Russische Invasion

Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage

Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage

Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage

dpa
Kiew
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Straßen und Häuser in der Nähe der Stadt Makariv sind durch russische Luftangriffe schwer beschädigt. Foto: Daniel Ceng Shou-Yi/ZUMA Press Wire/dpa

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Heftige Kämpfe am Boden, Raketenangriffe aus der Luft: Die Ukraine liegt weiter unter russischem Feuer. Präsident Selenskyj fordert einmal mehr schwere Waffen. Die Entwicklungen im Überblick.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die internationale Gemeinschaft erneut zur Lieferung schwerer Waffen aufgerufen.

Sowohl in einer Videokonferenz mit dem polnischen Staatschef Andrzej Duda als auch in einer Videobotschaft forderte er Kampfflugzeuge und Panzer für die ukrainischen Streitkräfte. «Die Ukraine kann russische Raketen nicht mit Schrotflinten und Maschinengewehren abschießen», unterstrich Selenskyj die Forderung nach schweren Waffen. Er warnte, dass ansonsten das russische Militär eine spätere Bedrohung für die Nato-Nachbarstaaten darstellen könnte. «Um im Luftraum auf Augenhöhe mit den Kräften des Gegners zu kämpfen, braucht es sowohl mengenmäßig als auch technologisch Aufrüstung», untermauerte die ukrainische Luftwaffenführung die Forderung nach Kampfjets. «Wir sperren den Luftraum selber, gebt uns nur ein paar Waffen.»

Kämpfe und Raketenbeschuss

In der Ukraine wird nach dem russischen Angriff vom 24. Februar nach wie vor heftig gekämpft. Russland hat Teile des Landes im Norden, Osten und Süden unter Kontrolle, trifft dort aber auf ukrainischen Widerstand. Die Angaben der Kriegsparteien sind nicht unabhängig zu prüfen.

Der ukrainische Generalstab meldete Kämpfe um die Stadt Tschernihiw im Norden sowie im Südosten um die Städte Rubischne, Sjewjerodonezk und Mariupol. «Der Feind setzt seine umfassende bewaffnete Aggression gegen die Ukraine fort», hieß es. Der Bürgermeister der Hafenstadt Mariupol, Wadym Bojtschenko, warf den russischen Kräften rücksichtsloses Vorgehen vor. Die Flucht aus Mariupol bleibt schwierig. Für das ostukrainische Gebiet Luhansk wurde hingegen ein zweiter Fluchtkorridor ausgewiesen.

Treffen von Unterhändlern aus der Ukraine und Russland geplant

Nach rund zweiwöchigen Friedensverhandlungen im Online-Format wollen die Delegationen aus der Ukraine und Russland nun wieder persönlich zusammenkommen. Für Dienstag und Mittwoch sei ein Treffen geplant, schrieb der russische Delegationsleiter Wladimir Medinski auf Telegram. Der ukrainische Unterhändler David Arachamija bestätigte auf Facebook ein geplantes persönliches Treffen - sprach allerdings vom Beginn bereits am Montag. Das Treffen finde in Istanbul statt, teilte das türkische Präsidialamt mit. Ein Zeitpunkt wurde nicht genannt.

Luhansk plant Referendum

Die prorussischen Separatisten in Luhansk kündigten an, über einen Beitritt der Region zu Russland abstimmen zu lassen. In nächster Zeit werde ein Referendum abgehalten, sagte der Luhansker Separatistenführer Leonid Passetschnik laut Staatsagentur Tass. Der Schritt setzt Kiew unter Druck.

Das russische Verteidigungsministerium bestätigte zudem einen Raketenangriff auf das westukrainische Lwiw, das nur etwa 80 Kilometer von der polnischen Grenze entfernt liegt. Dort wurde am Samstag ein Brennstofflager getroffen. Raketen wurden nach russischen Angaben auch auf das Gebiet um die Hauptstadt Kiew abgeschossen. Insgesamt seien binnen 24 Stunden 67 Militärobjekte vernichtet worden.

Bekommt Deutschland einen Raketenabwehrschild?

Wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine wird nun auch in Deutschland erwogen, einen Raketenabwehrschild aufzubauen. «Wir müssen uns besser vor der Bedrohung aus Russland schützen», sagte der SPD-Politiker Andreas Schwarzer der «Bild am Sonntag». «Das israelische System «Arrow 3» ist eine gute Lösung.»

Geprüft wird derzeit, wie das geplante Sondervermögen für die Bundeswehr von 100 Milliarden Euro ausgegeben wird.

Ukraine kauft 5100 Panzerabwehrwaffen in Deutschland

Die ukrainische Regierung hat bei einem deutschen Waffenhersteller 5100 Panzerabwehrwaffen gekauft. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus ukrainischen Regierungskreisen. Das für die Waffenexportkontrolle zuständige Bundeswirtschaftsministerium wollte sich auf Anfrage nicht äußern.

Hersteller der schultergestützten Waffen vom Typ RGW90 HH «Matador» ist das Rüstungsunternehmen Dynamit Nobel Defence im nordrhein-westfälischen Burbach. Die Kosten in Höhe von 25 Millionen Euro trägt die ukrainische Regierung. 2650 der Waffen haben die Ukraine bereits erreicht, die restlichen 2450 sollen nach ihrer Fertigstellung bis Ende Mai in wöchentlichen Tranchen geliefert werden.

Heizsaison in Kiew wird vorzeitig beendet

Die Heizsaison in Kiew wird am Montag vorzeitig beendet. Das habe die örtliche Militärverwaltung angeordnet, teilte die Stadtverwaltung mit. Wohnungen und Geschäftsgebäude sollten nicht mehr beheizt werden. Für Schulen, Kindergärten, Krankenhäuser und Kultureinrichtungen werde das Abschalten in Absprache mit deren Leitern geregelt.

In Kiew werden in den kommenden Nächten Temperaturen von ein bis drei Grad erwartet. Üblicherweise endet die Heizsaison im Fernwärmenetz Mitte April.

Bereits zwölf Journalisten getötet

In der Ukraine sind seit Kriegsausbruch vor einem Monat bereits zwölf Journalisten ums Leben gekommen. Weitere zehn Reporter seien im Verlauf der Kämpfe teils schwer verletzt worden, teilte Generalstaatsanwältin Iryna Wenediktowa auf ihrer Facebook-Seite mit. «Der Welt die Wahrheit über Putins Aggression zu berichten, ist tödlich - im Krieg sind schon zwölf Journalisten gestorben», schrieb sie. Nach ihrer Lesart wurden die Reporter von russischen Militärs getötet. Diese Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen. Insgesamt seien nach den bisherigen Ermittlungen mindestens 56 Medienvertreter angegriffen worden, darunter 15 Ausländer.

Papst: Krieg «barbarisch und gottesverachtend»

Der Papst hat auch in dieser Woche das Angelus-Gebet für einen Appell gegen den Krieg in der Ukraine genutzt. Franziskus nannte den Konflikt am Sonntag vor den Gläubigen auf dem Peterplatz «barbarisch und gottesverachtend». Während Brüder einander töteten, ohne sich überhaupt zu sehen, würden Kinder schwer traumatisiert.

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