Kriegskabinett, bat Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) um Unterstützung bei der Fernhaltung der Hisbollah-Miliz von Israels Grenze. «Der Staat Israel kann sich mit einer solchen Bedrohung nicht abfinden und Deutschland muss gemeinsam mit der internationalen Gemeinschaft eine wichtige Rolle dabei spielen, sicherzustellen, dass diese Bedrohung beseitigt wird», schrieb Gantz auf der Plattform X (vormals Twitter).

Wieder Raketenangriff der Huthis

Unterdessen hat Israels wichtigster Verbündeter im Süden des Roten Meeres nach eigenen Angaben erneut zwei Raketen der im Jemen basierten Huthi-Rebellen abgefangen. Die US-Marine habe auf einen Hilferuf eines dänischen Containerschiffs reagiert, das zuvor von einer Rakete getroffen worden war, teilte das zuständige Regionalkommando auf X mit. Das Schiff sei Berichten zufolge aber seetüchtig, es seien keine Verletzungen gemeldet worden.

Seit Ausbruch des Gaza-Kriegs greifen die Huthis immer wieder Schiffe im Roten Meer an, eine der für den Welthandel wichtigsten Schifffahrtsstrecken. Auch greifen sie Israel direkt mit Raketen an.

Was heute wichtig wird

Die humanitäre Lage im Gazastreifen ist weiter katastrophal. Dennoch intensiviert Israels Armee ihre Angriffe in dem Gebiet weiter.

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