Russische Invasion

Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage

Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage

Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage

dpa
Kiew
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Freiwillige bauen in Odessa eine Wand aus Sandsäcken zum Schutz vor Schüssen und Schrapnellen. Foto: -/Ukrinform/dpa

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Moskaus Angriffskrieg gegen das Nachbarland läuft weiter. In der Ukraine sind wichtige Ziele mit russischen Raketen getroffen worden. Die Entwicklungen im Überblick.

Verhärtete Fronten am Boden, heftige Angriffe aus der Luft: Im Ukraine-Krieg hat Russland nach Angaben beider Seiten strategisch wichtige Ziele mit Raketen und Marschflugkörpern getroffen.

Russland selbst meldete am Samstag die Zerstörung eines ukrainischen Waffenarsenals westlich der Hauptstadt Kiew. Die Ukraine bestätigte den Beschuss eines Luftwaffenstützpunkts. In Deutschland fordert die Opposition immer lauter ein Energieembargo gegen Russland, um die Finanzierung des russischen Kriegs zu stoppen.

Inzwischen haben russische Truppen zwar Teile des Nachbarlands im Norden, Osten und Süden unter Kontrolle. Ukrainische Streitkräfte leisten jedoch Gegenwehr und treiben russische Truppen wohl auch teilweise zurück, so etwa in der südukrainischen Stadt Cherson und in der Umgebung von Kiew.

Der ukrainische Heeres-Stabschef Olexander Grusewitsch warnte aber, ein russischer Angriff auf die Hauptstadt sei immer noch möglich, dort ziehe Russland starke Kräfte zusammen. Bürgermeister Vitali Klitschko ordnete für Kiew eine Sperrstunde ab Samstagabend an.

Holocaust-Mahnmal getroffen

Das britische Verteidigungsministerium erklärte auf Twitter, die russischen Angriffe auf große ukrainische Städte wie Charkiw, Tschernihiw und Mariupol hielten an. Dabei setze Russland «auf den wahllosen Einsatz von Luft- und Artilleriebombardierungen, um zu versuchen, die Verteidigungskräfte zu demoralisieren». Am Stadtrand von Charkiw wurde nach örtlichen Medienberichten auch ein Holocaust-Mahnmal durch russischen Beschuss beschädigt.

Angaben der Kriegsparteien sind unabhängig kaum zu überprüfen. Gefechte um Mariupol meldeten beide Seiten aber übereinstimmend. Die russische Armee beschieße aus der Luft und mit Artillerie zivile und militärische Objekte, teilte der ukrainische Generalstab mit. Von russischer Seite veröffentlichte der tschetschenische Anführer Ramsan Kadyrow Videos über den angeblich Einsatz seiner Kämpfer in Mariupol.

Korridore zur Flucht

Durch die Kämpfe seit Anfang März ist die Stadt mit ihren einst mehr als 400.000 Einwohnern stark zerstört worden. Frankreich erwägt gemeinsam mit der Türkei und Griechenland eine Rettungsaktion für die bedrängte Zivilbevölkerung. In anderen umkämpften Gegenden wurden nach ukrainischen Angaben zehn humanitäre Korridore eingerichtet, um Zivilisten die Flucht zu ermöglichen, so etwa im Umland Kiews und im ostukrainischen Gebiet Luhansk.

Angaben aus Moskau zufolge konnten weitere 4000 Zivilisten evakuiert werden. In den vergangenen Wochen sei mehr als 98.000 Menschen ohne ukrainische Hilfe die Flucht aus Mariupol gelungen, teilte das russische Verteidigungsministerium mit. Russland und die Ukraine werfen sich gegenseitig vor, die Evakuierung von Zivilisten aus der Hafenstadt am Asowschen Meer zu sabotieren.

Das russische Verteidigungsministerium teilte in Moskau mit, man habe mit Raketen vom Typ «Kaliber» von einem Kriegsschiff im Schwarzen Meer ein Waffendepot in der Nähe der Großstadt Schytomyr zerstört. Insgesamt seien innerhalb von 24 Stunden 117 militärische Objekte vernichtet worden. Zuvor hatte die Ukraine bestätigt, dass auch das Hauptquartier der ukrainischen Luftwaffe in Winnyzja im Westen des Landes mit mehreren russischen Marschflugkörpern beschossen worden sei. Dabei sei «erheblicher Schaden» an der Infrastruktur entstanden.

Ukrainische Medien: Russen flüchten aus Stadt bei Sumy

Ukrainische Soldaten haben eigenen Angaben zufolge russische Truppen aus einer Stadt unweit von Sumy im Nordosten der Ukraine vertrieben. Die Russen hätten in Trostjanez Waffen, Munition und Ausrüstung hinterlassen, schrieben mehrere Medien am Samstag unter Berufung auf die 93. Brigade der ukrainischen Streitkräfte. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Zuvor hatte das ukrainische Militär über Kämpfe in Trostjanez berichtet.

Die Region Sumy wird seit Beginn des russischen Kriegs gegen die Ukraine vor mehr als vier Wochen angegriffen. Auch in der angrenzenden Region Charkiw gibt es schwere Kämpfe.

Energieembargo - knickt Deutschland ein?

Die Nato und die Europäische Union hatten bei Gipfeltreffen in Brüssel versucht, eine geschlossene Reaktion auf den russischen Angriffskrieg zu finden. Eine Einigung auf einen sofortigen Importstopp für Gas, Öl oder Kohle aus Russland gelang der EU am Freitag aber nicht - auch wegen des Widerstands der Bundesregierung, die dramatische wirtschaftliche Schäden im eigenen Land befürchtet. Für die Energielieferungen müssen Deutschland und die übrigen EU-Länder täglich Hunderte Millionen Euro an Russland zahlen.

Der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) machte in der «Welt am Sonntag» Druck für einen Importstopp. «Es wird bitter, aber ich denke, wir müssen schnellstmöglich auf russische Gas- und Öllieferungen verzichten», sagte Schäuble. Der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen äußerte die Erwartung, dass die Bundesregierung bald einknickt. «Die deutsche Position, weiter Gas und Öl aus Russland zu kaufen, wird keinen Bestand haben», sagte Röttgen der «Augsburger Allgemeinen».

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