Russische Invasion

Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage

Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage

Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage

dpa
Kiew
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Präsident Wolodymyr Selenskyj will mögliche Absprachen mit Moskau vom ukrainischen Volk legitimieren lassen. Foto: Uncredited/Ukrainian Presidential Press Office/AP/dpa

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Selenskyj bezeichnet russische Truppen in der Ukraine als «Touristen mit Panzern». Eine russische Zeitung schreibt von knapp 10.000 gefallenen Soldaten - und löscht die Zahl wieder. Entwicklungen im Überblick.

Seit knapp zwei Wochen herrscht Krieg in der Ukraine. Ein Überblick über die Lage vor Ort und wichtige politische Entwicklungen.

Selenskyj will über Absprachen mit Moskau abstimmen lassen

Ukraines Präsident Wolodymyr Selenskyj will über alle in Verhandlungen mit Russland erzielten Vereinbarungen landesweit per Volksabstimmung entscheiden lassen. Das kündigte der ukrainische Staatschef im Fernsehen an. Die abschließende Form von Kompromissen mit Russland über Sicherheitsgarantien sowie über die besetzten Gebiete der Ukraine müsse in einem Referendum abgesegnet werden.

Beide Kriegsparteien verhandeln derzeit miteinander. Konkrete Vereinbarungen gibt es aber bislang noch nicht.

Selenskyj warnte Russlands Präsident Wladimir Putin vor einer Fortsetzung des Kriegs: «Indem er uns vernichtet, vernichtet Putin sich selbst.»

Seine Landsleute rief Selenskyj angesichts der zunehmenden Gewalt gegen Zivilisten zum Widerstand und zum Durchhalten auf. «Um unser Volk zu retten. Kämpft. Kämpft und helft!» In seiner Ansprache an das «große Volk der großen Ukraine» bezeichnete Selenskyj die russischen Militärs als «Touristen mit Panzern» und «Sklaven ihrer Propaganda, die ihr Bewusstsein verändert hat».

Russische Zeitung nennt hohe Opferzahl in Ukraine

Die kremlnahe russische Zeitung «Komsomolskaja Prawda» hat hohe Zahlen angeblich in der Ukraine getöteter Russen veröffentlicht - und später wieder gelöscht.

In einem Online-Artikel war unter Berufung auf das Verteidigungsministerium die Rede von 9861 russischen Soldaten, die seit Beginn des Kriegs gestorben sein sollen, wie aus einer archivierten Version des Textes hervorgeht. Das wären deutlich mehr als die 498 Toten, die Moskau bislang offiziell bestätigt hat. Einige Stunden später war die entsprechende Passage aus dem Artikel der «Komsomolskaja Prawda» allerdings wieder verschwunden.

Der ukrainische Präsidentenberater Mychailo Podoljak kommentierte auf Twitter, dass «die russische Kunst des Lügens» nicht mehr helfe. «Ein Desaster für die Propaganda Russlands, in der echten Welt gibt es aber fast schon doppelt so viele tote Russen.»

Nach ukrainischer Darstellung sind seit Kriegsbeginn bereits knapp 15.000 russische Soldaten getötet worden.

Panik nach nach Aufruf zur Evakuierung von Boryspil

Nach einem Evakuierungsaufruf an Bürger der ukrainischen Stadt Boryspil südöstlich von Kiew versuchen Offizielle, die Bevölkerung wieder zu beruhigen. «In sozialen Medien ist Panik ausgebrochen, dass morgen ein Angriff beginnt und morgen Boryspil vernichtet wird», zitierte die ukrainische Agentur Unian den Berater des Innenministers, Wadym Denisenko.

Bürgermeister Wolodymyr Borissenko, der zum Verlassen der Stadt aufgerufen hatte, habe gesagt, wenn Frauen und Kinder die Stadt verließen, sei es einfacher für die Männer, die Stadt vor theoretisch möglichen Angriffen zu schützen. Darauf sollten sich die Menschen konzentrieren, so Denisenko.

Denisenko zufolge herrscht nun nicht nur in Boryspil Panik, sondern auch in den umliegenden Dörfern und der ganzen Region um Kiew. Boryspil mit seinen etwa 60.000 Einwohnern liegt rund 30 Kilometer südöstlich von Kiew. Bürgermeister Borissenko hatte in seinem Aufruf an die Zivilbevölkerung gesagt, es gebe keinen Grund, in der Stadt zu bleiben, in der Umgebung werde bereits gekämpft.

Ukraine: Mögliches Attentat auf Selenskyj gestoppt

Die ukrainische Spionageabwehr hat ein mögliches Attentat auf Präsident Selenskyj nach eigenen Angaben gestoppt. Eine Gruppe von russischen Saboteuren, angeführt von einem Geheimdienstler, sei in der Stadt Uschgorod im Dreiländereck zwischen der Ukraine, der Slowakei und Ungarn festgenommen worden, berichtete die Agentur Unian in der Nacht zum Dienstag.

Zum Auftrag der etwa 25 Männer gehörten neben dem Anschlag auf Selenskyj in Kiew auch die Ausführung einer Reihe von Sabotageakten im Regierungsviertel sowie in anderen Landesteilen der Ukraine.

Kreml: Beziehungen zu USA am Rande des Abbruchs

Russlands Vize-Außenminister Sergej Rjabkow sieht die Beziehungen zu den USA wegen des Ukraine-Krieges vor dem Abbruch.

«Gestern wurde dem amerikanischen Botschafter eine Protestnote übergeben, in der darauf hingewiesen wird, dass die Beziehungen an den Rand des Abbruchs geraten sind», zitiert die Agentur Interfax Rjabkow.

Zugleich stellte er Bedingungen für eine Fortsetzung der Gespräche zwischen Moskau und Washington: Die USA müssten ihre Eskalation stoppen - verbal und bei der Lieferung von Waffen an die Ukraine. «Sie müssen aufhören, Drohungen gegen Russland auszusprechen», so der Vize-Minister.

US-Präsident Joe Biden hatte Russlands Machthaber Wladimir Putin jüngst als «Kriegsverbrecher» und «mörderischen Diktator» bezeichnet. Solche Äußerungen des amerikanischen Präsidenten, eines Staatsmannes von solch hohem Rang, seien unwürdig, hieß es in Moskau.

USA warnen vor russischen Cyberattacken

US-Präsident Joe Biden warnt vor russischen Cyberangriffen in den USA und dem Einsatz von Chemie- und Biowaffen in der Ukraine. Russland behaupte, dass die Ukraine biologische und chemische Waffen habe, sagte Biden. Das sei ein klares Zeichen dafür, dass Russlands Präsident Wladimir Putin den Einsatz beider Waffen in Erwägung ziehe, sagte Biden in einer Rede vor Führungspersönlichkeiten verschiedener Unternehmen.

Eines der Instrumente, die Putin aber am ehesten einsetzen werde, seien Cyberangriffe. Der US-Präsident forderte Firmen in den USA auf, ihre Schutzmaßnahmen zu stärken.

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