Russische Invasion

Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage

Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage

Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage

dpa
Kiew/Moskau
Zuletzt aktualisiert um:
Ukrainische Artillerie feuert in der Region Donezk in Richtung russischer Linien. Foto: Libkos/AP/dpa

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Seit Februar 2022 wehrt sich die Ukraine gegen Russland - es beginnt die symbolträchtige Woche des ersten Jahrestags des Krieges. Die Kämpfe gehen unvermindert weiter. Der Überblick.

Kurz vor dem ersten Jahrestag des Angriffskriegs gegen die Ukraine hat Russland am Wochenende wieder massiv ukrainische Städte und Dörfer beschossen. Im Gebiet Cherson im Süden der Ukraine wurden nach Angaben der örtlichen Behörden am Sonntag drei Erwachsene einer einzigen Familie durch Artilleriefeuer getötet. Ein 13-jähriger Junge sei verletzt worden, teilte die regionale Militärverwaltung mit. Ein weiteres Kind der Familie in dem Dorf Burhunka sei wie durch ein Wunder unverletzt geblieben.

Das Verteidigungsministerium in Moskau bestätigte einen Raketenangriff auf ein ukrainisches Militärobjekt in der Stadt Chmelnyzkyj im Westen des Landes und somit weit ab von der Front im Osten. Dort sei am Samstag die Stellung eines Kampfdrohnen-Regiments zerstört worden. Über den Treffer auf ein Militärobjekt hatten die ukrainischen Behörden ohne weitere Details berichtet. Die Angaben aus dem Kampfgebieten sind von unabhängiger Seite in vielen Fällen kaum zu überprüfen.

Am kommenden Freitag ist der erste Jahrestag: Am 24. Februar stießen russische Truppen auf Befehl von Präsident Wladimir Putin aus mehreren Richtungen in das Nachbarland vor. Die Ukrainer wehren sich dank internationaler Militärhilfe. Am Dienstag will sich Putin in einer Rede an die russische Nation wenden. Parallel dazu wird US-Präsident Joe Biden in Polen erwartet, dem Nachbarland der Ukraine im Westen. Der Krieg prägte am Wochenende auch die diesjährige Münchner Sicherheitskonferenz.

Geschosse treffen ukrainische Stadt im Gebiet Donezk

Im Osten der Ukraine schlugen nach Angaben der örtlichen Behörden in der Stadt Druschkiwka in der Nacht zu Sonntag mehrere russische Geschosse ein. Dabei seien zwei Wohnhäuser beschädigt worden, teilte der Gouverneur des umkämpften Gebiets Donezk mit, Pawlo Kyrylenko. Angaben über Verletzte oder Todesopfer machte er zunächst nicht. Druschkiwka liege weit hinter der Front, werde aber trotzdem immer wieder mit Raketen beschossen, schrieb Kyrylenko auf Telegram.

Nach einem Bericht des Nachrichtenportals «Ukraiinska Prawda» wurden seit Samstag insgesamt acht ukrainische Verwaltungsgebiete beschossen. Dazu gehörten auch die Gebiete Sumy, Charkiw, Saporischschja und Dnipropetrowsk - alle nahe der Front. Am Sonntagmorgen gab es vielerorts wieder Luftalarm.

Bei den Kämpfen am Boden hob das Moskauer Verteidigungsministerium russische Angriffe in Richtung Kupjansk und Liman hervor. Genannt wurden hohe Verlustzahlen der Ukraine an Soldaten und Material, die sich aber nicht unabhängig bestätigen lassen. Nicht genannt wurden die russischen Angriffe auf die Stadt Bachmut, bei denen vor allem Bewaffnete der Söldnertruppe Wagner eingesetzt werden. Dort sind die ukrainischen Verteidiger schwer unter Druck.

Vor dem Fernduell der Redner Biden und Putin

Putin werde bei seiner Rede am Dienstag über die «Militäroperation» und deren Auswirkungen auf Russland und die Welt sprechen, kündigte Kremlsprecher Dmitri Peskow an. Der Begriff Krieg wird in Russland nach wie vor vermieden. Biden wird am selben Tag zu einer Rede in Warschau erwartet. Die USA und Polen gehören zu den wichtigsten Unterstützer der Ukraine.

Peskow warf dem Westen fehlenden Verhandlungswillen vor. Aus diesem Grund werde der Westen wohl auch kein Treffen von Putin und Biden befürworten. Aus Sicht der Ukraine wie westlicher Länder gibt es derzeit keine Verhandlungsbasis: Russland halte an seinen Eroberungen in der Ukraine fest und wolle die Kiewer Führung stürzen.

Generalstaatsanwalt nennt Verschleppungen Völkermord

Die Ukraine wirft Russland wegen der Zwangsumsiedlung von ukrainischen Staatsangehörigen Völkermord vor. «Wenn wir über Genozid in der Ukraine sprechen, dann müssen wir über das Thema der Zwangsdeportationen von Ukrainern und ukrainischen Kindern sprechen», sagte Generalstaatsanwalt Andrij Kostin den Fernsehsendern RTL und ntv. «Zwangsumsiedlung ist ein klarer Beweis für Genozid.» Der russische Angriffskrieg gegen das Nachbarland dauert inzwischen fast ein Jahr.

Moskau spreche selbst ganz offen von einer «De-Ukrainisierung», sagte Kostin. «Wenn solche Botschaften von hochrangigen Politikern des Aggressors gesendet werden, dann geht es hier nicht nur um Kriegspropaganda, sondern das ist eine klare Anstiftung, Gräueltaten zu begehen.» Der Verschleppen von Erwachsenen wie Kindern gilt juristisch als eine Ausprägung von Völkermord. Moskau dementiert Deportationen; auch die Verschleppung von Kindern wird von russischer Seite trotz gegenteiliger Belege bestritten.

Ukrainische Parlamentarier boykottieren OSZE-Treffen

Ukrainische Abgeordnete werden die Parlamentarische Versammlung der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) am 23. und 24. Februar in Wien wegen der Teilnahme Russlands boykottieren. Das sagte eine Delegierte, Jewhenija Krawtschuk von der Präsidentenpartei Diener des Volkes, im ukrainischen Fernsehen. «Wir werden nicht an den offiziellen Veranstaltungen der Parlamentarischen Versammlung teilnehmen, an keiner einzigen.»

Trotzdem werde man nach Wien fahren und mit Partnern beraten, wie die OSZE aus ihrer Krise herauskommen könne. Die 1995 gegründete OSZE ist die größte europäische Sicherheitsorganisation. Sie ist aber durch Russlands Angriff auf die Ukraine blockiert.

Militärkritiker unter sich: Kadyrow lobt Wagner-Chef Priogschin

Der tschetschenische Machthaber Ramsan Kadyrow lobte die Söldnertruppe Wagner und deren Chef Jewgeni Prigoschin für deren Einsatz in der Ukraine. Die Wagner-Einheiten erzielten «beeindruckende Erfolge», schrieb Kadyrow auf seinem Telegram-Kanal. Er wolle ebenfalls eine Söldnertruppe aufbauen, wenn er einmal kein staatliches Amt mehr habe. Ein Foto zeigte Kadyrow zusammen mit Prigoschin: Der Schulterschluss kann als Signal gelten - beide stehen loyal zu Putin, sind aber Kritiker der Militärführung.

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