Russische Invasion

Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage

Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage

Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage

dpa
Kiew/Moskau
Zuletzt aktualisiert um:
Die Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine laufen schleppend - werden sie gar abgebrochen? Foto: Uncredited/AP/dpa

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Während die Verhandlungen stocken, übersät Russland den Osten der Ukraine weiter mit Bomben und Raketen. Die Ukraine berichtet erneut von grausamen Funden.

Unweit des Kiewer Vororts Butscha sind ukrainischen Angaben zufolge weitere Leichen von Zivilisten mit Folterspuren gefunden worden.

Russische Soldaten hätten die drei Männer vor ihrem Tod gefoltert, schrieb der Polizeichef des Kiewer Gebiets, Andrij Njebytow, am Samstag auf Facebook. Parallel zu neuen russischer Angriffen und einer unübersichtlichen Gefechtslage im Osten der Ukraine starteten die USA mit der Ausbildung ukrainischer Soldaten unter anderem auf deutschem Boden. Aus dem belagerten Stahlwerk Azovstal in der Hafenstadt Mariupol sind russischen Nachrichtenagenturen zufolge 25 Menschen evakuiert worden.

Die Leichen der Zivilisten seien in einem Waldstück nahe des Dorfs Myrozke verscharrt gewesen und erst am Freitag entdeckt worden, berichtete Polizeichef Njebytow. Sie wiesen Schusswunden an den Ohren auf und seien teils gefesselt und geknebelt gewesen.

Bereits kurz nach dem Abzug russischer Truppen vor knapp einem Monat hatten in Butscha Funde von Hunderten getöteten Zivilisten weltweit für Entsetzen gesorgt. Die Ukraine wirft Russland Kriegsverbrechen und gezielte Massaker an wehrlosen Menschen vor. Moskau weist vehement zurück, die Schuld am Tod der Zivilisten in Butscha und anderen ukrainischen Gebieten zu tragen.

Gefechte werden fortgesetzt

Während die Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland nur schleppend verlaufen, werden die Gefechte mit aller Härte fortgesetzt. Beide Seiten berichteten von militärischen Erfolgen im heftig umkämpften Osten des Landes. Die russische Seite gab an, mehr als 380 ukrainische Militärobjekte getroffen zu haben, etwa vier Munitionslager und ein Kraftstoffdepot. Zudem seien 120 ukrainische Kämpfer «vernichtet» worden. Ein russischer Raketenangriff hat ukrainischen Angaben zufolge die Landebahn des Flughafens in der Hafenstadt Odessa zerstört.

Die ukrainische Seite gab an, elf Panzer, neun Drohnen und sieben Artilleriesystem vernichtet zu haben. Die ukrainische Armee sprengte zudem eine Eisenbahnbrücke im Gebiet Donezk, wie die «Ukrajinska Prawda» schrieb. Dabei sei ein russischer Güterzug getroffen worden. Die Ukraine soll nach russischer Darstellung auch die grenznahe russische Region Kursk mit Granaten attackiert haben. Immer wieder waren auch Ziele in Russland nahe der Grenze beschossen worden.

USA bilden ukrainische Soldaten aus

Die USA bilden nun ukrainische Soldaten in Deutschland an Haubitzen und anderen schweren Geschützen aus. Das Training der Soldaten auf deutschem Boden habe bereits begonnen, bestätigte der Sprecher des US-Verteidigungsministers. Das ukrainische Militär werde an mehreren Standorten außerhalb der Ukraine trainiert.

Aus dem belagerten Stahlwerk Azovstal in Mariupol sind Berichten der russischen Nachrichtenagenturen Tass und Ria Nowosti zufolge 25 Zivilisten evakuiert worden, darunter sechs Kinder. Unabhängig überprüfen ließen sich die Angaben nicht. Ukrainischen Angaben zufolge sollen in den Bunkeranlagen des Stahlwerks rund 1000 Zivilisten eingeschlossen sein. Russland wiederum spricht von rund 2500 ukrainischen Kämpfern und ausländischen Söldnern, die sich dort ebenfalls verschanzt haben sollen.

14 Ukrainer frei nach Gefangenenaustausch

Bei einem erneuten Gefangenenaustausch mit Russland sind Angaben aus Kiew zufolge 14 Ukrainer freigekommen - sieben Zivilisten und sieben Soldaten, teilte die ukrainische Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk mit. Von russischer Seite gab es keine Bestätigung. Wereschtschuk zufolge sollen sich rund 1000 ukrainische Zivilisten und 700 Militärangehörige in russischer Gefangenschaft befinden. Die Ukraine habe rund 700 russische Soldaten als Kriegsgefangene genommen. Seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen das Nachbarland am 24. Februar hatten Moskau und Kiew bereits mehrfach Gefangene ausgetauscht.

Lawrow wirft Westen Behinderung vor

Russlands Außenminister Sergej Lawrow warf dem westlichen Militärbündnis in einem Interview der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua vor, das Ende der «Spezialoperation» - wie Moskau den seit mehr als zwei Monate dauernden russischen Angriffskrieg nennt - durch Waffenlieferungen und politische Vereinbarungen zu verhindern. Die Gespräche würden durch «militante Rhetorik und hetzerische Aktionen der westlichen Unterstützer von Kiew» behindert.

Im arabischsprachigen Sender Al-Arabija warnte Lawrow, Russland kenne die Routen, über die die Ukraine aus dem Westen Waffen bekomme. Die Waffen sollten nun Ziel werden, «sobald sie das Territorium der Ukraine erreichen». Er sagte aber auch, dass sich Russland nicht im Krieg mit der Nato sehe. Sein Land drohe nicht mit Atomwaffen, westliche Medien übertrieben bei diesem Thema. «Wir «spielen» nicht mit einem Atomkrieg», sagte er.

Parteitage von CSU und Grünen

Der Krieg in der Ukraine stand auch im Mittelpunkt von Parteitagen der CSU in Würzburg und der Grünen in Düsseldorf. CSU-Chef Markus Söder warf Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und der Ampel-Koalition eine zögerliche Haltung vor. «Deutschland macht seit Wochen eine peinliche Figur», kritisierte er. CSU-Generalsekretär Stephan Mayer sagte über Scholz, es brauche in dieser Lage einen Kapitän «und nicht nur einen Leichtmatrosen». Die Grünen unterstützen mit einem Antrag in Düsseldorf mehr Geld für die Bundeswehr und die Lieferung auch schwerer Waffen an die Ukraine - sie lehnen das Zwei-Prozent-Ziel der Nato für Rüstungsausgaben aber ab. Zuvor hatte Parteichef Omid Nouripour versprochen: «Wir werden immer Friedenspartei bleiben.»

Der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz will Medienberichten zufolge am Montag in die ukrainische Hauptstadt Kiew reisen.

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